Großer Ärger für Fahrgäste

Zugausfälle wegen nötiger Nachbesserungen: München-Nürnberg-Express macht erneut Probleme

André Ammer

Region und Bayern

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24.12.2022, 12:07 Uhr
Der München-Nürnberg-Express, hier auf dem Streckenabschnitt bei Kinding im Landkreis Eichstätt unterwegs, wurde in den vergangenen Tagen von technischen Problemen ausgebremst. Bei den Loks von Deutschlands schnellstem Regionalzug waren kurzfristig außerplanmäßige Instandhaltungsarbeiten nötig.

© Johannes Hirschlach Der München-Nürnberg-Express, hier auf dem Streckenabschnitt bei Kinding im Landkreis Eichstätt unterwegs, wurde in den vergangenen Tagen von technischen Problemen ausgebremst. Bei den Loks von Deutschlands schnellstem Regionalzug waren kurzfristig außerplanmäßige Instandhaltungsarbeiten nötig.

Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 190 Kilometern pro Stunde sind die Züge des München-Nürnberg-Express normalerweise unterwegs und bewältigen die 171 Kilometer lange Strecke zwischen Bayerns zwei größten Städten in etwa eindreiviertel Stunden - inklusive mehrerer Zwischenstopps. Damit sind sie eine attraktive und natürlich auch kostengünstigere Alternative zum ICE - gesetzt den Fall, dass der laut Betreiber DB Regio Bayern "schnellste Regionalzug Deutschlands" plangemäß fährt.

Und das war in den vergangenen Tagen oft nicht der Fall, denn wegen kurzfristig notwendiger Instandhaltungsarbeiten an mehreren Fahrzeugen entfielen die schnellen Verbindungen zwischen Ingolstadt und Nürnberg. Zwischen München und Ingolstadt waren größtenteils Ersatzzüge unterwegs, und Fahrgäste, die sich für alternative Verbindungen entschieden hatten, waren teilweise mehr als eine Stunde länger als sonst unterwegs.

Zum Beispiel wenn sie statt des München-Nürnberg-Express die Züge der Linien RB16 über Treuchtlingen oder RE50 über Landshut nutzten. Für Reisende mit dem Ziel Kinding beziehungsweise Allersberg hatte die DB einen Busnotverkehr eingerichtet.

"Kurzfristig notwendige Revisionsarbeiten"

Wer die Online-Reiseauskunft der Deutschen Bahn nutzte, dem wurden "kurzfristig notwendige Revisionsarbeiten" als Grund für die Ausfälle angezeigt. Laut einer Sprecherin der Bahn prüfte die DB gemeinsam mit dem Hersteller die Befestigung der sogenannten Fahrmotordeckel, die teilweise nachgebessert werden muss. Nach Überprüfungen und mit den entsprechenden Nachbesserungen können die Fahrzeuge wieder eingesetzt werden.

In den kommenden Tagen werden aller Voraussicht nach keine Züge des München-Nürnberg-Express mehr ausfallen, so die Auskunft, doch am Donnerstag hielten die Störungen noch an. Vorsichtshalber sollten sich Reisende vor Antritt ihrer Fahrt genau informieren. Entweder über die Reiseauskunft unter www.bahn.de oder in den Apps DB Navigator und DB Streckenagent. Weitere Informationen zu Verzögerungen und Zugausfällen finden Fahrgäste zudem unter www.bahn.de/ris.

Es ist nicht das erste Mal, dass es mit den Zügen des München-Nürnberg-Express Probleme gibt. Eigentlich hätten die Fahrzeuge des tschechischen Herstellers Škoda bereits Ende 2016 auf dieser Strecke rollen sollen, doch wegen anhaltender technischer Schwierigkeiten wollte die Deutsche Bahn die elektrischen Lokomotiven und die Doppelstockwagen der DB-Baureihe 102 lange Zeit nicht abnehmen. Im Dezember 2020 - mit vier Jahren Verspätung - erfolgte nach mehreren Verzögerungen schließlich der Einsatz der jeweils aus sechs Doppelstockwagen und einer Lok bestehenden Züge.

Züge müssen erhebliche Belastungen aushalten

Zunächst allerdings nur im Probebetrieb, denn der Zulassungsprozess entpuppte sich als extrem kompliziert. Unter anderem weil die Doppelstockwagen bei einer Tunnelbegegnung mit einem ICE erheblichen Kräften ausgesetzt sind. So müssen die Fenster und Türen des schnellen Regionalzuges auch dann dicht bleiben, wenn er einen auf dieser Strecke teilweise bis zu 300 km/h schnellen ICE passiert.

Seit der Inbetriebnahme vor zwei Jahren sorgen die Škoda-Züge immer wieder für Ärger bei Fahrgästen und auch bei den Kundenbetreuerinnen und -betreuern an Bord, denn ab und zu macht die Zug-Software Probleme. Oft gibt es Ärger mit dem Ein- und Ausstieg, und aufgrund technischer Schwierigkeiten kam es nicht nur in den vergangenen Tagen zu Verspätungen und Ausfällen. Darüber hinaus ist die Raumaufteilung der Doppelstockwagen nicht optimal. Eltern mit Kinderwagen oder Reisende mit Fahrrädern können sich nur mit Mühe durch die engen Türen und Durchgänge zu den Mehrzweckabteilen zwängen.

Die Ironie bei der Geschichte: Angesichts zahlreicher Probleme mit Traditionsherstellern von Zügen wie Siemens, Alstom oder Bombardier hatte sich die Deutsche Bahn mit der Bestellung beim neuen Mitbewerber Škoda erhofft, dass endlich einmal Liefertermine eingehalten werden. Doch weil der tschechische Hersteller die anspruchsvolle Konstruktion der Wagen unterschätzt hatte, musste der Auftraggeber am Ende eine rekordverdächtige Verspätung für den Einsatz der Fahrzeuge akzeptieren.

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