"Weitreichende wirtschaftliche Folgen"

"Kettenreaktion": Warum eine Eskalation um Taiwan die deutsche Wirtschaft bedroht

5.8.2022, 07:46 Uhr
Auf diesem von der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua veröffentlichten Foto wird eine Rakete an einem nicht näher bezeichneten Ort in China abgefeuert.

© Wang Yi, dpa Auf diesem von der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua veröffentlichten Foto wird eine Rakete an einem nicht näher bezeichneten Ort in China abgefeuert.

"Ein militärischer Konflikt in Taiwan ist vermutlich die größte Gefahr für die über die vergangenen Jahrzehnte aufgebauten engen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und China", sagte Max Zenglein, Chef-Ökonom beim Mercator Institute for China Studies (MERICS) in Berlin am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

Mögliche Sanktionen mit massiven Kosten verbunden

"Eine Eskalation würde eine Kettenreaktion mit weitreichenden negativen wirtschaftlichen Folgen nach sich ziehen", sagte Zenglein. Störungen wichtiger Lieferketten oder mögliche Sanktionen wären mit massiven wirtschaftlichen Kosten verbunden.

Taiwanische Firmen nähmen in den globalen Lieferketten durch ihre dominante Position bei Halbleitern und auch bei anderen High-Tech-Komponenten für die Elektrotechnik eine "zentrale Rolle" ein. "Die zunehmenden geopolitischen Risiken verdeutlichen uns derzeit, wie fragil die globalisierten Produktionsprozesse aufgestellt sind", sagte Zenglein.

"Düsterer Ausblick"

Das geschäftsführende Vorstandsmitglied der deutschen Handelskammer in China (AHK), Jens Hildebrandt, hob die Bedeutung des chinesischen Marktes für die deutsche Wirtschaft hervor. "China ist das Zentrum von Produktionshubs für wichtige Vor- und Zulieferprodukte in verschiedensten Industrien", sagte Hildebrandt der dpa. "Ein weiterer Verlust von Vor- und Zwischenprodukten aus China würde der deutschen Wirtschaft einen düsteren Ausblick bescheren."

Die wochenlangen Lockdowns durch Chinas Null-Covid-Strategie hätten die Lieferketten bereits empfindlich gestört. "Die Auswirkungen davon haben die deutsche Wirtschaft sowie deutsche Konsumenten deutlich zu spüren bekommen", sagte Hildebrandt. China sei Deutschlands größter Handelspartner seit sechs Jahren. Nach den USA sei China der größte deutsche Exportmarkt, hob Hildebrandt hervor.

Gleichzeitig sei Deutschland innerhalb der EU aber auch der wichtigste Exportmarkt für chinesische Unternehmen. "Es ist wichtig zu erkennen, dass es sich bei den deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen um eine gegenseitige Abhängigkeit handelt."

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