Landtagswahl 2023

Verliert die CSU in Erlangen das Direktmandat an die Grünen?

Markus Hörath

Erlanger Nachrichten

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5.7.2022, 09:00 Uhr
Im Herbst nächsten Jahren wählt Bayern einen neuen Landtag.

© Michael Kappeler Im Herbst nächsten Jahren wählt Bayern einen neuen Landtag.

Bislang galt das Direktmandat im Wahlkreis Erlangen-Stadt allein schon wegen des Kandidaten und bayerischen Innenministers Joachim Herrmann als sichere Bank für die CSU. Doch dieser Nimbus der Unbesiegbarkeit scheint ins Wanken zu geraten. Schon bei der letzten Landtagswahl 2018 war der Grünen-Kandidat Christian Zwanziger, der damals zum ersten Mal für den Landtag kandidierte, dem Platzhirsch Herrmann dicht auf den Fersen.

Zwar setzte sich Herrmann am Ende mit 32,5 Prozent klar gegen seinen Konkurrenten Zwanziger (26,0 Prozent) durch. Lange Zeit hatte es aber so ausgesehen, als ob der Polit-Newcomer von Bündnis 90/Die Grünen Joachim Herrmann, der seit 1994 regelmäßig das Direktmandat für die CSU im Wahlkreis Erlangen-Stadt geholt hatte, den Rang ablaufen könnte.

Paukenschlag im Herbst?

Das könnte sich aber im Herbst 2023 ändern, unkt jedenfalls das Online-Portal wahlkreisprognose.de. Demnach könnten die Grünen mit 32 Prozent der Erststimmen klar das Direktmandat holen. Laut wahlkreisprognose.de käme die CSU nur auf 29 Prozent.

"Das Direktmandat in Erlangen zu gewinnen wäre natürlich phänomenal", sagt Christian Zwanziger auf Anfrage dieses Medienhauses. Er sei jedenfalls optimistisch. "Bei der letzten Landtagswahl war es auch schon knapper als gedacht. Aber ich bin auch realistisch. Es ist noch gut ein Jahr bis zur Landtagswahl. Ich werde jedenfalls um jede Stimme werben und dann bin ich gespannt wir die Erlanger*innen entscheiden."

Die Umfragen würden ihn in jedem Fall motivieren, sagt er weiter, und zeigten, dass das Rennen offen ist. Zu tun gäbe es jedenfalls genug: "Der Ausbau von Windkraft, Sonnenenergie & Co. ist eine ökologische und soziale Notwendigkeit. Hitzerekorde, anhaltende Trockenheit und Extremwetterereignisse machen die Klimakrise für viele Menschen sichtbar.

Joachim Herrmann.

Joachim Herrmann. © IMAGO/Sachelle Babbar, IMAGO/ZUMA Wire

Wenn wir unseren Kindern und Enkeln nicht massive Herausforderungen hinterlassen wollen, müssen wir endlich entschlossener handeln. Das merken viele Menschen in unserem Land. Und dafür braucht es mehr Grün im Landtag."

Polit-Greenhorn gegen Polit-Profi

Der gebürtige Bamberger Zwanziger (35) ist gerade mal eine Legislaturperiode im Bayerischen Landtag. Seine Fraktion vertritt er im Ausschuss für für Wirtschaft, Landesentwicklung, Energie, Medien und Digitalisierung. Allesamt Zukunftsthemen, die den Wählerinnen und Wählern auf den Nägeln brennen.

Dagegen ist Joachim Herrmann ein alter Hase mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Kommunal- und Landespolitik. Nach seiner Niederlage 1990 bei der Wahl zum Erlanger Oberbürgermeister wurde er 1994 in den Bayerischen Landtag gewählt. 1998/99 amtierte er als Staatssekretär im bayerischen Arbeitsministerium. Von 2003 bis Oktober 2007 war er Vorsitzender der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag. Im Oktober 2007 folgte er schließlich Günther Beckstein als bayerischer Innenminister nach. Herrmann ist damit der dienstälteste Minister im Kabinett Söder.

Auf die aktuelle Wahlprognose reagiert der Polit-Profi Herrmann mit großer Gelassenheit. "Das ist ja nichts Neues. Da hat man sich schon das letzte Mal kräftig geirrt." Grundsätzlich sei aber natürlich jede Wahl offen, sagt Herrmann weiter, "deshalb werden wir im nächsten Jahr einen engagierten Wahlkampf führen und ich werde wie immer um jede Stimme kämpfen." Die Vorstellung, er werde im kommenden Jahr deutlich schlechter als 2018 abscheiden, hält er für "vollkommen aus der Luft gegriffen".

Grüne verbessern sich bei den Direktmandaten

Wie das Online-Portal wahlkreispgrognose.de weiter mitteilt, tendieren derzeit bayernweit 80 Stimmkreise zur CSU (Stand: Juni 2022) - das ist ein Minus von fünf Mehrheiten gegenüber Anfang letzten Monats. Die Grünen verbessern sich demnach auf neun potenzielle Mehrheiten (+4). Unverändert ein Direktmandat ginge - Stand jetzt - zur SPD. Wieder Chancen auf Direktmandat-Gewinn können sich die Freien Wähler einräumen.

Christian Zwanziger.

Christian Zwanziger. © Robert Löhr, NN

Die relative Mehrheit von 22 Prozent aller Wahlberechtigten spricht sich für eine CSU-Staatsregierung ohne weitere Koalitionspartei aus. Schwarz-Grün sowie das amtierende Bündnis aus CSU und Freien Wählern erreichen jeweils 19 Prozent Zustimmung. Wenn Grüne, SPD, Freie Wähler und FDP gemeinsam ein Bündnis gegen die CSU schmieden würden, fänden das zwölf Prozent gut. Elf Prozent der Befragten wollen Schwarz-Rot. Schwarz-Gelb erreicht eine Zustimmung von sieben Prozent.

Söder weiter vorn

Söder ist gewünschter Ministerpräsident. Bei der hypothetischen Direktwahlfrage klettert Amtsinhaber Markus Söder um zwei Punkte gegenüber Februar auf 60 Prozent. Katharina Schulze von den Grünen erreicht elf Prozent (+4%) - genauso viel wie Vize-Ministerpräsident Hubertus Aiwanger (+1%). SPD-Mann Florian von Brunn gibt zwei Zähler ab und landet bei acht Prozent. Weitere Personen erreichen zusammen vier Prozent.

Gesamtstimmentrend: In der aktuellen Sonntagsfrage kommt die CSU auf 39,5 Prozent der Gesamtstimmen - ein halber Punkt weniger als Anfang Mai. Die Grünen machen einen ordentlichen Sprung nach oben - von 15 auf 18,5 Prozent. Deutlich verschlechterte zwölf Prozent (-4%) erreicht die SPD. Die Freien Wähler sind wieder zweistellig und verbessern sich von sieben auf zehn Prozent. Weiterhin sieben Prozent entfallen auf die AfD. Mit sechs Prozent (-1%) kann die FDP rechnen.

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