Neue Gastronomie

Glutenfreies Café in skandinavischem Stil: "Café Südliche" in Erlangen eröffnet

Markus Hörath

Erlanger Nachrichten

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5.12.2022, 08:55 Uhr
Klein, aber fein: Das Café Südliche in der Südlichen Stadtmauerstraße 9.   

© Harald Sippel, NN Klein, aber fein: Das Café Südliche in der Südlichen Stadtmauerstraße 9.  

Die Idee dazu hat ihren Ursprung im privaten Umfeld von Michael Ixmeier-John, dem Eigentümer des denkmalgeschützten Hauses mit dem markanten Mansardendach in der Südlichen Stadtmauerstraße gegenüber des ehemaligen Modehauses Eisert.

„Unser Sohn muss sich seit einer Erkrankung glutenfrei ernähren“, erzählt Ixmeier-John. Das ist nicht immer einfach: „In der Folge mussten wir feststellen, wie schwierig es ist, z. B. essen zu gehen oder einen Kaffee trinken. Man findet kaum etwas.“

Deutschland hat noch Nachholbedarf

Das europäische Ausland sei hier deutlich weiter, weiß Ixmeier-John. "In Österreich oder Schweden z. B. kann man sich ganz normal einen glutenfreien Burger bestellen. McDonald's Deutschland bietet das nicht.“

Das Café Südliche ist das erste glutenfreie Café in Erlangen.   

Das Café Südliche ist das erste glutenfreie Café in Erlangen.   © Harald Sippel, NN

Also was lag näher als selbst in dem von der Familie Ixmeier-John mittlerweile kernsanierten Haus in der Südlichen Stadtmauerstraße 9 ein kleines glutenfreies Café einzurichten.

Nichts mit Gastronomie zu tun

Einziger Pferdefuß: Weder Ixmeier-John, noch seine Frau haben irgendetwas mit Gastronomie zu tun. Um die Idee doch noch umzusetzen (Michael Ixmeier-John: „Die Idee hat uns nicht losgelassen"), suchten sich die Quereinsteiger Verbündete. Einen meinte man in der 2014 gegründeten glutenfreien Patisserie "Isabella" ausgemacht zu haben.

In der Hamburger Filiale des Düsseldorfer Familienunternehmens, das darüber hinaus Ableger in Aachen, Frankfurt, Köln, München und Stuttgart unterhält, war der Familie vor Augen geführt worden, wie groß der Bedarf ist: „Die Leute standen bis zur Straße hinaus und haben bis zu einer Stunde gewartet, bis sie sich ein Hörnchen oder ein Stück Kuchen kaufen konnten“, erinnert sich Ixmeier-John an den Eröffnungstag von Isabella Hamburg, den die Familie, die auch eine Zeitlang in der Hansestadt gelebt hatte, selbst miterlebte.

Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben

Ins Geschäft mit den Düsseldorfern kam man aber nicht. Auch die Überlegung, sich mit Produkten von Isabella beliefern zu lassen, scheiterte. Entmutigt war die Familie deshalb nicht: „Warum machen wir es nicht selber? Wir probieren es einfach mal aus“, erinnert sich Ixmeier-John, und machte sich selbst auf die Suche nach möglichen Lieferanten.

Im Sinne der Nachhaltigkeit, die man sich selbst auf die Fahne geschrieben hatte, sollten diese, wenn möglich, aus der Region kommen. Und Ixmeier-John wurde fündig: „Unser Brot beziehen wir zum Beispiel aus Höchstadt“ und aus der Fränkischen Schweiz kommen glutenfreie Säfte.

Lieferanten aus der Region

Der Kaffee, erzählt Ixmeier-John weiter, kommt von einem Händler aus Cadolzburg und Getränke, wie z. B. glutenfreier Iced Tea vom Getränkehersteller "Proviant", der zwar in Berlin seinen Firmensitz hat, aber ursprünglich u. a. von zwei Bubenreuther Studenten gegründet wurde.

Klare Vorstellung hatte die Familie auch hinsichtlich der Einrichtung des Cafés, die ebenfalls nachhaltig sein sollte. Dazu stöberte Ixmeier-John in verschiedenen Online-Verkaufsportalen für Gebrauchtes, und wurde auch hier fündig.

Die Stühle, von denen keiner dem anderen gleicht, wurden z. B. auf Ebay-Kleinanzeigen für kleines Geld ersteigert, und die liebevoll von der Familie aufbereiteten Sitzbänke des Cafés waren früher im Amtsgericht Wesel im Einsatz. „Sie sind ergonomisch geformt. Man sitzt sehr bequem und sie nehmen in dem kleinen Raum nur wenig Platz weg“, schwärmt Ixmeier-John über das Möbel.

Lampen aus dem Sportland

Die Tische fand er schließlich über die Online-Plattform restlos.com. Sie stammen aus der Nürnberger "Mischbar". Und die markanten Lampen aus dem Erlanger Sportland. Dort hingen sie früher über den Billardtischen. Auch Elektrogeräte, wie einen Kühlschrank, der früher in einem Büro stand, kaufte er gebraucht.

Die Inneneinrichtung atmet dabei nicht den Charme eines Gebrauchtwarenlagers. Gerade im Gegenteil: Entstanden ist ein stimmiges, geschmackvolles und wertiges Statement im skandinavischen Stil.

Skandinavien hat es der Familie auch generell angetan, so studiert z. B. die Tochter Design in Schweden. Bilder von ihr schmücken derzeit die Wände des Café Südliche. Zukünftig will auch anderen regionalen Künstlern die Möglichkeit geben, im Café ihre Werke auszustellen.

Dach und Gauben saniert

Bereits 2008 schloss die Familie einen Vorvertrag mit der früheren Eigentümerin des Gebäude ab. "2011 haben wir das Haus dann auch physisch übernommen." Die erste Maßnahme war dabei die Sanierung des Dachgeschosses. Das typische Mansardendach war in einem maroden Zustand und musste mit Biberschwanzziegeln komplett neu eingedeckt und energetisch optimiert werden. Auch die Dachgauben wurden vollständig erneuert.

Wann genau das Haus gebaut wurde, ist unbekannt. Eventuell entstand es im Zusammenhang mit dem mittlerweile nicht mehr vorhandenen Nürnberger Tor, das nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen wurde, vermutet Ixmeier-John. "Es muss auch einmal aus zwei Häusern bestanden haben, das konnten wir sehen, als wir die Fassade zurückgebaut haben."

Erste Eisdiele Erlangens

In dem Haus befand sich übrigens die erste Eisdiele Erlangens, die die Vorbesitzer bis in die 1980er Jahre betrieben haben. Später wurde es bis zur Geschäftsaufgabe an die Firma Eisert vermietet.

Entkernt wurde das historische Gemäuer schließlich 2019. Das Badezimmer, das wanderte vom Erd- ins Dachgeschoss, das heute an eine Studenten-WG vermietet ist. Außerdem erhielt das Haus eine neue Heizungsanlage und einen eigenen Stromanschluss. Michael Ixmeier-John: „Wir haben versucht, alles zu erhalten, was erhaltenswert war.“

Derzeit ist das Café Südliche nicht an allen Tagen geöffnet (Mittwoch bis Freitag von 9.30 bis 17 Uhr; Samstag von 9.30 Uhr bis 16 Uhr). Michael Ixmeier-John: „Wir wollen erst mal reinkommen. Wir machen das ja nur nebenbei.“

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