Studien belegen Bedarf
Fachkräfte gesucht: Wir brauchen neben Zuwanderung Firmen, die ausbilden und faire Arbeit bieten
26.11.2024, 13:58 UhrDas passt auf den ersten Blick nicht zusammen: Täglich lesen wir neue Horrormeldungen von Job-Abbau. VW will Werke dichtmachen, die Autoindustrie insgesamt steckt in der Krise - das wiederum trifft die Zulieferer, gerade in der Region Nürnberg. Auch andere Branchen spüren die Folgen der Rezession.
Und da fordern nun neue Studien, dass Deutschland weiter Zuwanderung braucht? Ist das nicht ein Widerspruch?
Die Baby-Boomer hinterlassen Riesen-Lücken
Eben nicht. Und das lässt sich auch erklären. Zum einen beginnt jene massive Welle der Verrentungen erst, die den Baby-Boomern der Geburtsjahrgänge zwischen 1961 und 1965 den Ruhestand bringt - in vielen Betrieben aber, in denen sie arbeiteten, große Lücken entstehen lässt.
Zum anderen erlebt die Industrie - wieder einmal - einen rasanten Wandel. Manche Branchen stehen vor gewaltigen Umbrüchen. Das trifft in Deutschland die Automobilhersteller massiv, die selbst zum Teil den Wandel verpassten - leider unterstützt von einer zu wankelmütigen Politik, die nicht klar genug umsteuerte und verwirrende Signale (E-Auto-Förderung: erst rein, dann raus) sendete.
Andere Branchen entstehen oder wachsen. Dienstleistungs-Anbieter im digitalen und analogen Bereich schaffen Stellen - einige davon sehr hochwertig, andere etwa im Liefer-Sektor als Billig-Jobs. In den boomenden Bereichen Pflege, Erziehung und Soziales oder Gastronomie klaffen Engpässe. Kluge Unternehmer könnten einen Teil davon durch bessere Arbeitsbedingungen und Fortbildung füllen.
Doch allein mit schon hier lebenden Kräften geht es nicht. Wir brauchen weiterhin Zuwanderung - im Idealfall gezielt in den Arbeitsmarkt und mit Menschen, die gute Ausbildung mitbringen. Da hat die Ampel die Zuzugsmöglichkeiten erleichtert. Immer noch kommt es aber vor, dass bereits Beschäftigte abgeschoben werden, obwohl sie dringend gebraucht werden. Oft werden Abschlüsse nicht anerkannt trotz teils hervorragender Qualifikation. Da lässt sich von anderen Staaten lernen, wie eine genauere Steuerung zu schaffen ist.
Die AfD sorgt für das Gegenteil von Willkommenskultur und schadet dem Land
Zentral ist das politische Klima in einem Land. Es geht um jene Willkommenskultur, die bisher oft nur in Reden bemüht wurde. Es gibt aber Landstriche, ja ganze Bundesländer, wo zu viele die dumpfe Parole "Ausländer raus" immer noch gut finden.
Und es gibt eine nach wie vor erfolgreiche Partei, die offen "Remigration" von Millionen von Menschen fordert. Die bayerische AfD hat nun das bisher abschreckendste Gegenteil von Willkommenskultur geliefert - eine menschenfeindliche, rassistische Rauswurf-Unkultur. Die AfD schadet damit jenem Land, für das sie eine Alternative sein will.
Gefragt ist ein Bündel aus machbaren Schritten, die es lohnend(er) machen, Arbeit anzunehmen. Da sind neben der Politik auch jene Unternehmen gefordert, die zu wenig erkannt haben: Für den Fachkräftemangel sind sie dann selbst verantwortlich, wenn sie zu wenig in bestens qualifiziertes Personal und vor allem Nachwuchs investieren.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen