Fürth schießt keine Tore mehr

"Wichtig ist Stabilität": Wie das Kleeblatt das 0:0 gegen Stuttgart verarbeitet

9.1.2022, 12:15 Uhr
Freude bei den einen, Ernüchterung bei den anderen: Während die Fürther um Maximilian Bauer, Nick Viergever und Sascha Burchert (von links) den Punkt gerne mitnehmen, sieht die Gefühlslage der Stuttgarter offenbar anders aus. 

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Freude bei den einen, Ernüchterung bei den anderen: Während die Fürther um Maximilian Bauer, Nick Viergever und Sascha Burchert (von links) den Punkt gerne mitnehmen, sieht die Gefühlslage der Stuttgarter offenbar anders aus. 

Bis vor ein paar Wochen war nichts über eine allzu enge Bindung zwischen Stefan Leitl und Huub Stevens bekannt. Als der "Knurrer von Kerkrade" 1997 mit dem FC Schalke den Uefa Cup gewann, da war Leitl gerade 20 Jahre alt und ein talentierter Mittelfeldspieler bei den Amateuren des FC Bayern. Inzwischen genießt Stevens das Dasein als Fußballtrainer-Rentner, während Leitl die schwierige Aufgabe hat, mit der Spielvereinigung Greuther Fürth in der Bundesliga zu bestehen.

Das war in dieser Spielzeit oft ein schwieriges, ja fast schon aussichtsloses Unterfangen. Doch seit sich der Fürther Trainer an die oberste Maxime von Huub Stevens hält, sieht alles nicht mehr ganz so schlimm aus. Die Null muss stehen, forderte Stevens einst. Und fordert Leitl jetzt wieder. Jede Woche aufs Neue. Diese Null hat der Mannschaft den umjubelten ersten Heimsieg der Fürther Bundesliga-Historie und insgesamt fünf der bislang sechs Punkte gebracht.

Ein Tor, fünf Punkte

Am späten Samstagnachmittag war wieder von der Null die Rede. "Ich bin froh, dass erneut die Null gestanden hat", sagte Leitl nach dem 0:0 seiner Fürther gegen den VfB Stuttgart. "Somit nehmen wir auch heute einen Punkt mit." Nach dem ernüchternden wie desillusionierenden 1:7 in Leverkusen Anfang Dezember besinnen sie sich beim Kleeblatt jetzt auf eine sehr kompakte und stabile Defensive - und müssen dafür damit leben, dass das mit dem Toreschießen eine eher seltene Freude geworden ist.

Ein Tor haben die Fürther in den vergangenen vier Spielen erzielt - damit aber fünf Punkte geholt. Stefan Leitl ist eigentlich ein großer Freund des Offensivfußballs, er hat das Kleeblatt mit einer begeisternden Spielweise, mit dem Fürther Flachpass, in die Bundesliga geführt. Dort aber musste er einsehen, dass die Qualität der Gegner zu groß ist. Also spielt das Kleeblatt jetzt wie ein typischer Aufsteiger - und verliert zumindest nicht mehr. Es gewinnt aber auch selten.

"Wir mussten viel Aufwand betreiben und sind wieder 120 Kilometer gelaufen, um diese Kompaktheit und Stabilität herzustellen", sagte Leitl. "Darunter leidet natürlich unser Offensivspiel." Seine Mannschaft sei "nicht sauber ins letzte Drittel" gekommen und habe die Angriffe dort dann auch nicht sauber zu Ende gespielt. Das aber nimmt der Trainer derzeit in Kauf, weil die biedere Spielweise zumindest Punkte bringt. "Wichtig in unserer Situation ist Stabilität", sagte Leitl. "Die haben wir an den Tag gelegt und wurden dafür mit einem Punkt belohnt. Deshalb bin ich nicht ganz unzufrieden."

Nicht ganz unzufrieden. Aber eben auch nicht vollends zufrieden. Das hätte der Trainer sein können, wenn sein Kapitän zweimal ein bisschen besser abgeschlossen hätte. Nach 22 Minuten köpfte Branimir Hrgota aus fünf Metern den Stuttgarter Torhüter an, in der 54. Minute erlief er einen Querpass in der Stuttgarter Defensive, lupfte den Ball dann aber mit zu wenig Wucht über den Torhüter, sodass Waldemar Anton den Schuss noch vor der Linie klären konnte.

Mehr Chancen erspielten sich die Fürther nicht, der VfB wurde vor allem in der Schlussphase mehrmals gefährlich, traf das Tor aber ebenfalls nicht. "In der Summe ein gerechtes Unentschieden", resümierte der Trainer, sein Abwehrchef war am Ende auch einigermaßen zufrieden. "Wenn Du nicht gewinnen kannst, solltest Du nicht verlieren", betonte Nick Viergever, der nach acht Wochen Verletzungspause wieder in der Innenverteidigung spielte und der Mannschaft bei seinem Comeback viel Stabilität verlieh.

Die neue Stabilität hat den Fürthern Punkte und Selbstvertrauen gebracht, die große Aufgabe für die nächsten Wochen wird nun, auch offensiv wieder mehr Akzente zu setzen. "Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass wir schneller in den Ballbesitz kommen und etwas ruhiger im eigenen Ballbesitz sind", sagte Leitl. Wegen der Qualität der Stuttgarter hätte seine Mannschaft aber "viele Bälle lang nach vorne gespielt und das Gegenpressing nicht sauber aufgelöst".

Mit dieser Herangehensweise tun sich die Fürther aber schon immer schwer, auch schnelle Konter sieht man eher selten. "Wir sind keine typische Umschaltmannschaft", betonte der Trainer. "Je mehr Ballbesitz wir haben, desto besser ist es für unser Offensivspiel." Gegen Stuttgart ging es laut Leitl darum "Chancen und Risiken abzuwägen". Das Kleeblatt könne derzeit nur erfolgreich sein, "wenn wir defensiver stehen und spielen und dementsprechend auch weniger Risiko in der Offensive gehen", befand der Trainer. "Deshalb haben wir zum dritten Mal in Folge zuhause kein Gegentor bekommen und fünf Punkte geholt."​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​

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