Klobalisierung - Die Toiletten der Welt

19.11.2014, 09:07 Uhr
Der Gang zur Toilette entspringt einem menschlichen Bedürfnis. Wir reden aber nicht gerne über dieses anrüchige Tabu. Dabei ist das WC, in Verbindung mit der Versorgung sauberen Wassers, eine der größten Errungenschaften der heutigen Zeit - die Milliarden Menschen nach wie vor verwehrt bleibt. Und das mit fatalen Folgen für deren Gesundheit. Der Welttoilettentag will aus diesem Grund die Bedeutung der weißen Schüssel  ins Licht der Öffentlichkeit rücken.
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Der Gang zur Toilette entspringt einem menschlichen Bedürfnis. Wir reden aber nicht gerne über dieses anrüchige Tabu. Dabei ist das WC, in Verbindung mit der Versorgung sauberen Wassers, eine der größten Errungenschaften der heutigen Zeit - die Milliarden Menschen nach wie vor verwehrt bleibt. Und das mit fatalen Folgen für deren Gesundheit. Der Welttoilettentag will aus diesem Grund die Bedeutung der weißen Schüssel ins Licht der Öffentlichkeit rücken. © dpa

Auch in Europa und Deutschland hat es lange gedauert, bis sich das Klo als Teil der Raumausstattung etablierte. Obwohl die Benutzung und Installation des Örtchens mit den vielen Namen bis in die Antike zurückreicht. Die Benutzung von öffentlichen Latrinen im alten Rom wurde damals schon besteuert. Daher auch das Sprichwort: "Geld stinkt nicht". Wasser aus den Aquädukten spülte die Ausscheidungen durch ein Kanalisationssystem weg. Bis zum modernen WC, wie es heute in den meisten Wohnräumen vorhanden ist, durchlief das Klo viele Entwicklungsstadien.
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Pecunia non olet!

Auch in Europa und Deutschland hat es lange gedauert, bis sich das Klo als Teil der Raumausstattung etablierte. Obwohl die Benutzung und Installation des Örtchens mit den vielen Namen bis in die Antike zurückreicht. Die Benutzung von öffentlichen Latrinen im alten Rom wurde damals schon besteuert. Daher auch das Sprichwort: "Geld stinkt nicht". Wasser aus den Aquädukten spülte die Ausscheidungen durch ein Kanalisationssystem weg. Bis zum modernen WC, wie es heute in den meisten Wohnräumen vorhanden ist, durchlief das Klo viele Entwicklungsstadien. © Fubar Obfusco

Die Errungenschaften der Römer in Sachen Fäkalienentsorgung gerieten mit Untergang des Reiches in Vergessenheit. Im Mittelalter und darüber hinaus übernahmen Nachttöpfe diese Funktion. Links auf dem Bild zu sehen ein 500 Jahre alter Urintopf, der aus einer Latrine im Nürnberger Augustinerhof geborgen wurde. Diese Art der Fäkalienentsorgung war zwar nicht geruchsneutral, aber dafür relativ erschwinglich. Ein ausgeklügeltes Kanalisationssystem gab es jedoch nicht, die Inhalte landeten in Hinterhöfen, Wegen und Straßen.
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Nürnberger Nachttopf

Die Errungenschaften der Römer in Sachen Fäkalienentsorgung gerieten mit Untergang des Reiches in Vergessenheit. Im Mittelalter und darüber hinaus übernahmen Nachttöpfe diese Funktion. Links auf dem Bild zu sehen ein 500 Jahre alter Urintopf, der aus einer Latrine im Nürnberger Augustinerhof geborgen wurde. Diese Art der Fäkalienentsorgung war zwar nicht geruchsneutral, aber dafür relativ erschwinglich. Ein ausgeklügeltes Kanalisationssystem gab es jedoch nicht, die Inhalte landeten in Hinterhöfen, Wegen und Straßen. © Karlheinz Daut

