Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes

Erlanger Arzt: Sich impfen zu lassen, ist ein Akt der Solidarität

19.11.2021, 06:00 Uhr
Impfen ist und bleibt der Königsweg aus der Pandemie - und ist ein Akt der Solidarität, sagt der Mediziner Florian Schuch, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Erlangen.

© Marijan Murat/dpa Impfen ist und bleibt der Königsweg aus der Pandemie - und ist ein Akt der Solidarität, sagt der Mediziner Florian Schuch, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Erlangen.

Herr Schuch, die StiKo will Auffrischungsimpfungen für Personen ab 18 Jahren vorschlagen. In Bayern soll jedem diese sogenannte „Booster“-Impfung nach fünf Monaten angeboten werden. Was halten Sie davon?

Florian Schuch, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Erlangen

Florian Schuch, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Erlangen © privat, NN

Ich würde mich nicht so an den Zeiten festbeißen. Entscheidend ist, dass die dritte Impfung überhaupt stattfindet. Es handelt sich übrigens nicht um eine Auffrischung wie zum Beispiel bei der Tetanusimpfung, sondern es ist ganz klar eine Komplettierung des Impfschutzes.

Nach der dritten Impfung ist die Impfantwort richtig gut da, gerade auch bei älteren Menschen. übrigens ist die Antwort so gut, dass ein zweifach Geimpfter durch die dritte Impfung sein Risiko, symptomloser Virusüberträger zu sein, um mehr als 90 Prozent senkt.

Wir reden hier über die dritte Impfung, aber in Deutschland sind ja noch schätzungsweise zehn bis 15 Millionen Menschen komplett ungeimpft, obwohl sie ein Angebot nehmen könnten. Was sagen Sie dazu?

Diese Pandemie ist keine Privatsache. Wir leben in einer freien Bürgergesellschaft, in einer Solidargemeinschaft, die uns große Freiheiten ermöglicht. Jeder einzelne Bürger, jede einzelne Bürgerin hat eine Mitverantwortung für unsere Gesellschaft. Impfen gegen Corona ist für mich eine Bürgerpflicht. Es ist doch eine einmalige Chance, dass jeder von uns aktiv bei der Bewältigung dieser Pandemie mithelfen kann. Einfach impfen lassen! So wird sichtbar, ob ich als Einzelner wirklich die Menschen, die im Gesundheitswesen am Anschlag arbeiten, die älteren und chronisch kranken Menschen unterstütze oder im Stich lasse. Wer sich nicht impfen lässt, verhält sich unsolidarisch und unethisch.

Was halten Sie von einer Impfpflicht?

Bei einer generellen Corona-Impfpflicht bin ich aus verschiedenen Gründen zurückhaltend. Allerdings halte ich eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen für sinnvoll - zum Beispiel für Menschen, die in Pflegeheimen, Krankenhäusern oder Praxen arbeiten. Was bei dieser Debatte irgendwie unter den Tisch fällt: Wir haben doch eine Impfpflicht in Deutschland: Immunität gegen Masern, gegen Hepatitis B muss ich nachweisen, wenn ich im Krankenhaus, im Kindergarten arbeite. Einfach auf SARS Cov2 erweitern! Dies dient ja dem Schutz der Menschen, die von mir betreut werden, und andersrum.

Reicht denn der Impfstoff in den Arztpraxen?

Ja, erfreulicherweise und gar nicht selbstverständlich. Unser eigentliches Problem ist momentan der Ressourcenmangel. Das heißt konkret: Unsere Mitarbeiter in den Praxen arbeiten seit eineinhalb Jahren unter schwierigen Bedingungen am Anschlag. In den Facharzt- und Hausarztpraxen werden unsere Patienten wie bisher umfassend versorgt, schon vor Corona waren wir ausgelastet. Jetzt kommen fürs Impfen wieder Mehrarbeit, Überstunden, Extraschichten hinzu. Aber unsere Teams in unseren Praxen machen das - es ist ihr Beitrag für unsere Gesellschaft. Sie leisten großartige Arbeit!

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