Noch mehr Meister des Barock

Heroldsberg: In der Schau im Weißen Schloss hängen nun auch Werke von Markus Tuschers Kollegen

Redaktion Erlanger Nachrichten

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23.3.2023, 19:35 Uhr
Johann Kupetzky: Carl Benedict Geuder mit Sohn Johann Adam Rudolf Carl, vor 1728.

© Rotes Schloss Heroldsberg, NN Johann Kupetzky: Carl Benedict Geuder mit Sohn Johann Adam Rudolf Carl, vor 1728.

Johann Kupetzky (1666-1740), der zu den bekanntesten Künstlern der Barockzeit zählt, war Maler am kaiserlichen Hof in Wien und Günstling der Kaiser Leopold I. und Joseph I.. Wegen seines Glaubens geriet er in Wien in Konflikte und ging ins protestantische Nürnberg. Dort bekam er zahlreiche Aufträge der Bischöfe von Würzburg, der Markgrafen von Ansbach, der Herzöge von Gotha, der Kurfürsten von Mainz, aber auch von Bürgern, Kaufleuten, Handwerkern, Wissenschaftlern und von Nürnberger Ratsfamilien.

Besondere Talente

Das Doppelporträt zeigt Carl Benedict Geuder von Heroldsberg, der Ratsherr der Reichsstadt Nürnberg sowie Reichsschultheiß und Vorderster Losunger seiner Heimatstadt war. In seiner Eigenschaft als Pfleger des Findel- und Waisenhauses erkannte er die besonderen Fähigkeiten und Talente des kleinen Markus Tuscher, der dort aufgenommen worden war. Er förderte ihn in seiner Laufbahn als Künstler und unterstützte ihn viele Jahre.

Johann Kupetzky: Maria Amalia von Österreich, Öl auf Leinwand, um 1709.  

Johann Kupetzky: Maria Amalia von Österreich, Öl auf Leinwand, um 1709.   © Rotes Schloss Heroldsberg, NN

Auf Kupetzkys Gemälde ist auch Carl Benedicts Sohn Johann Adam Rudolf Carl dargestellt. Dieser wurde 1718 geboren und dürfte zum Zeitpunkt der Entstehung des Bildes nicht älter als zehn Jahre gewesen sein. Gemeinsam kehren sie von der Jagd zurück.

Johann Martin Schuster: Angelica e Medoro, Öl auf Leinwand, 1714.

Johann Martin Schuster: Angelica e Medoro, Öl auf Leinwand, 1714. © Rotes Schloss Heroldsberg, NN

Das zweite Bild Kupetzkys ist ein Porträt der Erzherzogin Maria Amalia von Österreich im jugendlichen Alter. Sie war die jüngste Tochter Kaiser Josephs I. und der Wilhelmine Amalie von Braunschweig-Lüneburg. Im Jahr 1722 heiratete sie den bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht, der als Karl VII. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wurde.

Dreijähriger Aufenthalt

Johann Martin Schusters (1667-1738) Werk „Angelica e Medoro“ ist auf das Jahr 1714 datiert. Der Nürnberger Maler Johann Martin Schuster lebte von 1690 bis 1703 in Venedig und Rom, wo er Altarretabel und Deckenmalereien ausführte. Nach einem dreijährigen Aufenthalt in Wien kehrte er nach Nürnberg zurück. 1737 wurde er Direktor der Nürnberger Kunstakademie.

Auf der Rückseite des Bildes steht „Sibylla Eleonora Geuderin, geb. Tucher, 1714“ sowie die Initialen „IMS“. Sie war die zweite Ehefrau von Carl Benedict Geuder, die er 1714 geheiratet hat. Vielleicht war das Bild eine Mitgift oder ein Verlobungsgeschenk. Angelica und Medoro war vom 16. bis zum 19. Jahrhundert ein beliebtes Thema für Maler, Komponisten und Schriftsteller.

Die zwei Figuren stammen aus dem italienischen Epos Orlando Furioso von Ludovico Ariosto (1532). Angelica war eine asiatische Prinzessin am Hof Karls des Großen, die sich in den sarazenischen Ritter Medoro verliebte und mit ihm nach China floh. Während ursprünglich Orlando die Hauptfigur war, konzentrierten sich viele Adaptionen auf die Liebe zwischen Angelica und Medoro, wobei die Lieblingsszene Angelica zeigte, die Medoro pflegte und beider Namen in einen Baum schnitzte. Auf dem Gemälde aus dem Roten Schloss ist es Medoro, der die Namen in die Rinde ritzt und Angelica vor sich festhält.

Sonderausstellung „Markus Tuscher – Meister des Barock. Von Nürnberg über Italien und England nach Kopenhagen“, Weißes Schloss Heroldsberg, Kirchenweg 4. Bis 7. Mai, geöffnet Mi. 10 bis 13 Uhr, Fr.-So. 15 bis 18 Uhr. Zur Ausstellung ist auch ein Ausstellungskatalog erschienen.

www.weisses-schloss-heroldsberg.de


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