Mit Einschätzung von Daten-Experten

"Kein klassischer Innenverteidiger": Deshalb hat Fürth Haddadi verpflichtet

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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16.6.2022, 06:00 Uhr
Mit Spielintelligenz und Vorwärtsdrang: Oussama Haddadi (links) soll beim Kleeblatt nicht nur verteidigen.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Mit Spielintelligenz und Vorwärtsdrang: Oussama Haddadi (links) soll beim Kleeblatt nicht nur verteidigen.

Es war nur ein Satz in der Pressemitteilung, die das Kleeblatt am Dienstag verschickte. Doch dieser eine Satz sorgte in den Stunden danach für viele Diskussionen an den digitalen Stammtischen. Neuzugang Oussama Haddadi sei beim Kleeblatt "als Innenverteidiger eingeplant, kann aber auch auf der Linksverteidigerposition spielen", ließ Geschäftsführer Rachid Azzouzi anlässlich des Transfers des Defensivspielers ausrichten.

Blickt man auf die Leistungsdaten des 30-Jährigen, fällt auf, dass dieser die meiste Zeit seiner Karriere als linker Part der Abwehrkette verbracht hat. In 246 Spielen in Tunesien, Frankreich, Saudi-Arabien und der Türkei hat er als linker Verteidiger gespielt, in nur 19 Partien gab er den Innenverteidiger - vor allem zuletzt bei Yeni Malatyaspor.

Beim Kleeblatt aber soll er künftig eine wichtige Stütze in der Abwehrzentrale sein. Kann das klappen? Nachgefragt bei einem, der es wissen muss. Fürths Trainer Marc Schneider war früher selbst langen Linksverteidiger und ist dann in die Mitte gerutscht. "Ich bin überzeugt, dass das mit der Spielintelligenz, die er besitzt, funktioniert", betont Schneider. "Es gibt Spieler, die können nur Außen spielen, aber wenn jemand gute Füße hat, funktioniert das sehr gut - auch aus eigener Erfahrung."

Mit viel Vorwärtsdrang

Auch der verstärkte Vorwärtsdrang, den ein Außenspieler hat, bereitet dem Trainer keine Sorgen - im Gegenteil. "Wir wollen, dass die Innenverteidiger den freien Raum angreifen wenn sie ihn vor sich haben", so der 41-Jährige. "Es war ein Grund, dass wir ihn ausgewählt haben, weil er auch diesen Drang hat, nach vorne zu gehen." In Schneiders Philosophie sollen Spieler wie Haddadi im Aufbau "gerne andribbeln" und dann "gute Bälle zwischen die Linien" spielen. "Er ist nicht so der klassische Innenverteidiger, aber am Ende geht es immer um die Kombination."

Diese Kombination ist bei Oussama Haddadi eine gute, sagt auch die Datenscouting-Agentur "Global Soccer Network" (GSN), die 255 Spiele des 30-Jährigen in ihrer Datenbank hat. Den Analysten zufolge "gehören eine gute Ballverarbeitung, ein sauberes Passspiel und eine gute Technik" zu Haddadis Stärken. "Er antizipiert gut, spielt mutig mit guter Entscheidungsfindung und wirkt durchgehend konzentriert."

Zudem sei der neue Fürther "taktisch auf einem sehr gutem Level", könne weit einwerfen, sei "stabil im Zweikampf" und besteche durch "eine gute Übersicht im Aufbauspiel sowie gutes Freilaufverhalten als Anspielstation". Auch physisch sei Haddadi für Zweitliga-Verhältnisse ein guter Spieler "mit sehr gutem Antritt, auch wenn er das Tempo nicht ganz bis zum Ende hochhalten kann".

Schnellere Innenverteidigung

Einen Topspeed von 31,28 km/h hat "GSN" verzeichnet - gemeinsam mit Gideon Jung und vor allem Sebastian Griesbeck wäre die Defensive des Kleeblatts damit schneller als noch im letzten Zweitligajahr. Das ist auch notwendig, sollte die Mannschaft ähnlich dominant auftreten wie im Aufstiegsjahr, als sich sehr vieles in des Gegners Hälfte abspielte.

Schwächen haben die Daten-Experten "im Kopfballspiel und im defensiven Positionsspiel" ausgemacht. Haddadi lasse sich mitunter "als Innenverteidiger einen Tick zu weit nach außen ziehen" wodurch er "Räume im Zentrum" öffne, "wenn die Kette nicht mitschiebt". Deshalb, betonen die GSN-Experten, sei Haddadi stärker "in einer Defensive, die Raumdeckung spielt als in einer mannorientierten Deckung".

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