Saison ohne Auswärtssieg

Niederlage zum Abschluss: Kleeblatt verliert 1:2 beim FC Augsburg

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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14.5.2022, 18:01 Uhr
Tor fürs Kleeblatt: Jessic Ngankam traf Mitte der ersten Hälfte zum 1:1.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Tor fürs Kleeblatt: Jessic Ngankam traf Mitte der ersten Hälfte zum 1:1.

Als der Schiedsrichter am 16. Mai 2021 zum letzten Mal pfiff, da wussten alle Beteiligten, dass da gerade ein besonderes Fußballspiel zu Ende gegangen war. Die Spielvereinigung Greuther Fürth hatte am 33. Spieltag mit 4:2 beim SC Paderborn gewonnen, zumindest die Bundesliga-Relegation war dem Kleeblatt nun nicht mehr zu nehmen. Eine Woche später gewannen die Fürther mit 3:2 gegen Fortuna Düsseldorf und stiegen in die erste Liga auf.

Dort wurden Siege eine sehr seltene Angelegenheit. Ein Jahr später weiß man, dass der 16. Mai 2021 auch in anderer Hinsicht ein besonderer Tag war. An jenem Sonntagnachmittag gewann die Spielvereinigung tatsächlich zum letzten Mal ein Pflichtspiel in der Ferne, in der Bundesliga erwiesen sich die Fürther Spieler alle zwei Wochen wieder als sehr gute Gäste, die nur viermal überhaupt etwas mitnahmen aus den Wohnzimmern ihrer Gastgeber.

Das war auch am 14. Mai 2022 nichts anders. Beim FC Augsburg schenkten die Fürther ihrem Gegner mal wieder ein Tor, kamen dann zwar zurück, verloren am Ende aber mit 1:2. In 17 Auswärtsspielen haben die Fürther damit nur vier Punkte geholt - und kein einziges Mal gewonnen.

Den Plan für die Reise nach Schwaben hatten Stefan Leitl und Andre Mijatovic vorab gemeinsam besprochen, für die Umsetzung in der Augsburger Arena war zum ersten Mal Assistent Mijatovic alleine verantwortlich. Leitl verbrachte sein Abschiedsspiel als Trainer des Kleeblatts mit einer Corona-Infektion daheim auf der Couch - und sah das (fast) gewohnte Bild. Im Vergleich zum Heimspiel gegen den BVB tauschte das Trainerteam nur auf zwei Positionen: Der zweimal zum Ersatztorhüter degradierte Sascha Burchert durfte für Andreas Linde starten, Jetro Willems übernahm den Platz von Jamie Leweling ganz links in der Fünferkette.

Der Wille, dem scheidenden Trainer einen letzten Auswärtssieg zu schenken, war dem Kleeblatt zunächst anzumerken. Max Christiansen rauschte gar so voller Elan in seinen Gegenspieler Robert Gumny, dass er bereits in der ersten Minute die Gelbe Karte sah. Doch dann zeigten die Fürther mit jeder Minute ein bisschen mehr, warum dieses 34. Spiel auch ihr vorerst letztes in der Bundesliga war. Nach einem langen Ball hinter die letzte Kette konnte Florian Niederlechner ein erstes Mal abschließen, traf aber nur das Außennetz (5. Minute), dann schenkte die Spielvereinigung ihrem Gegner mal wieder ein Tor.

Eine Einladung zum Tor

Schon zuvor wäre das lässige Herausspielen von ganz hinten beinahe schief gegangen, nach neun Minuten ging es schief. Burchert spielte Tobias Raschl am eigenen Sechzehner an - und dem eigentlich technisch so guten Winter-Zugang versprang der Ball unter Druck, sodass nur noch ein Befreiungsschlägchen auf André Hahn möglich war. In höchster Not versuchte Raschl den Augsburger Angreifer aufzuhalten, brachte ihn dabei aber zu Fall: Elfmeter. Den verwandelte Daniel Caligiuri platziert unten links.