Auch wenn sich das Material mit der Zeit änderte, und das Äußere ansprechender wurde, blieben die Nachttöpfe für Kot und Urin auch in der Neuzeit noch in Verwendung. Nicht alle Leute besaßen jedoch einen solchen, oder verwendeten ihn bei jeder Gelegenheit. Auch unter den Reichen, und sogar in Königshäusern war es üblich, seine Notdurft in Fluren, stillen Ecken oder Parkanlagen zu verrichten. Die Abwassersysteme waren zu jener Zeit bestenfalls rudimentär, oft versickerten die Abwässer samt Fäkalien im Boden, durch Brunnen versorgten sich die Menschen wiederum mit Trinkwasser. Bakterien und eine schlechte medizinische Versorgung begünstigten Seuchen.
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Feines Nachtgeschirr

Auch wenn sich das Material mit der Zeit änderte, und das Äußere ansprechender wurde, blieben die Nachttöpfe für Kot und Urin auch in der Neuzeit noch in Verwendung. Nicht alle Leute besaßen jedoch einen solchen, oder verwendeten ihn bei jeder Gelegenheit. Auch unter den Reichen, und sogar in Königshäusern war es üblich, seine Notdurft in Fluren, stillen Ecken oder Parkanlagen zu verrichten. Die Abwassersysteme waren zu jener Zeit bestenfalls rudimentär, oft versickerten die Abwässer samt Fäkalien im Boden, durch Brunnen versorgten sich die Menschen wiederum mit Trinkwasser. Bakterien und eine schlechte medizinische Versorgung begünstigten Seuchen. © dpa

Vom einfachen Gefäß zum abgetrennten Raum mit Tür. Das Plumpsklo, auch "Donnerbalken" genannt, löste die Bettpfannen und Nachttöpfe ab. Das Häuschen drumherum kennzeichnete somit nach außen hin den Ort der Notdurft. Da die Ausscheidungen einfach plumpsten, blieb das Problem des Gestanks aber nach wie vor ungelöst. Auch heute noch sind in den Ländern Europas immer noch Plumpsklos zu finden.
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Donnerbalken mit Herz

Vom einfachen Gefäß zum abgetrennten Raum mit Tür. Das Plumpsklo, auch "Donnerbalken" genannt, löste die Bettpfannen und Nachttöpfe ab. Das Häuschen drumherum kennzeichnete somit nach außen hin den Ort der Notdurft. Da die Ausscheidungen einfach plumpsten, blieb das Problem des Gestanks aber nach wie vor ungelöst. Auch heute noch sind in den Ländern Europas immer noch Plumpsklos zu finden. © oh

Der Vorteil von Plumpsklos: Sie sind ziemlich unkompliziert einzurichten, und außerdem mobil, da sie nicht ans Abwassersystem angeschlossen sind. Daher finden sie auch heute noch Verwendung, jeder kennt die bunten Blech-Plastik-Kabinen. Denn in unserer modernen Gesellschaft ist Mobilität, auch bei der Notdurft, ein Muss: denn was wären Großveranstaltungen ohne Klos?
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Mobile Notdurft

Der Vorteil von Plumpsklos: Sie sind ziemlich unkompliziert einzurichten, und außerdem mobil, da sie nicht ans Abwassersystem angeschlossen sind. Daher finden sie auch heute noch Verwendung, jeder kennt die bunten Blech-Plastik-Kabinen. Denn in unserer modernen Gesellschaft ist Mobilität, auch bei der Notdurft, ein Muss: denn was wären Großveranstaltungen ohne Klos? © Hans-Joachim Winckler

Zurück zur Geschichte: Anfangs noch aus dem Haus verbannt, hielten die Klos später wieder Einzug ins Hausinnere - vor allem bei den besser Betuchten. Nach heutigen Standards gemessen war jedoch dieser Luxus ziemlich bescheiden, wie die Toilette des Schlosses Neunhof bei Nürnberg erahnen lässt.
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Kabuff im Schloss

Zurück zur Geschichte: Anfangs noch aus dem Haus verbannt, hielten die Klos später wieder Einzug ins Hausinnere - vor allem bei den besser Betuchten. Nach heutigen Standards gemessen war jedoch dieser Luxus ziemlich bescheiden, wie die Toilette des Schlosses Neunhof bei Nürnberg erahnen lässt. © Harald Sippel

