Präsenz auch am Bürgermeistersteg

Sicherer Rückzugsort: Während der Bergkirchweih in Erlangen gibt es wieder einen "Safe Space"

Nina Dworschak

Erlanger Nachrichten/ Nordbayerische Nachrichten

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12.5.2023, 10:46 Uhr
Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik stellte gemeinsam mit Claudia Siegritz vom Frauennot Erlangen am Donnerstag das Konzept für den "Safe Space" an der Bergkirchweih vor.

© Nina Dworschak, NN Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik stellte gemeinsam mit Claudia Siegritz vom Frauennot Erlangen am Donnerstag das Konzept für den "Safe Space" an der Bergkirchweih vor.

"Die Schattenseiten gehören eben auch dazu", sagt Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik. Er spricht von der Bergkirchweih, die eben nicht nur gute Seiten habe. Eine dieser Schattenseiten ist das Thema sexuelle Belästigung. Seit vergangenem Jahr gibt es deshalb das Projekt "Safe Space" vom Frauennotruf Erlangen in Kooperation mit der Stadt und der Altstädter Kirchengemeinde.

Der "Safe Space" (Englisch für "sicherer Ort") während der Bergkirchweih wird heuer erneut das Evangelische Gemeindehaus b11 in der Bayreuther Straße 11 am Fuße des Bergs sein. Dort bieten Ehrenamtliche Raum für junge Frauen und Mädchen, die sich auf dem Berg unsicher fühlen, ihre Gruppe verloren haben oder tatsächlich "Erfahrungen gemacht haben, die sich niemand wünscht", so OB Janik.

Erfahrungen von vor 30 Jahren

Jeden Tag von 17 bis 24 Uhr ist das Team des Frauennotrufes vor Ort im Einsatz, erreichbar sind sie zu dieser Zeit unter der Telefonnummer 0157/32439254. Es habe sich bewährt, dass die Gruppen auch über den Berg laufen, erklärt Claudia Siegritz vom Frauennotruf. "Dort kommt man ins Gespräch, uns haben auch Erlangerinnen angesprochen, die von Erfahrungen auf dem Berg von vor 30 Jahren berichtet haben", erzählt die Sozialarbeiterin. Erkennen wird man die Teams des "Safe Space" an pinken Warnwesten.

Getragen werden sie von den 32 Freiwilligen, die sich auf einen Aufruf an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) gemeldet haben. "Wir haben an Weihnachten die Uni angeschrieben und zwei Tage später war unser Postfach voll", erinnert sich Siegritz. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr, dem ersten Jahr des Projekts, waren 18 Freiwillige unterwegs.

Präsent am Bürgermeistersteg

Die Zahl der Helferinnen wurde aufgestockt, weil man dieses Jahr nicht nur auf dem Berg, sondern auch im Innenstadtbereich und am Bürgermeistersteg präsent sein will. Dort kommen vor allem sehr junge Menschen zusammen und feiern ihren eigenen Berg. Durch kleine Werbegeschenke sollen sie auf das Angebot aufmerksam gemacht werden, ein QR-Code auf den pinken Westen führt direkt zur Instagram-Seite des Frauennotrufes. Man sei auch schon in Kontakt mit Streetworkern, die ebenfalls vor Ort sein werden.

Das Projekt wurde von der Stadt als Veranstalterin vergeben, es koste die Kommune circa 10.000 Euro. Auch wenn es "Safe Space für Frauen* und Mädchen*" heißt, der sexuelle Hintergrund sei für die Beratung nicht ausschlaggebend.

Bewährt habe sich im vergangenen Jahr auch, dass Kellerwirte und Schausteller über die Aktion informiert wurden. Viele Schausteller hätten sich gemeldet, wenn ihnen seltsame Szenen aufgefallen seien, so Siegritz. "Ich erinnere mich an einem Fall an einem Crêpes-Stand. Dort saß eine Frau, die geweint hat. Der Standbetreiber kam kurzerhand zu uns rüber und hat uns gebeten, mal nach ihr zu schauen."

Auf den eigenen Bauch hören

Wenn nach 24 Uhr Hilfe benötigt wird, sollen Betroffene sich an das Hilfetelefon (08000/116016) wenden, eine Polizeistation aufsuchen oder sich an Securitys wenden. Claudia Siegritz rät in unsicheren Situationen: "Man muss auf sein Bauchgefühl hören. Außerdem ist es absolut in Ordnung, sich einer Situation oder einer Diskussion zu entziehen."

Im vergangenen Jahr nahmen insgesamt 130 Personen die Anlaufstelle als ruhigen Rückzugsort in Anspruch, die Rückmeldungen von ihnen seien durchweg positiv gewesen. "Auch von Eltern haben wir gutes Feedback bekommen", ergänzt Siegritz.

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