Komödie

Toter Vogel und Banker im Chaos: Der Quasi-Krimi "Der Pfau" ist ein spöttelndes Gesellschaftsspiel

16.3.2023, 17:00 Uhr
Fragwürdige Teambildung-Maßnahmen auf einem schottischen Landsitz - warum auch nicht. Lavinia Wilson in einer Szene der Kinokomödie "Der Pfau".

© Taimas Ahangari/epd Fragwürdige Teambildung-Maßnahmen auf einem schottischen Landsitz - warum auch nicht. Lavinia Wilson in einer Szene der Kinokomödie "Der Pfau".

Als wär's ein Stück von Agatha Christie: ein schottischer Landsitz, Lord und Lady als betagtes Besitzerpaar, eine Köchin und eine Gruppe Investmentbanker, die sich lustlos zum Teambildung-Wochenende versammeln, dazu ein Mordopfer und die Frage, wer ist der Täter? Nur handelt es sich bei der Leiche nicht um einen Menschen, sondern um das titelgebende Geflügel.

Damit ist im Grunde schon der leicht spöttelnde, nie ganz ernst gemeinte Tonfall gesetzt, in dem sich die Auszeit auf dem Lande entfaltet, auf die von vornherein keiner so richtig Lust hat. Chefin Linda muss ihr Männerteam auf den Einstieg einer schottischen Bank in das deutsche Unternehmen vorbereiten und auf ein anstehendes Compliance-Verfahren.

Dafür hat sie einen Herrensitz in Schottland ausgewählt und einen Coach angeheuert. Doch vor Ort stellt sich schnell heraus, dass nichts nach Plan abläuft. Der idyllische Landsitz hat seine besten Zeiten längst hinter sich, es gibt keinen Handyempfang, und die defekte Heizung sorgt zusätzlich für eine fröstelnde Atmosphäre. Zu guter Letzt werden sie dann auch noch eingeschneit.

Der Coach schickt zudem nicht sich, sondern eine blutjunge Vertreterin, deren Maßnahmen eher an Spiel- und Bastelszenen erinnern als an ernst zu nehmende Synergien am Arbeitsplatz: ein Fortbewegungsmittel malen, das den Arbeitszusammenhang symbolisiert, oder im Wald aus vorgefundenen Materialien eine Hütte bauen, in der alle Team-Mitglieder Platz haben. Dazu kommt eine ungute Mischung aus Arroganz und Überheblichkeit, aus Schuldgefühlen und Existenzängsten, die das Klima unter den Probanden vergiftet.

Klima des Misstrauens und der Angst

Hinterlistige Manöver, kleine Sticheleien, offene Unmutsbekundungen, halbherzige Vertuschungsaktionen und aberwitzige Mutmaßungen unterlaufen jeden Versuch, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Sparzwänge und die allgegenwärtige Forderung nach Political Correctness schüren ein Klima des Misstrauens und der Angst, in dem jeder sich selbst der Nächste ist: Teambuilding? Eher nicht!

Die Verfilmung des Bestsellerdebüts von Isabel Bogdan hat der fernseherfahrene Regisseur Lutz Heineking jr. zu seinem Spielfilmdebüt gemacht und dafür ein illustres Ensemble von Schauspielern zusammengestellt: Lavinia Wilson bringt von ihrer Rolle als skrupellose Anwältin in der Serie "Legal Affairs" eine wendige Aggressivität mit, Jürgen Vogel ist mit ungewohnt vollem Haupthaar der einzige Teilnehmer, der gut gelaunte Lässigkeit verströmt. David Kross gibt das unsicher hadernde Küken in der Runde, Tom Schilling überspielt die Schnöseligkeit seiner Figur mit aufgesetzter Überheblichkeit, während Annette Frier mit Schwung in der Küche werkelt, in der alle Fäden zusammenlaufen.

Die Kamera von Philipp Pfeifer und Mathias Schellenberg erhebt sich immer wieder in die Lüfte, um das "Spielbrett" dieses heiter nichtigen Gesellschaftsspiels von oben in den Blick zu nehmen, bevor sie zum nächsten Zug an anderer Stelle wieder eintaucht. (106 Min.)

In diesen Kinos läuft der Film.

Verwandte Themen


Keine Kommentare