Aufbau nach der Flutkatastrophe

"Möhrendorf hilft Schleiden"

23.11.2021, 10:08 Uhr

© privat

Janet Müller stammt aus der Nähe von Schleiden, lebt jetzt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Möhrendorf, hat aber noch viele Bekannte und Verwandte im Kreis Düren, wo auch nach wie vor ihre Eltern wohnen. In jener schlimmen Juli-Nacht war das Flüsschen Olef nach den nicht enden wollenden Regenfällen über die Ufer getreten und hatte die 4000-Einwohner-Stadt überschwemmt.

Häuser wurden unter Wasser gesetzt, Straßen unterspült und aufgerissen, unzählige Bäume entwurzelt, Autos schwammen wie Spielzeug umher. Auch Tote waren zu beklagen - darunter ein junges Mädchen.

Hauptstadt des Nationalparks

Seit dem extremen Unwetter fuhr Janet Müller immer wieder in ihre alte Heimat und ist bis heute schockiert von den Folgen der Katastrophe, die auch vier Monate danach noch allgegenwärtig sind. Bis zu dem Unglück war Schleiden ein idyllisch gelegenes Städtchen mit einem imposanten Schloss sowie dem Kneipp-Kurort Gemünd als Ortsteil. Es gilt als "Hauptstadt des Nationalparks Eifel" und hatte einen entsprechenden Zustrom von Touristen.

Bereits knapp zwei Wochen nach der Katastrophe war Janet Müller nach Schleiden und Gemünd gefahren. Ihr Auto hatte sie voll geladen mit reichlich Sachspenden von Möhrendorfer Bürgern wie Putzmittel, Kleidung, Lebensmittel oder Spielzeug, die sie zur zentralen Sammelstelle, der Schul-Mensa in Schleiden, brachte.

"Der Anblick des Ortes hat mich total geschockt. Ich war wie gelähmt, als ich mich durch die beiden völlig zerstörten Orte bewegte", erzählt sie. Viele Straßen waren gesperrt beziehungsweise gar nicht mehr vorhanden. Außer Polizisten, die darauf achteten, dass nichts geplündert wurde, sah man niemanden auf den Verkehrswegen.

Ohne Strom

Obwohl die Abenddämmerung schon eingesetzt hatte, schien in den Häusern kein Licht, da die Stromversorgung nicht funktionierte. Die Bewohner waren physisch und psychisch erschöpft, nachdem sie den ganzen Tag über geschuftet, die Gebäude ausgeräumt, den Schlamm herausgeschaufelt oder -geschoben und den umfangreichen Müll auf die Straße gestellt hatten.

Die Aufräumarbeiten für die "Katholische Profinos Bewegungs- und Kindertagesstätte St. Philippus und Jakobus" dauern weiter an. Zurzeit wird noch entkernt, getrocknet, gestrichen. Fachleute entnehmen Bodenproben, um zu beurteilen, wie viel Erde abgetragen werden muss.

Die Kinder sind momentan im Bürgerhaus untergebracht. Zusätzlich wurden Container aufgestellt. Zurzeit sind 65 Kinder zur Betreuung angemeldet. Allerdings kommen mehrere aufgrund der aktuellen schwierigen Situation nicht; einige Familien haben daher sogar gekündigt.

Schwierige Verhältnisse

Es sei für alle eine große Herausforderung, unter den gegebenen Umständen den Alltag zu organisieren, um jedem Kind annähernd gerecht zu werden, berichtet Janet Müller. Gerade, wenn so viele Kinder in einem einzigen Raum gleichzeitig sind, falle es den Kleinen sehr schwer, ihren notwendigen Mittagsschlaf zu halten.

Zudem wirken zahlreiche Mädchen und Jungen durch die traumatischen Ereignisse und die Enge der aktuellen Verhältnisse verstört, haben angefangen, andere zu beißen. Ein Großteil von ihnen lebt nicht mehr im bisherigen Zuhause oder lediglich im ersten Stock, weil das Erdgeschoss aufgegeben werden musste, da es bis zur Decke unter Wasser gestanden war.

Nach der „Ersten Hilfe“ mit Spielsachen, Büchern und Bastelmaterial bedarf es jetzt Geldspenden. Es ist noch unklar, wie viele und wann Mittel von der Versicherung fließen. Besonders teuer ist die Wiederherstellung des Außengeländes und die Beschaffung neuer Geräte für die Turnhalle.

Geld wird benötigt

Einfache Matten kosten zum Beispiel 300 bis 400 Euro. Über ein Klettergerüst würden sich die Kinder auch sehr freuen. Je nach Größe bewegt sich der Preis hierfür zwischen 2000 und 3000 Euro. Sachspenden bieten sich derzeit nicht an, weil es an Platz zum Lagern fehlt: Der komplette Keller ist unbrauchbar.

Auch für die Opfer des Hochwassers an der Aisch wie in Höchstadt oder Adelsdorf sowie in vielen anderen Gegenden Frankens ist Janet Müller voller Mitgefühl. Sie möchte sich jedoch auf ein Projekt konzentrieren, zu dem sie durch ihre Herkunft eine besondere Beziehung hat.

Unterstützung durch die FW

Die Freien Wähler von Möhrendorf unterstützen ihre Hilfsaktion. Der Erlös des diesjährigen Verkaufs von Christbaumkugeln mit Möhrendorfer Motiven geht denn auch zugunsten der Kindertagesstätte in Schleiden.

Spenden für den Wiederaufbau der Kita in Schleiden können auf das Konto des Fördervereins der Katholischen Profinos Bewegungs- & Kindertagesstätte St. Philippus & Jakobus e.V. bei der Kreissparkasse Euskirchen mit der IBAN DE33 3825 0110 0001 6609 35 überwiesen werden. Verwendungszweck: Möhrendorf hilft Schleiden.