Krieg in der Ukraine

Erlangen bereitet Sporthalle für Flüchtlinge vor

Christoph Benesch

Erlangen

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8.3.2022, 15:15 Uhr
So wie schon 2015 wurde erneut die Sporthalle am Europakanal zur schnellen Erstaufnahme bereit gemacht. Ab Mittwoch können hier die ersten Ukraine-Flüchtlinge untergebracht werden.

© André De Geare So wie schon 2015 wurde erneut die Sporthalle am Europakanal zur schnellen Erstaufnahme bereit gemacht. Ab Mittwoch können hier die ersten Ukraine-Flüchtlinge untergebracht werden.

Ganz neu ist die Situation für die Stadt Erlangen nicht. Schon im Jahr 2015, als ein größerer Ansturm mit Geflüchteten aus den Kriegsgebieten in Syrien und Afghanistan stattfand, richtete man die Sporthalle am Europakanal vorübergehend zur Unterstützung als Erstaufnahmelager für die Menschen ein, die alles hinter sich hatten lassen müssen. Dasselbe hat die Stadt Erlangen gestern aufs Neue begonnen. Neben einem Fußboden, um den Hallenbelag zu schonen, wurden Feldbetten aufgestellt, um, wie Stadtpressesprecher Christofer Zwanzig sagt, "bis zu 200 Personen" sofort und unbürokratisch in der Stadt unterzubringen. Hierfür lagen die Pläne von 2015 nun noch in der Schublade. Die Schulleitungen und die Sportvereine wurden über die notwendige Belegung der Halle und die damit einhergehenden Einschränkungen informiert.

Parallel zur Ausstattung der Halle werden die noch vorhandenen Plätze im Bereich der Asylunterbringung und bei den Verfügungswohnungen sukzessive belegt. Darüber hinaus wird mit Hochdruck die Akquise von privaten Wohnraum vor allem Hotels, Appartements oder aktuell verfügbarer Gebäude betrieben. „Dennoch ist davon auszugehen, dass in absehbarer Zeit weitere Hallen in Erlangen für eine Notunterbringung vorbereitet werden müssen“, so Sozialreferent Dieter Rosner.

Hilferuf des Ankerzentrums

Vorausgegangen war ein Hilferuf des Ankerzentrums in Zirndorf, das wie 2015 auch jetzt, zur Ukraine-Krise, noch immer dafür zuständig ist, die schutzsuchenden Menschen aufzunehmen und anschließend an umliegende Städte und Gemeinden zu verteilen. Die Regierung rechnet in den kommenden Tagen bis zu 200 bis 300 Personen täglich, die in Mittelfranken Schutz suchen. "Wir wissen noch nicht, wann wieviele auch zu uns nach Erlangen kommen", so Zwanzig. Aber man ist nun entsprechend vorbereitet. Unterstützt wird die Stadt von ASB, BRK, THW sowie der Feuerwehr. Die Hilfsorganisationen werden auch die untergebrachten Menschen mit Mahlzeiten versorgen. "Ziel ist es dennoch, dass die Menschen möglichst kurz nur in der Sporthalle untergebracht sein werden", so der Stadtpressesprecher. Die Verteilung in Wohnungen und ordentliche Unterkünfte soll nach Erstanmeldung dann zügig erfolgen.

Bis zu 200 Personen finden in der Eurohalle Platz.

Bis zu 200 Personen finden in der Eurohalle Platz. © André De Geare

Die Stadt Erlangen ist, wie Zwanzig sagt, sehr stolz, so viele hilfsbereite Bürger zu besitzen. "Jedoch soll das nun nicht in Aktionismus ausarten", sagt Zwanzig. Das bedeutet konkret: Es werden derzeit keinerlei Sachspenden benötigt. Daher bittet die Stadt, sich über die Homepage und die Hotline (09131) 866586 zu informieren, wenn man helfen möchte.

Acht Personen in Herzogenaurach

In der Stadt Herzogenaurach etwa hat man genau damit bereits begonnen. Acht Personen, sagt Bürgermeister German Hacker, seien aus der Ukraine bereits in sogenannten Verfügungs-Wohnungen untergebracht worden, die die Stadt für obdachlos gewordene Menschen bereit hält. "Einige sind, da bin ich ehrlich, sanierungsbedürftig. Aber es ist ein Dach über dem Kopf, besser als gar nichts", so Hacker. 60 Personen kann Herzogenaurach auf diese Weise maximal unterbringen, zudem weiß der Bürgermeister von einer Familie, die privat Angehörige aufgenommen hat sowie von einem Unternehmen, das Mitarbeiter aus der Ukraine heraus gerettet hat und die sich derzeit in Herzogenaurach aufhalten. "Das hört sich Stand jetzt alles gut an, wir sind gerüstet", sagt German Hacker. "Aber wir wissen natürlich nicht, wieviele noch kommen, wie viele vielleicht schon morgen früh unterzubringen sind."

Generell erfolgt die Verteilung für die Stadt Herzogenaurach, anders als in der Stadt Erlangen, die direkt von der Regierung den Auftrag erhält, über den Landkreis Erlangen-Höchstadt. Dieser verteilt Geflüchtete auf seine 25 kreisangehörigen Städte und Gemeinden, von denen wiederum Herzogenaurach die mit Abstand größte ist. "Die Logistik aber liegt beim Landratsamt", so Hacker, "dennoch haben wir bereits gehandelt". Auch eine Privatperson sowie ein Hotel hat dem Bürgermeister für den Fall der Fälle schon Hilfe angeboten, Menschen aufzunehmen.

"Auch der Landkreis ist dabei, Nofallkapazitäten zu schaffen", lässt das Landratsamt ausrichten. Wo genau diese errichtet werden, stehe noch nicht fest. 2015 war unter anderem die Berufsschulhalle in Herzogenaurach zur Notunterkunft umfunktioniert worden.

Übersetzer gesucht

Ebenso im Wartestand befindet sich die ehrenamtliche Erlanger Flüchtlingshilfe EFIE. "Wir sind im engen Austausch mit der Stadt und stehen sozusagen bereit, um zu unterstützen", sagt Michael Schöttler. In den vergangenen Tagen bereits hat die EFIE sich gezielt auf die Suche nach Übersetzern gemacht, die Ukrainisch und Russisch sprechen. Wer gern helfen möchte, soll sich bei Monika Petersen melden (info@efie-erlangen.de). Ebenso hat man unter den rund 250 Ehrenamtlichen gefragt, wer aktiv bereit steht zu helfen und vor allem den vielen Kindern bei Hausaufgaben zu helfen - "doch noch", sagt Schöttler, "sind keine da". Das kann sich aber jeden Augenblick ändern.

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