Gefährliches Spiel mit Klischees

„Wollt ihr Leute? Dann beleidigt sie!“: Empörung über Imagekampagne fürs Handwerk

Astrid Loeffler

Politik und Wirtschaft/Pegnitz

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25.8.2022, 12:58 Uhr
Eines der Plakate, das im Netz für Ärger sorgt: Der Zentralverband des Deutschen Handwerks will damit bewusst Vorurteile hinterfragen, erklärt er.

© Kampagnenbüro Handwerk, NNZ Eines der Plakate, das im Netz für Ärger sorgt: Der Zentralverband des Deutschen Handwerks will damit bewusst Vorurteile hinterfragen, erklärt er.

Dem einen oder anderen mögen sie schon aufgefallen sein: großflächige, dunkelblaue Plakate, die mit Porträts junger Menschen und Sprüchen wie "Was gegen Handwerk spricht? Meine Akademikereltern" für die Branche werben sollen. Bei manchen kommt das gar nicht gut an.

Auf der Plattform Reddit etwa, wo registrierte Benutzer Inhalte einstellen können, hat die Kampagne vor allem Kritik und Spott hervorgerufen: "Wollt ihr Leute für eure Jobs? Ja? Dann beleidigt sie! Funktioniert immer", kommentiert da zum Beispiel eine Nutzerin sarkastisch. Und ein anderer schreibt: "Die dachten wohl: Aufmerksamkeit ist immer gut, auch negative. Aber das dürfte eine Binsenweisheit sein."

Hinterfragen von Vorurteilen

Die Aktion unter dem Motto "Hier stimmt was nicht" wolle bewusst Vorurteile hinterfragen und auf diese Weise zum Nachdenken anregen, erklärt dagegen die vom Deutschen Handwerkskammertag mit der Kampagne beauftragte PR-Agentur DDB Entertainment aus Berlin. Jugendliche sähen sich in ihrem Umfeld immer wieder Klischees ausgesetzt, die sie in ihrer Berufswahl einschränkten.

"Die Karrierechancen sind für Nachwuchskräfte im Handwerk besser denn je, dennoch entscheiden sich zu wenige junge Menschen für eine Ausbildung", erläutert Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.

Laut Handwerksverbänden und IG Metall fehlten aktuell allein rund 190.000 Fachkräfte für die Umrüstung und den Ausbau von klimagerechter Technik, heißt es vom Verband weiter. Dadurch gerieten die Klimaziele zunehmend in Gefahr und genau das solle mit der Frage "Für das Klima auf die Straße, aber nicht ins Handwerk?" thematisiert werden, die ebenfalls auf einem der Plakate zu lesen ist.

Junge Menschen fühlen sich davon aber wohl eher angegriffen, wie ein weiterer der inzwischen knapp 700 Reddit-Kommentare zeigt: "Man könnte auch einfach was schreiben wie: ,Umwelt schützen? Lokal produzieren!' Aber nein, wie du schon sagst, pöbeln wir lieber über Leute, denen Umwelt wichtig ist, und fühlen uns noch geil dabei."

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