Mit der Zeit wurde aus einem privaten Tabu ein Öffentliches: Technischer Fortschritt ließ die Städte in Europa rasant wachsen, ein funktionsfähiges Abwassersystem war mit wachsender Bevölkerungszahl unumgänglich. Die Vorstellungen von Hygiene änderten sich, und mit ihnen das stille Örtchen selbst. Toiletten wurden öffentlich bereitgestellt - und nach Geschlechtern getrennt. Ein im Berliner Volksmund "Cafe Sechseck" genanntes öffentliches Toilettenhäuschen, wie im Bild zu sehen, zeigt eine schöne Variante der öffentlichen Toilette.
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Café Sechseck

Mit der Zeit wurde aus einem privaten Tabu ein Öffentliches: Technischer Fortschritt ließ die Städte in Europa rasant wachsen, ein funktionsfähiges Abwassersystem war mit wachsender Bevölkerungszahl unumgänglich. Die Vorstellungen von Hygiene änderten sich, und mit ihnen das stille Örtchen selbst. Toiletten wurden öffentlich bereitgestellt - und nach Geschlechtern getrennt. Ein im Berliner Volksmund "Cafe Sechseck" genanntes öffentliches Toilettenhäuschen, wie im Bild zu sehen, zeigt eine schöne Variante der öffentlichen Toilette. © Johannes Eisele, dpa

Die Kennzeichnung, beziehungsweise der bildliche Hinweis für Männer- und Frauentoiletten entwickelte sich ebenfalls weiter. Die Bandbreite an Symbolen und Bildern ist schier unerschöpflich, und richtet sich oft nach dem Stil des Hauses, in dem die Klos sich befinden. Für öffentliche Toiletten haben sich die einfachen Strichmännchen mittlerweile als Standard etabliert, wie das Bild einer Toilette in Bremen zeigt. Trotz allem:  Ein Stück Kunstgeschichte der unauffälligen Art.
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Dies Symbol ist international

Die Kennzeichnung, beziehungsweise der bildliche Hinweis für Männer- und Frauentoiletten entwickelte sich ebenfalls weiter. Die Bandbreite an Symbolen und Bildern ist schier unerschöpflich, und richtet sich oft nach dem Stil des Hauses, in dem die Klos sich befinden. Für öffentliche Toiletten haben sich die einfachen Strichmännchen mittlerweile als Standard etabliert, wie das Bild einer Toilette in Bremen zeigt. Trotz allem: Ein Stück Kunstgeschichte der unauffälligen Art. © Symbolbild (colourbox.com)

Auch das, was hinter der Klotüre zu finden war, änderte sich: Für das Wasserklosett wurde im 18. Jahrhundert das Patent an einen Engländer verliehen. Diese geruchlose Art der Fäkalienentsorgung fasste schnell in ganz Europa Fuß, da sie die Wohn- und Lebensqualität aufwertete. In Deutschland wurde das erste Klo mit Wasserspülung vermutlich um 1820 im Schloss Bad Homburg installiert, ganz sicher ist das aber nicht. Heute gibt es Klos wie jenes Modell im Bild in verschiedenen Ausführungen. Egal ob Flach- oder Tiefspüler, WCs (water closets) sind aus keinem Haushalt mehr wegzudenken. In vielen Ländern gibt es rechtliche Vorschriften, die Betreiber von öffentlichen Einrichtungen aller Art verpflichten, Toiletten bereit zu stellen.
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Water Closet - ein englisches Patent

Auch das, was hinter der Klotüre zu finden war, änderte sich: Für das Wasserklosett wurde im 18. Jahrhundert das Patent an einen Engländer verliehen. Diese geruchlose Art der Fäkalienentsorgung fasste schnell in ganz Europa Fuß, da sie die Wohn- und Lebensqualität aufwertete. In Deutschland wurde das erste Klo mit Wasserspülung vermutlich um 1820 im Schloss Bad Homburg installiert, ganz sicher ist das aber nicht. Heute gibt es Klos wie jenes Modell im Bild in verschiedenen Ausführungen. Egal ob Flach- oder Tiefspüler, WCs (water closets) sind aus keinem Haushalt mehr wegzudenken. In vielen Ländern gibt es rechtliche Vorschriften, die Betreiber von öffentlichen Einrichtungen aller Art verpflichten, Toiletten bereit zu stellen.

