
Besuche bei 90-Jähriger
„Herzensangelegenheit“: Warum für eine Erlanger Doktorandin das Ehrenamt so attraktiv ist
„Nicht zerdenken, sondern einfach loslegen“ Diesen Tipp würde Carolin geben, wenn Engagement-Interessierte noch unentschlossen sind, ein Ehrenamt zu ergreifen. Sie selbst ging ganz pragmatisch auf die Suche nach einer freiwilligen Tätigkeit. Die Internet-Suchmaschine gab Antwort und leitete die Doktorandin zur Seite des städtischen Büros für Bürgerbeteiligung und Ehrenamt. Ihre Wahl fiel auf das Malteser Nachbarschaftsbüro für Seniorinnen und Senioren im Stadtteil Sebaldus. Carolin kommt nicht aus Franken und die Familie wohnt nicht so, dass sie fürs Kaffeetrinken am Sonntag vorbeikommen kann. Sie fühle sich ihren Großeltern sehr verbunden und auch ein jüngster Todesfall führe ihr vor Augen, wie kostbar gemeinsam verbrachte Zeit sei, schreibt das Erlanger Büro für Bürgerbeteiligung und Ehrenamt in einer Pressemitteilung.
Zudem liege ihr Ehrenamt in der Nähe von Wohnung und Universität, sodass lange Anfahrtswege entfallen. Seit Oktober besucht sie wöchentlich eine 90-Jährige und geht mit ihr spazieren. Anschließend trinken die beiden eine Tasse Tee oder Kaffee. „Diese eineinhalb Stunden lassen sich sehr gut mit Promotion und Privatleben vereinbaren“, stellt Carolin fest. Den Tag haben die beiden Frauen gemeinsam festgelegt. Dem voraus ging ein Kennenlernen, das von Koordinatorin Angela Gubo organisiert wurde. Carolin erzählt, dass sie mit der alten Dame sofort „gematcht“ hätte – „die Sympathie war direkt da“.
Viel Freundlichkeit und Freude kommen zurück
Auf die Frage, was sie für ihr Ehrenamt motiviere, formuliert die junge Doktorandin, dass viel Freundlichkeit und Freude zurückkäme. Für die Rentnerin sei die gute Gesellschaft und dass sich jemand Zeit nimmt, keine Selbstverständlichkeit. Umso größer sei die Freude, wenn die Seniorin mit geschnürten Schuhen auf Carolin warte. Zuerst musste sie die 90-Jährige eher motivieren, vor die Tür zu gehen. Das hatte aber auch mit der zunehmenden Unsicherheit zu tun, allein unterwegs zu sein.
Nicht nur die Seniorin profitiere von den Gesprächen und Spaziergängen. „Auch ich merke, wie mich dieses Ehrenamt erdet. Ich selbst bin dann ganz im Moment.“ Lachend ergänzt Carolin: „Wenn Du mit einer älteren Seniorin unterwegs bist, dann bringt Dir das die volle Entschleunigung. Da muss sie mal anhalten, atmen, schauen – und ich gleich mit, in ihrem Tempo“.
Carolin ist eine von 13 Ehrenamtlichen im Nachbarschaftsprojekt Sebaldus, die regelmäßig ältere Menschen in ihren vier Wänden besuchen. Grundsätzlich sei man bei seinem Ehrenamt allein unterwegs, aber Angela Gubo sei im Hintergrund da, wenn es Probleme geben sollte. Auf Schulungen und Weihnachtsfeiern lerne man auch die anderen und deren Beweggründe kennen, berichtet Carolin. Auf die Frage, was Carolin ihr Ehrenamt bedeute, sagt sie: „Es ist mir eine Herzensangelegenheit“.
Info: Das Malteser Nachbarschaftsbüro Sebaldus für Seniorinnen und Senioren sucht stets Ehrenamtliche für Angebote im Stadtteil: Kuchenbäcker*innen oder Programmgestalter *innen für den Montagstreff, Freiwillige für den Besuchsdienst. Kontakt über seniorenbuero-erlangen@malteser.org oder (09131) 404 61 46. Wer an ehrenamtlichem Engagement in Erlangen interessiert ist, kann sich an das Büro für Bürgerbeteiligung und Ehrenamt der Stadt Erlangen wenden: (09131) 862 662 oder engagement@stadt.erlangen.de.
Der Artikel ist Teil der Reihe „Ehrenplatz“, die monatlich Ehrenamtliche aus Erlangen vorstellt.
Push-Nachrichten aus Ihrer Region
Sie wollen über alle Neuigkeiten aus Ihrem Ort informiert bleiben? Dann empfehlen wir Ihnen die Push-Funktion unserer App „NN News“. Hier können Sie Ihre Stadt oder Ihren Landkreis als Ihr Lieblingsthema auswählen. Die App „NN News“ können Sie über folgende Links downloaden:
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen