Erste Ermittlungen eingeleitet

Nach Bericht unserer Redaktion: Polizei kontrolliert mögliche illegale Schule bei Erlangen

25.11.2021, 20:02 Uhr
Offenbar nutzt die Gruppe die Königsmühle bei Erlangen-Eltersdorf für ihren alternativen Unterricht. 

© Anne Kleinmann Offenbar nutzt die Gruppe die Königsmühle bei Erlangen-Eltersdorf für ihren alternativen Unterricht. 

Nach der Berichterstattung unserer Zeitung über eine mutmaßliche illegale Schule bei Erlangen-Eltersdorf haben die Behörden erste Schritte eingeleitet: Wie die Regierung von Mittelfranken mitteilte, hätten Polizei und Ordnungsamt am Donnerstagvormittag eine gemeinsame Kontrolle auf dem Gelände durchgeführt. Schulpflichtige Kinder hätten die Beamten nicht angetroffen. In Abstimmung mit der Polizei und den Schulbehörden werde die Aufklärung des Sachverhalts aber fortgesetzt, so die in Ansbach sitzende Behörde weiter.

Laut Recherchen unserer Redaktion betreibt eine Gruppe von Eltern auf dem Gelände der Königsmühle bei Erlangen-Eltersdorf bereits seit Wochen eine mutmaßlich illegale Schule. Corona-Maßnahmen wie etwa die Masken- oder Testpflicht, die an den bayerischen Schulen derzeit gelten, wurden dort anscheinend nicht umgesetzt. Teilweise sollen dort täglich über 30 Kinder privat unterrichtet worden sein, während der eigentlichen Schulzeit. Einige der Kinder sollen demnach auch seit Monaten nicht mehr am Unterricht in ihren eigentlichen Schulen teilgenommen haben.

Genehmigung lag nicht vor

Bei einem Besuch unserer Redaktion vor Ort wollten sich die Anwesenden zu den Vorwürfen nicht äußern. Eine Frau verwies darauf, sie habe auf dem Anwesen lediglich ihre tierärztliche Chiropraktik für Pferde eingerichtet. Nach dem ersten Besuch der Redaktion vor Ort wurden entsprechende Praxisschilder an den Bauzäunen, mit denen die Einfahrt zu dem Gelände verschlossen war, ergänzt.

Bei einem weiteren Besuch vor Ort am frühen Morgen waren jedoch einige Autos zu sehen, die auf das Gelände fuhren, Kinder absetzten und wieder verschwanden. Sollten sich die Vorwürfe in dem Fall bestätigen, kommen auf die Verantwortlichen Konsequenzen zu. Denn der Betrieb einer privaten Unterrichtseinrichtung muss von den Behörden genehmigt werden, stellt die Regierung von Mittelfranken als zuständige Schulaufsichtsbehörde klar und fügt hinzu: "Eine derartige Genehmigung liegt für die angegebene Örtlichkeit in Erlangen nicht vor."

Die Betreiber der mutmaßlich illegalen Schule, aber auch die Eltern der möglicherweise schulpflichtigen Kinder müssen in dem Fall mit Bußgeldern rechnen. Letztere gelten als Schulschwänzer, wenn sie nach mehreren Fehltagen nicht etwa durch ein ärztliches Attest vom Unterricht entschuldigt sind. Während der Pandemie war diese Regelung zeitweise gelockert worden; auch Distanzunterricht war möglich.

Behörden kannten Gerüchte über Lerngruppe

Auch deswegen hätten die Behörden in Erlangen – so ihre Aussage – nicht früher durchgegriffen. Schon vor den Herbstferien hätten das staatliche Schulamt und die Stadt Erlangen Hinweise erhalten, "dass sich auf dem privaten Anwesen der Königsmühle in Eltersdorf möglicherweise eine Lerngruppe trifft". Zum damaligen Zeitpunkt habe man aber keine Erkenntnisse über etwaige vermehrte Verstöße gegen die Schulpflicht im Erlanger Stadtgebiet gehabt, schreiben die Behörden weiter.

Mit dem Ende der Herbstferien lief allerdings die Möglichkeit aus, seine Kinder im Distanzunterricht zu schulen. Kinder, die immer noch nicht zum Präsenzunterricht erscheinen, müssen seitdem von den Schulen an die Kreisverwaltungsbehörden gemeldet werden. Darauf habe auch das Schulamt Erlangen die Schule nochmals hingewiesen. In Folge dessen seien insgesamt 20 solcher Fälle nachgemeldet worden.

Der Fall in Erlangen-Eltersdorf ist kein Einzelfall: Erst vor zwei Monaten wurde eine illegal betriebene Schule in Oberbayern geschlossen. Die Leiterin, eine verbeamtete Lehrerin, die offiziell krank geschrieben war, rechnete der bayerische Verfassungsschutz der Reichsbürger-Szene zu.

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