Auch danach leisteten sich die Gäste viele technische Fehler und Unkonzentriertheiten, die zu unnötigen Ballverlusten und einem insgesamt wenig ansehnlichen Fürther Spiel führten. Fußball spielte nur der FC Augsburg, der sich für seinen Aufwand aber nicht belohnte - und dafür bestraft wurde. Nach 23 Minuten eroberte Branimir Hrgota den Ball von Niklas Dorsch und spielte auf Raschl, der am Sechzehner den freien Jessic Ngankam fand. Die Hertha-Leihgabe nahm Maß, schloss platziert ab und traf mit dem ersten Fürther Torschuss zum Ausgleich.

Danach verflachte die Partie zusehends. Erst zehn Minuten vor der Pause wurde es turbulent. Dorsch prallte im Zweikampf an Ngankam ab und fiel unglücklich auf die Schulter, der Stadionsprecher zitierte die Sanitäter herbei. Doch die trabten für viele zu gemächlich auf den Rasen, sodass sich Torhüter Rafal Gikiewicz die Trage schnappte und, wie Sasa Kalajdzic vor einigen Wochen in Stuttgart, mit dieser unter dem Arm über den Platz sprintete. Dorsch konnte wegen eines Schlüsselbeinbruchs nicht mehr weitermachen, für ihn kam Carlos Gruezo (38.) - mehr passierte im ersten Durchgang nicht.

Seguin darf nochmal mitspielen

In der Halbzeit reagierte Andre Mijatovic auf Christiansens frühe Gelbe Karte und wechselte den Sechser aus. Für ihn kam Paul Seguin zu seinem Abschiedsspiel und übernahm Christiansens Position im defensiven Mittelfeld. Auch die Augsburger brachten mit Raphael Framberger (für Gumny) und Michael Gregoritsch (für Mads Pedersen) zwei frische Kräfte - besser wurde das Spiel durch die drei neuen Spieler aber nicht. Das wenig feurige Spiel auf dem Rasen heizten die FCA-Fans mit Pyrotechnik etwas auf, was den schwachen Schiedsrichter Tobias Reichel sogar dazu veranlasste, die Partie zu unterbrechen.

Für das erste kleine sportliche Ausrufezeichen sorgten danach die Augsburger, nach einem Ballverlust von Tillman schoss Hahn aber mehrere Meter vorbei. In der 61. Minute wechselte das Kleeblatt erneut. Für Jetro Willems kam Gideon Jung und übernahm die zentrale Position in der Fünferkette, den Platz von Ngankam im Angriff nahm Jamie Leweling ein. Kurz darauf wurde die Spielvereinigung nach einer Ecke von Tillman sogar mal wieder gefährlich. Griesbeck verlängerte die Hereingabe gut, am zweiten Pfosten brachte Hrgota den Ball aber nicht über die Linie (65.).

Anschließend wurde das zerfahrene Spiel immer zerfahrener, Werbung für das vermeintliche "Premiumprodukt Bundesliga" war das Geschehen auf dem Rasen eher nicht. Erst rauschten Simon Asta und Alfred Finnbogason zusammen und mussten behandelt werden, dann rutschte Leweling in aussichtsreicher Position im Augsburger Strafraum vor dem Abschluss aus (75.). Fünf Minuten später schoss der schwache Seguin knapp am Tor vorbei, es sollte, auf beiden Seiten, einfach nicht mehr klappen mit dem zweiten Tor - dann aber jubelte die Arena doch noch.

Augsburg Arne Maier wurde beim Spaziergang in der schwäbischen Frühlingssonne nicht gestört, tunnelte Viergever und setzte so Michael Gregoritsch ein, der frei vor Burchert cool blieb und den FCA sechs Minuten vor Schluss wieder in Führung schoss. Danach rutschte der spät eingewechselte Afimico Pululu nach einer Hereingabe von Leweling knapp am Ball vorbei, in der Nachspielzeit verpasste Pululu erst das Zuspiel auf den mitgelaufenen Asta und spielte diesen dann viel zu ungenau an.

Als eh schon alles egal war, ging sogar Torhüter Sascha Burchert bei einer Ecke mit nach vorne. Doch auch er konnte die Niederlage nicht mehr abwenden. Um 17.24 Uhr war Schluss. In einem extrem schlechten Spiel, das keinen Sieger verdient hatte, gewannen die Augsburger mit 2:1.

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