Was heißt das für Nürnberg?

Trotz satter Gewinne: Vonovia will Wohnungen verkaufen

3.8.2022, 16:17 Uhr
Vonovia legt seine Zahlen für das erst Halbjahr vor. 

© Marcel Kusch, dpa Vonovia legt seine Zahlen für das erst Halbjahr vor. 

Im Zuge der Bekanntgabe der Quartalszahlen kündigte der Konzern zudem an, in Zukunft Wohnungen im Wert von rund 13 Milliarden Euro verkaufen zu wollen. Details dazu ließ Vonovia offen.

„Wir sind erst am Anfang unserer Überlegungen. Daher ist es noch viel zu früh, um konkret etwas zum Volumen und den einzelnen Standorten zu sagen“, so Pressesprecher Christoph Schwarz. „Wir haben einige Portfolios ermittelt, die sich für den Verkauf anbieten. Dabei handelt es sich um Wohnungen und Mehrfamilienhäuser, die wir langfristig verkaufen möchten. Unsere Quartiere und deren Entwicklungen sind davon nicht betroffen. Denn dort haben wir unsere Stärken“, ergänzt er.

Der Konzern besitzt insgesamt rund 500.000 Wohnungen; knapp 2200 sind es allein in Nürnberg.

Viele Menschen seien in großer Sorge, die aufgrund der aktuellen Energiekrise gestiegenen Kosten für das Heizen nicht mehr tragen zu können, sagte Unternehmenschef Rolf Buch. Vonovia werde gemeinsam mit den Mietern eine Lösung finden, wenn sich jemand seine Wohnung wegen erhöhter Heiz- und Warmwasserkosten nicht mehr leisten könne. Ähnliche Lösungen habe das Unternehmen auch seit Beginn der Corona-Pandemie gefunden.

Um möglichst viel Erdgas in den Beständen einzusparen, habe Vonovia im gesetzlich festgeschriebenen Rahmen eine Nachtabsenkung der Heizungstemperatur bei den Gas-Zentralheizungen beschlossen, teilte das Unternehmen mit. So entlaste der Immobilienkonzern die Mieter bei den absehbar stark steigenden Energiekosten sowie die Umwelt. Zusätzlich passe Vonovia die Vorauszahlungen an, um hohe Nachforderungen am Jahresende zu vermeiden.

Im ersten Halbjahr 2022 legte der operative Gewinn vor allem dank der Übernahme der Deutsche Wohnen im Jahresvergleich um 36 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro zu. Die Miete stieg per Ende Juni im Schnitt auf 7,44 Euro pro Quadratmeter – das waren zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zum Zuwachs trugen vor allem modernisierte Wohnungen bei. Kosten für energetische Sanierungen wie etwa Wärmedämmung sowie den Austausch alter Heizungsanlagen und Fenster können die Konzerne teilweise auf die Miete umlegen. Der Umsatz kletterte in den ersten sechs Monaten um knapp 35 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro.

Adler-Übernahme nicht mehr im Gespräch

Für Deutschlands größten Immobilienkonzern kommt eine Übernahme des angeschlagenen Konkurrenten Adler Group nicht mehr in Betracht. „Die Märkte haben sich verändert und deswegen ist für uns die ursprüngliche Überlegung, die Adler Group zu übernehmen, definitiv vom Tisch“, sagte Unternehmenschef Buch. Die Entscheidung von damals könne man deshalb auch kritisch hinterfragen. Vonovia wurde vor einigen Monaten größter Aktionär beim Branchenrivalen Adler Group, der in schweres Fahrwasser geraten war.

Vonovia sicherte sich im Wege der Pfandverwertung einen Anteil von 20,5 Prozent an dem Konkurrenten. Adler ist in das Visier der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geraten, nachdem die Immobiliengesellschaft im Oktober erstmals unter Druck des Leerverkäufers Fraser Perring geraten war. Sein Researchdienst Viceroy hatte schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben, darin ging es unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Adler hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Am Montag teilte die Finanzaufsicht Bafin mit, dass die Jahresbilanz 2019 der Adler Real Estate fehlerhaft sei. Der Wert eines Projekts zur Entwicklung einer ehemaligen Glashütte in Düsseldorf sei mit 375 Millionen Euro etwa doppelt so hoch angesetzt worden wie der Marktwert. Adler hält hingegen an der vollumfänglichen Richtigkeit und Ordnungsmäßigkeit des testierten Konzernabschlusses für 2019 fest und will Rechtsmittel gegen den Bescheid der Bafin einlegen. Adler hatte Ende April trotz der Verweigerung des Testats durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG Zahlen für 2021 vorgelegt – dabei war wegen hoher Abschreibungen ein Milliardenverlust angefallen. Für den Jahres- und Konzernabschluss 2022 steht KPMG nicht mehr als Wirtschaftsprüfer zur Verfügung. dpa/mek

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