Es gibt verschiedene Designs und Ausführungen von Klos, angefangen bei den Sitzdeckeln. Für die kleinen Toilettengänger ist das Töpfchen aber nach wie vor der erste Ort, um zu Üben. Denn Hygiene muss man erst erlernen.
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Gemeinsam geht alles besser!

Es gibt verschiedene Designs und Ausführungen von Klos, angefangen bei den Sitzdeckeln. Für die kleinen Toilettengänger ist das Töpfchen aber nach wie vor der erste Ort, um zu Üben. Denn Hygiene muss man erst erlernen. © dpa

Der Siegeszug der Toilette war ein internationaler. Aber nicht in allen Kulturen sind WCs, beziehungsweise deren Ausstattung, gleich. Ebenso die Benutzungsgewohnheiten. In islamischen Ländern zum Beispiel findet man eine Handbrause neben der Schüssel, mit der man sich nach dem Toilettengang waschen kann. Trotz der weltweiten Verbreitung von Toiletten jedoch...
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Papier oder Dusche?

Der Siegeszug der Toilette war ein internationaler. Aber nicht in allen Kulturen sind WCs, beziehungsweise deren Ausstattung, gleich. Ebenso die Benutzungsgewohnheiten. In islamischen Ländern zum Beispiel findet man eine Handbrause neben der Schüssel, mit der man sich nach dem Toilettengang waschen kann. Trotz der weltweiten Verbreitung von Toiletten jedoch... © Peter Kneffel, dpa

...  haben laut Schätzungen der WTO (World Toilet Organisation) 2,6 Milliarden Menschen, vor allem in armen Ländern, keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen und sauberem Wasser - wie vor einigen hundert Jahren die Menschen in Europa. Neben Krankheiten, die durch Bakterien entstehen, kann mangelnde Hygiene laut WTO aber auch psychische Auswirkungen haben.
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Keime im Wasser

... haben laut Schätzungen der WTO (World Toilet Organisation) 2,6 Milliarden Menschen, vor allem in armen Ländern, keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen und sauberem Wasser - wie vor einigen hundert Jahren die Menschen in Europa. Neben Krankheiten, die durch Bakterien entstehen, kann mangelnde Hygiene laut WTO aber auch psychische Auswirkungen haben. © afp

Um mehr Menschen Zugang zu sauberem Wasser, modernen Kanalisationssystemen und Toiletten zu ermöglichen, veranstaltet die World Toilet Organisation seit 2001 jährlich den Welttoilettentag am 19. November, außerdem findet regelmäßig ein mehrtägiger Toiletten Gipfel statt, auf dem das Problem diskutiert wird und Lösungen gesucht werden. Denn saubere Toiletten und sanitäre Anlagen sind lebenswichtig ...
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Eine Frage von Leben und Tod

Um mehr Menschen Zugang zu sauberem Wasser, modernen Kanalisationssystemen und Toiletten zu ermöglichen, veranstaltet die World Toilet Organisation seit 2001 jährlich den Welttoilettentag am 19. November, außerdem findet regelmäßig ein mehrtägiger Toiletten Gipfel statt, auf dem das Problem diskutiert wird und Lösungen gesucht werden. Denn saubere Toiletten und sanitäre Anlagen sind lebenswichtig ... © Oliver Lang, dapd

Klobalisierung - Die Toiletten der Welt
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Großes Geschäft im Kaffee-Feld

© UNICEF Ethiopia/2013/Ose

Klobalisierung - Die Toiletten der Welt
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Latrine eines Flüchtlingslagers

© UNICEF Ethiopia/2012/Ose

Klobalisierung - Die Toiletten der Welt
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Schuklo in Äthiopien

© Ethiopia/2010/Marinovich

Klobalisierung - Die Toiletten der Welt
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Große Pläne in Indien

© dpa

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