BIP soll nur noch um 1,8 Prozent wachsen

Konjunktureinbruch und Tempolimit: "Wirtschaftsweise" über die Folgen des Ukraine-Kriegs

30.3.2022, 10:35 Uhr
Die Wirtschaftsweisen haben wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr deutlich nach unten geschraubt. Das Luftbild zeigt zahlreiche Container auf dem Gelände des Containerterminals Eurogate im Hamburger Hafen. 

© Daniel Reinhardt, dpa Die Wirtschaftsweisen haben wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr deutlich nach unten geschraubt. Das Luftbild zeigt zahlreiche Container auf dem Gelände des Containerterminals Eurogate im Hamburger Hafen. 

Der Sachverständigenrat erwartet nun nur noch ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 1,8 Prozent, wie das Beratergremium der Bundesregierung am Mittwoch in Berlin mitteilte. Für das kommende Jahr wird ein Plus von 3,6 Prozent vorhergesagt.

Die "Wirtschaftsweisen" hatten im vergangenen November für 2022 noch mit einem Wachstum von 4,6 Prozent gerechnet. Verschiedene Institute hatten ihre Prognose zuletzt bereits nach unten korrigiert. Die Unternehmen werden belastet etwa durch Lieferengpässe und steigende Energiepreise.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dämpfe das Wachstum, trage zum weiteren Anstieg der Energie- und Verbraucherpreise bei und führe zu hoher Unsicherheit, so der Sachverständigenrat. Die Inflation dürfte durch die hohen Energiepreise in diesem Jahr auf 6,1 Prozent steigen und im kommenden Jahr auf 3,4 Prozent zurückgehen.

Aufruf zu weniger Verbrauch

Um die Abhängigkeit von russischen Energieimporten zu verringern, haben Wirtschaftsweise die Verbraucher zum Energieeinsparen aufgerufen. "Die Menschen müssen jetzt weniger verbrauchen", sagte Monika Schnitzer, Mitglied des Sachverständigenrates. Sie sollten Fahrgemeinschaften bilden, langsamer fahren und wenn möglich den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Sie kritisierte geplante Maßnahmen der Bundesregierung, die den Benzinpreis künstlich niedriger hielten als er sei.

Schnitzers Kollegin Veronika Grimm, Inhaberin des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftstheorie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, sagte, es sei wichtig, Signale zu setzen, die darauf hindeuteten, dass es im Falle eines Lieferstopps russischer Energielieferungen eine brisante Lage geben könnte. Ein solches Signal könnte die Einführung eines generellen Tempolimits auf Autobahnen sein.

"Deutschland ist stark von russischen Energielieferungen abhängig. Ein Stopp dieser Lieferungen birgt das Risiko, dass die deutsche Volkswirtschaft in eine tiefere Rezession abrutscht und die Inflation noch stärker zunimmt", so Monika Schnitzer.

Deutschland sollte umgehend alle Hebel in Bewegung setzen, um sich gegen einen Stopp russischer Energielieferungen zu wappnen und die Abhängigkeit von Russland zu beenden.

Sorgen ums Gas

Die Bundesregierung hatte am Mittwoch, 30. März, die erste Stufe eines Notfallplans Gas ausgerufen. Russland fordert, dass russische Gaslieferungen nach Westeuropa in Rubel bezahlt werden. Das lehnen Deutschland und andere westliche Staaten ab.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berät die Politik. Die Experten werden umgangssprachlich auch als die "Wirtschaftsweisen" bezeichnet.

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