Nur 2:2

Schock in der Nachspielzeit: Fürth gibt den Sieg gegen Rostock noch aus der Hand

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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14.10.2022, 20:36 Uhr
Nicht zu fassen: Das Kleeblatt gewinnt auch gegen Rostock nicht.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Nicht zu fassen: Das Kleeblatt gewinnt auch gegen Rostock nicht.

Es war für beide Mannschaften ein Abschied. Im Mai 2012 verließ das Kleeblatt die zweite Bundesliga mit einem 2:2 in Rostock nach oben, während der FC Hansa nach dem Fürther Gastspiel in die dritte Liga absteigen musste. Neun meist durchwachsene Jahre später kehrten die Rostocker zurück, schafften 2022 den Klassenerhalt - und durften deshalb am Freitagabend im Ronhof antreten.

Das erste Wiedersehen nach zehn Jahren war vor allem aus Fürther Sicht ein sehr spannendes. Nach dem Abstieg aus der Bundesliga tut sich die Spielvereinigung ja doch erstaunlich schwer mit dem Ankommen in der neuen Umgebung - und gab beim 2:2 den vermeintlich sicheren Sieg in der Nachspielzeit noch aus der Hand.

Der Wille, wieder mehr und besseren Fußball zu spielen als in den vergangenen Wochen, war schon beim Blick auf die Startelf zu erkennen. Fürths Trainer Marc Schneider tauschte im Vergleich zum 2:2 in Regensburg zweimal - mit Timothy Tillman und Tobias Raschl durften zwei neue und spielstarke Fürther beginnen. Nachdem Oussama Haddadi erstmals auf die Bank musste, rückte Sebastian Griesbeck im 4-4-2 in die Innenverteidigung zurück.

In der vermeintlich gewohnten Formation mit Mittelfeldraute tat sich das Kleeblatt zunächst allerdings schwer, bekam kaum Zugriff und geriet schon früh in Gefahr. John Verhoek kam nach acht Minuten bei einem Freistoß vollkommen frei zum Kopfball, zielte aber zu weit nach links, zwei Minuten darauf rettete Andreas Linde gegen den Rostocker Stürmer. Zwischendurch hatte auch Raschl nach einem Einwurf zum ersten Mal aufs Tor geschossen.

Doch auch in den folgenden Minuten waren die Gäste präsenter, griffiger - und schlichtweg besser. Deshalb änderte Trainer Schneider schon früh seine Formation, zog Tillman weiter nach hinten, sodass die Fürther wie in den vergangenen drei Partien in einem 4-2-3-1 agierten - wenn auch lange nicht so defensiv ausgerichtet wie zuletzt. Die nächste Chance hatten trotzdem die Rostocker, weil Lukas Hinterseer Marco John übersprang - allerdings auch über das Tor köpfte (16.).

Dann aber jubelten die Fürther. Nach einem Freistoß klärte Hansas Damian Roßbach den Ball genau vor die Füße von Branimir Hrgota, der am Sechzehner Maß nahm und das Kleeblatt sehenswert in Führung schoss (21.). Zehn Minuten später hielten die 10.516 Zuschauer im Ronhof den Atem an. Die Rostocker Nico Neidhart und Anderson Lucoqui stießen bei einem Klärungsversuch heftig mit den Köpfen zusammen, wurden lange behandelt und dann mit zwei Tragen vom Platz gebracht.

Die Gäste mussten also nach einer halben Stunde bereits zweimal wechseln - und als es nach mehrminütiger Unterbrechung weiterging, da hämmerte Hrgota den Ball aus 25 Metern an die Latte. Danach wurde das Spiel immer zerfahrener, so rechter Spielfluss wollte nicht aufkommen. Erst in der siebenminütigen Nachspielzeit wurden die Fürther nochmal gefährlich, Hrgota scheiterte allerdings aus wenigen Metern an Hansas Markus Kolke.

Nach Wiederanpfiff hatte das Kleeblatt Glück, weil Hinterseer den Ball nach einem Freistoß nicht richtig traf (49.). Acht Minuten darauf aber stand es trotzdem 1:1: Tillman verlor bei einer Ecke das Duell gegen Lukas Fröde, bei dessen Kopfball sich Simon Asta kurz vor der Torlinie seltsamerweise wegdrehte, sodass der Ball neben dem verdutzten Linde ins Tor flog (57.). Doch nur drei Minuten darauf machte Asta seinen Fehler wieder gut, flankte perfekt auf Ragnar Ache, der das Kleeblatt erneut in Führung köpfte (60.).

Direkt danach schwächten sich die Rostocker selbst, weil Verhoek wegen eines Ellbogenschlags gegen Christiansen Gelb-Rot sah. Die Gästen wehrten sich weiter mit allen Mitteln, konnten das Kleeblatt aber nicht immer bremsen. Astas wuchtiger Schuss ging einige Meter vorbei (69.), ansonsten schafften es die Fürther, ihren Gegner meist weit weg vom eigenen Tor zu halten.

Zehn Minuten vor Schluss wechselte Schneider erstmals, für Tillman und Ache kamen positionsgetreu Jeremy Dudziak und Afimico Pululu. Jener Pululu hätte das Spiel in der 88. Minute entscheiden müssen, schoss bei einem Konter aber aus fünf Metern ebenso viele Meter über das Tor. Auch Hrgota vergab wenig später das 3:1. Da rächte sich in der 93. Minute: Christiansen traf einen Rostocker im eigenen Strafraum, den fälligen Elfmeter verwandelte Ryan Malone zum 2:2. Wenig später war Schluss. Und der ganze Ronhof schockiert.

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