Naturschützer sind alarmiert

Dramatisch: Millionen Vögel sterben nach dem Zusammenstoß mit Glasflächen

15.4.2024, 15:00 Uhr
Trauriges Ende: Ein Rotkehlchen ist nach dem Flug gegen eine Glasscheibe tot.

© Elisabeth Hofer/LBV Trauriges Ende: Ein Rotkehlchen ist nach dem Flug gegen eine Glasscheibe tot.

Über 100 Millionen Vögel in Deutschland kollidieren jedes Jahr tödlich mit Glasfassaden. Nicht immer sterben die Vögel sofort daran, sondern verenden erst später an inneren Verletzungen. Damit ist Vogelschlag nach dem Verlust natürlicher Lebensräume die zweithäufigste Todesursache in der heimischen Vogelwelt.

Aus diesem Grund klärt der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) im Rahmen des Projekts "Unsichtbares sichtbar machen – Reduzierung von Vogelschlag an Glas" Bauherren, Behörden und Architekten aktiv über die Problematik auf. "Wenn mehr als vier Vögel pro Jahr auf 100 Meter Fassade an Glaskollisionen verenden, sind die Gebäudeeigentümer laut einem Beschluss des Bayerischen Landesamts für Umwelt in der Pflicht, mit wirksamen Schutzmaßnahmen nachzurüsten.

Folien und Aufkleber mit Mustern, die als ‚hochwirksam‘ getestet wurden, reduzieren das Risiko von Vogelschlag um 90 Prozent", sagt der LBV-Projektmanager Peter Stimmler. Der LBV zeichnet nun Vorzeigeprojekte in Bayern mit der Plakette "Vogelfreundliche Glasfläche" aus, die ihre Gebäude vogelsicher machen und damit einen wichtigen Beitrag für den Naturschutz leisten.

Seit Jahren kleben Greifvogelsilhouetten an vielen Fenstern. Doch die schwarzen Aufkleber haben sich als nahezu wirkungslos erwiesen. Die Silhouetten werden von den Vögeln nicht als potenzielle Feinde wahrgenommen. Dies zeigen Aufprallspuren direkt neben den Aufklebern. Auch die beliebten, unauffälligen UV-Markierungen können Vogelschlag nicht effektiv verhindern, weil viele Vögel kein UV-Licht sehen können.

"Um Glasflächen dauerhaft und wirksam für Vögel sichtbar zu machen, sollten Gebäudebesitzer Fensterfronten über die gesamte Fläche mit Mustern aus Linien oder Punkten markieren. Hierbei gilt die Faustregel, dass unmarkierte Glasflächen nicht größer als eine Handfläche sein sollten", so Peter Stimmler. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl dekorativer, aber auch dezenter Musterfolien, die von Vögeln sehr gut wahrgenommen werden.

Wirksame Muster

Die Auszeichnung des LBV richtet sich an öffentliche und private Einrichtungen, die ihre Glasfassaden großflächig mit wirksamen Mustern vor Vogelschlag schützen. Gebäudeeigentümer und Mieter können sich online um die Plakette bewerben oder von Dritten vorgeschlagen werden unter www.lbv.de/vogelschlag-plakette. Die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen wird von der biologischen Station Hohenau-Ringelsdorf geprüft. Erste Auszeichnungen hat der LBV bereits vergeben.

So erhielten die Gemeinde Bischofsgrün und die Stadt Altdorf die Plakette für die Nachrüstung von Buswartehäuschen mit individuell gestalteten Musterfolien. Die Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg wurde für die Installation von bedruckten Scheiben in einem verglasten Durchgang ausgezeichnet.

Wer Vogelschlag bei sich zuhause reduzieren möchte, findet wirksame Produkte im LBV-Naturshop. Das Schweizer Unternehmen SEEN AG hat gemeinsam mit dem LBV, der Schweizerischen Vogelwarte Sempach und BirdLife Schweiz eine Lösung zur nachträglichen Markierung von Glasflächen entwickelt. Die Vogelschutzmarkierung SEEN Elements macht Glas für Vögel hochwirksam sichtbar und bedeckt dabei weniger als ein Prozent der Scheibenoberfläche. Die Aluminium-Punkte auf Bandrolle sind für private Glasflächen geeignet und einfach anzubringen. Mehr unter www.lbv-shop.de/vogelschutz.

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