Prognosen von Immowelt und Postbank

Steigende Preise und Zinsen: Endet dieses Jahr der Immobilien-Boom in der Region?

Stefanie Banner

Politik und Wirtschaft

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27.5.2022, 15:00 Uhr
Laut Immowelt hat der Immobilien-Boom 2022 ein Ende - in Nürnberg sollen die Kaupreise von Bestandswohnungen um 2 Prozent sinken.

© Sebastian Kahnert, dpa Laut Immowelt hat der Immobilien-Boom 2022 ein Ende - in Nürnberg sollen die Kaupreise von Bestandswohnungen um 2 Prozent sinken.

Die Zeit der großen Preissteigerungen bei Wohnungen ist voraussichtlich vorbei, wie Immowelt in einer Analyse feststellt. Die Experten des Internetportals rechnen in einer aktuellen Preisschätzung für zehn der 14 Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern mit stagnierenden bis leicht rückläufigen Kaufpreisen bis Dezember dieses Jahres.

Untersucht wurden von dem Nürnberger Unternehmen die Angebotspreise - die Abschlusspreise können anders ausfallen - von Bestandswohnungen mit folgenden Eckdaten: 75 Quadratmeter, 3 Zimmer, 1. Stock, gebaut in den 1990er Jahren. "Die Kombination aus zuletzt stark gestiegenen Zinsen für Baudarlehen, Unsicherheiten durch den anhaltenden Ukraine-Krieg und der derzeit hohen Inflation könnten verantwortlich für die Trendumkehr am Immobilienmarkt sein", heißt es bei Immowelt.

Angenommener Zinssatz für Baudarlehen im Dezember: 3,5 Prozent

Für die Kaufpreis-Schätzung wurde Immowelt zufolge neben der langjährigen Entwicklung der Immobilienpreise auch die Entwicklung des Verbraucherpreisindexes sowie der Zinsen für Baudarlehen berücksichtigt. Konkret heißt das: Für die Werte im Dezember wurde unter anderem ein Zinssatz von 3,5 Prozent für zehnjährige Baudarlehen angenommen.

„Nach der jahrelangen Preisrallye bewegen sich die Kaufpreise in den meisten Städten künftig seitwärts. Mancherorts kommt es auch schon jetzt zu leichten Preiskorrekturen nach unten. Sollten die Bauzinsen noch stärker steigen, sind auch spürbare Rückgänge denkbar“, sagt Felix Kusch von Immowelt.

In Nürnberg sollen die Preise um 2 Prozent sinken

Die Kaufpreise in Nürnberg werden der Preisschätzung zufolge bis zum Dezember um zwei Prozent sinken - von derzeit 4.040 auf 3.950 Euro pro Quadratmeter bei der 75-Quadratmeter-Musterwohnung. In Berlin, Leipzig und Frankfurt sollen die Preise sogar um drei, vier und fünf Prozent fallen, während sie in den Großstädten in Nordrhein-Westfalen eher stagnieren.

Besonders in den Städten, in denen die Preise zuletzt noch einmal stark angezogen haben, führen die gestiegenen Bauzinsen noch zu keiner kompletten Trendumkehr, heißt es weiter. Der erwartete Rückgang bei der Nachfrage sorge aber dafür, dass die Preiskurven bis Jahresende stark abflachen. So erwartet Immowelt für München nur noch einen Anstieg von einem Prozent, "die Preisspitze dürfte dann erreicht sein". In Deutschlands teuerster Großstadt koste der Quadratmeter der Musterwohnung im Dezember voraussichtlich 9.670 Euro.

Postbank-Wohnatlas blickt auf langfristige Entwicklung der Preise

In Hamburg sei hingegen noch etwas Luft nach oben. Nach einem erwarteten Plus von zwei Prozent liegt der Quadratmeterpreis Ende des Jahres bei 6.790 Euro. Der stärkste Anstieg wird für Hannover erwartet, wo nach einem Plus von drei Prozent der Quadratmeter bei 4.250 Euro liegt.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der "Postbank Wohnatlas 2022", der in manchen Regionen Deutschlands eine Ende des Preisbooms voraussagt. Allerdings blickt die Studie der Bank auf die langfristige Entwicklung bis 2035 und stellt fest: "Bei fast der Hälfte der 401 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte gewinnen Immobilien bis 2035 weiterhin noch an Wert." Metropolen und ihr Umland bleiben also weiterhin attraktiv.

Nachfrage übersteigt das Angebot

Das liege an erwarteten Bevölkerungszuwächsen von mehr als fünf Prozent in Großstädten, dem Umland der "Big Seven"-Städte wie München, Hamburg und Berlin sowie in vielen bayerischen Regionen - vor allem rund um die Hauptstadt. Neben der demografischen Entwicklung werde auch die erwartete Einkommensentwicklung die Kaufpreise treiben. In zentralen Lagen übersteige die Nachfrage vielerorts das Angebot, was die Preise weiter in die Höhe schnellen lasse, so das Ergebnis des Wohnatlas.

Allerdings habe für einen Großteil der Regionen der Preisboom ein Ende, heißt es auch von der Postbank: Insbesondere im westlichen Mitteldeutschland würden die Kaufpreise auf dem aktuellen Preisniveau verharren. Für weite Teile Ostdeutschlands – mit Ausnahme von Berlin, Potsdam, Leipzig, Jena, Erfurt und Weimar – sei sogar mit sinkenden Kaufpreisen für Immobilien zu rechnen.

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