Chance für den Nahverkehr

9-Euro-Ticket für die Region: VGN arbeitet an schneller Umsetzung

Arno Stoffels

Region und Bayern

E-Mail zur Autorenseite

29.3.2022, 09:07 Uhr
Bald soll es möglich sein, für neun Euro im Monat Bus und Bahn zu nutzen. 

© Stefan Blank Bald soll es möglich sein, für neun Euro im Monat Bus und Bahn zu nutzen. 

Der Beschluss kam für den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) völlig überraschend: Am 24. März hat die Ampelkoalition ein Entlastungspaket für die Bürgerinnen und Bürger auf den Weg gebracht. Darin enthalten ist ein Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr, das es für 90 Tage zum Preis von neun Euro geben soll.

Konkrete Eckpunkte für eine Einführung stehen immer noch aus, doch in Kürze soll es mehr Klarheit geben, wie der VGN mitteilt. Seit dem "völlig unerwarteten Beschluss der Bundesregierung" zum sogenannten „9 für 90“-Ticket am Donnerstag, 24. März 2022, prüfe der VGN mit seinen Verkehrsunternehmen die Möglichkeiten für eine möglichst rasche Umsetzung der Pläne, heißt es.

Dazu sei der VGN auch bereits in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr und den fünf anderen bayerischen Verkehrsverbünden.

Fragen auf dem Tisch

Eine kurzfristige Sondersitzung der Verkehrsministerkonferenz vor ein paar Tagen "brachte noch nicht die erhoffte Klarheit. Es sind nun aber die wichtigsten offenen Fragen auf dem Tisch", so der VGN.

Beschlossen hatte die Konferenz zudem die Einrichtung einer Arbeitsgruppe von Bund und Ländern, an der auch die Spitzenverbände der Branche teilnehmen. Dazu gehört der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), der rund 600 Verkehrsunternehmen und Verbünde vertritt.

Angestrebt wird laut VGN eine bundesweit einheitliche Lösung. Dabei erwartet der Verkehrsverbund durchaus einen positiven und über die 90 Tage hinausweisenden Effekt.

Chance für den ÖPNV

„Wir werden diese Chance zur Gewinnung neuer Fahrgäste und zur Rückgewinnung der während der Pandemie abgewanderten Kundinnen und Kunden auf jeden Fall nutzen“, erklärt VGN-Geschäftsführerin Anja Steidl.

„Mitte der Woche erhoffen wir von der Arbeitsgruppe konkrete Eckpunkte für die Ausgestaltung des Tickets und die vertrieblichen Vorgaben. Damit können wir dann gemeinsam mit den anderen Akteuren in Bayern die nächsten Schritte schnell und gezielt angehen“, so Steidl weiter.

Fraglich ist noch der Zeitpunkt der Einführung. "Drängende Frage in der Diskussion ist eine Einführung des Tickets zum 1. Mai oder 1. Juni des Jahres", so der VGN.

Wo gilt was?

Noch völlig offen ist auch, ob das Ticket als bundesweite Lösung, für das jeweilige Bundesland oder von den einzelnen Verkehrsverbünden angeboten werden soll. Auch die Fragen der engeren räumlichen Gültigkeit und der Vertriebswege, sprich der Kaufmöglichkeiten für die Fahrgäste, sind noch zu behandeln.

Hierzu stand bereits der Vorschlag mehrerer Landesminister im Raum, im Hinblick auf die einfache Abwicklung einen befristeten Nulltarif anzubieten.

„Die möglichst schnelle Klärung dieser Fragen ist uns sehr wichtig. Unser Ziel ist es, eine Lösung zu entwickeln, die wir rechtzeitig vertrieblich umsetzen können und die unseren Fahrgästen dann unbürokratisch zur Verfügung steht“, so Steidl.

Denn seit Bekanntwerden der Pläne der Bundesregierung gehen zahlreiche Anfragen von Fahrgästen und Interessierten ein. Der Verkehrsverbund bittet dabei die Stammkunden, ihre Abos nicht voreilig zu kündigen.

Lösungen für Stammkunden

Die Politik habe bereits erklärt, dass auch Lösungen für Stammkunden gefunden werden sollen. Sicherheit benötigten dabei besonders die rund 130 Verkehrsunternehmen im VGN. Mit dem Angebot eines 9-Euro-Tickets werden für sie die regulären Fahrgeldeinnahmen für ein Vierteljahr weitgehend wegbrechen, auch wenn der Bund die Finanzierung des Tickets bereits zugesagt hat.

"Damit die Unternehmen ihre täglichen Leistungen weiter erbringen können, darf für sie der Fluss von Geldern nicht abreißen. Deshalb muss die Finanzierung zwingend schnell und durchgängig sichergestellt werden", so der VGN.

Mehr Geld vom Bund

Die Ampel-Regierung hat zugesichert, die Kosten für das 9-Euro-Ticket über erhöhte Regionalisierungsmittel auszugleichen. Diese bekommen die Länder jährlich vom Bund, um damit den öffentlichen Nahverkehr insbesondere auf der Schiene zu finanzieren. Der Freistaat bekam so für 2021 rund 1,4 Milliarden Euro überwiesen.

Nach einer ersten Prognose des Verkehrsministeriums könnte das 9-Euro-Ticket in Bayern zwischen 250 und 450 Millionen Euro kosten.

Überquellende Züge und Busse sind während der Dauer des 9-Euro-Tickets wohl nicht zu erwarten. Noch immer werden die Öffis deutlich weniger genutzt als vor der Pandemie, viele einstige Pendler werden wohl auch weiterhin ganz oder teilweise von daheim aus arbeiten.

3 Kommentare