Treffen der nicht alltäglichen Art: Das Zupforchester Tennenlohe und das Mandolinenorchester Bozen beim Auftritt in der Kirche Heilige Familie.
© Harald Hofmann
Treffen der nicht alltäglichen Art: Das Zupforchester Tennenlohe und das Mandolinenorchester Bozen beim Auftritt in der Kirche Heilige Familie.

Saitentöne im Gotteshaus

Zupfen für den Wohlklang: Wie Bozener und Tennenloher Musiker die Kirche beschallten

Mandolinenklänge gehören ebenso wie Pizza, Sonne, Strand und Meer zu unseren Vorstellungen von Italien. Doch das „goldene Zeitalter“ der Mandoline ist auch in Italien vorbei. Als einziges Zupforchester in der Region Trentino-Südtirol versucht das Orchestra Mandolinistica Euterpe aus Erlangens Partnerstadt Bozen diese Tradition aufrecht zu erhalten. Ein verlängertes Wochenende mit dem italienischen Feiertag zum „Tag der Befreiung“ nutzten die Bozener für einen Besuch in Erlangen.

Im Mittelpunkt der Reise stand ein sehr gut besuchtes Konzert am frühen Samstagabend mit dem Zupforchester Tennenlohe in der dortigen Kirche Heilige Familie, wo das Erlanger Orchester seine Heimat hat. Da die Gruppen zunächst getrennte Kurzprogramme spielten, konnten die Zuhörer die Unterschiede zwischen beiden Klangkörpern heraushören. Während die Tennenloher ein etwas breiteres Repertoire haben, das auch die Barockmusik einschließt, widmet sich das Bozener Orchester vorwiegend der Musik des späten 19. und des 20. Jahrhunderts und pflegt auch besonders das Vibrato-Spiel.

Hat ein breites Repertoire: Das Zupforchester Tennenlohe.

Hat ein breites Repertoire: Das Zupforchester Tennenlohe. © Klaus Leipnitz

Die Tennenloher „Hausherren“ machten den Auftakt mit einem Konzert des außerordentlich produktiven Barockkomponisten Valentin Rathgeber, der jahrzehntelang die Kirchenmusik in Kloster Banz gestaltete. Es folgte eine Komposition für Zupforchester und Blockflöte des im Rheinland lebenden Dominik Hackner mit der Solistin Jutta Lehnigk-Rauch, „Loreley‘s Lullaby“. Schließlich hörte man beim „Chattanooga Choo Choo“ in der Bearbeitung des Tennenloher Orchesterleiters Winfried Hübner den Dampfzug durch die Kirche brausen.

Nach Grußworten von Georg Gebhard für den Freundeskreis Bozen, für Stadtrat und Oberbürgermeister kam das Bozener Orchester zusätzlich auf das Podium. „Variationen ohne Thema“ über altertümliches Spielzeug, „Zugatoli de ‚na volta“ von Alberto La Rocca von 2005 und die „Serenata galante“ von Amedeo Amadei aus dem frühen 20. Jahrhundert erfüllten alle Erwartungen des Publikums an den Schmelz italienischer Musik. Zum Höhepunkt wurde dann die Suite von Nino Rota zum Film „Der Pate“, die die Bozener erkennbar schon häufiger gespielt hatten und die auch das Erlanger Publikum begeisterte.

Lautmalerischer Schönklang

Zum gemeinsamen Orchesterspiel nach zwei Spielproben tauschte der Bozener Orchesterleiter Ugo Orrigo das erste Pult als Mandolinespieler mit dem Platz des Dirigenten und hatte nun 36 Musiker vor sich, deren Klang den Kirchenraum füllten. Ausgewählt hatten die Orchester eine „Hommage an Trient“ von Sartori und als offiziellen Schlusspunkt den „Song of Japanese Autumn“ von Kuwahara mit lautmalerischem Schönklang, bei dem Mandolinist Martin Rossbach als Solist glänzte.

Das begeisterte Publikum erklatschte sich zwei Zugaben, eine Tarantella und „Moon River“. Lohnt sich der Aufwand einer Reise über 500 Kilometer für ein knapp zweistündiges Konzert? „Ja“, sagt Orchestervorstand Michele de Luca, „wir wollen helfen, die Städtepartnerschaft mit Leben zu erfüllen“. Und dann böte ein solcher Besuch inspirierende Begegnungen mit anderen Musikern. Das Treffen war ein voller Erfolg.

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