Fürth will auf Turnhallen verzichten

Flucht aus der Ukraine: Fürth will möglichst keine Notquartiere in Turnhallen

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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9.3.2022, 16:15 Uhr
Flucht aus der Ukraine: Fürth will möglichst keine Notquartiere in Turnhallen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Als sogenanntes Ankerzentrum ist die Erstaufnahmeeinrichtung in Zirndorf normalerweise für Geflüchtete aus ganz bestimmten Ländern zuständig, von Benin in Westafrika über Kasachstan und Katar bis zu Papua-Neuguinea. Die Ukraine gehörte nicht dazu.

Doch schon kurz nach dem russischen Angriff auf das Land hatte der Freistaat sämtliche Ankerzentren – in jedem Regierungsbezirk gibt es eines, teils mit mehreren Außenstellen (Dependancen) – für die Ukraine "freigeschaltet", um die zu erwartende große Zahl an Flüchtlingen unterbringen zu können. In Zirndorf meldeten sich seitdem rund 3500 Menschen aus der Ukraine, wie die Regierung von Mittelfranken auf FN-Nachfrage mitteilte.

Viele von ihnen, so Regierungssprecher Martin Hartnagel, sind bei Freunden, Verwandten oder Helfern untergekommen. Man habe sie gebeten, dort zu bleiben, bis eine Registrierung erfolgen kann. Diejenigen, die keine andere Möglichkeit hatten, wurden verteilt: 183 Menschen aus der Ukraine wohnen derzeit in der Einrichtung in Zirndorf, 217 in den Außenstellen in Nürnberg und weitere 330 in der neuen Notunterkunft in der Turnhalle der Bertolt-Brecht-Schule in Nürnberg und einem zweiten Notquartier.

Die Aufnahmeeinrichtungen waren zuvor schon zu etwa zwei Dritteln belegt. Im Ankerzentrum Zirndorf wohnen derzeit rund 390 Menschen; maximal 500 könne man hier unterbringen, heißt es seitens der Regierung. In den Dependancen kümmerte man sich vor einer Woche bereits um rund 800 Menschen, man könne dort maximal 1154 Betten anbieten. Die Pandemie schränkt den Spielraum ein.

Auch die Kommunen sind nun aufgefordert, Unterkünfte zu schaffen. "Wir sind dabei, die Optionen auszuloten", sagt Michaela Vogelreuther, Leiterin des Fürther Sozialamts. Die einzige Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber, die es in städtischer Regie noch gibt, sei voll belegt.

Die Frauen und Kinder, die in den vergangenen Tagen aus der Ukraine nach Fürth kamen, seien bislang privat untergekommen. Wie viele es sind, kann Vogelreuther nicht sagen. Sie rechnet damit, dass die Stadt ähnlich wie während der Flüchtlingskrise ab dem Jahr 2014 Räumlichkeiten für einen längeren Zeitraum anmieten wird. Damals war unter anderem das frühere Möbelhaus Höffner zum Notquartier geworden. Später, als die Zahlen zurückgingen, funktionierte die Stadt Hotels und Pensionen zu Unterkünften um.

Hostels im Blick

Hostels und Hotels hat Vogelreuther auch jetzt im Blick. Auf Turnhallen möchte sie diesmal verzichten: "Für mich wären Turnhallen die letzte Option." Dort wären alle, "mit Kind und Kegel", auf engem Raum untergebracht, der Betrieb wäre mit einigem Aufwand verbunden – und dann ist da ja noch Corona.

Das Sozialamt prüft daneben die Angebote, die von Bürgern und Vermietern über www.fuerth.de/wohnraumboerse gemeldet werden – manche wollen Wohnraum kostenfrei bereitstellen, andere gegen eine Miete. Nicht alles ist annehmbar: Ein Zimmer, 30 Quadratmeter, etwa wurde für 360 Euro Warmmiete angeboten. "Die Kosten müssen im Rahmen sein", sagt Vogelreuther. Eine weitere Hürde: Wenn Zimmer nur kurz zur Verfügung stehen, könne das zwar im Einzelfall zur Überbrückung helfen – sollte die Stadt aber eine große Zahl von Geflüchteten unterbringen müssen, könne man nicht mit lauter kurzfristigen Verträgen jonglieren.

So läuft die Anmeldung

Ein Asylverfahren müssen Geflüchtete aus der Ukraine übrigens nicht durchlaufen. Als Besucher können sich ukrainische Staatsbürger 90 Tage lang ohne Registrierung in Deutschland aufhalten. Eine Anmeldung und Registrierung ist nötig, wenn sie finanzielle Unterstützung oder medizinische Versorgung in Anspruch nehmen wollen. Sie können nach §24 des Aufenthaltsgesetzes eine Aufenthaltserlaubnis zum vorübergehenden Schutz beantragen.

Auf der Homepage der Stadt Fürth gibt es inzwischen Informationen für die Geflüchteten. Erste Anlaufstelle ist für viele das Ankerzentrum in Zirndorf. Wer privat untergekommen ist, kann sich aber auch im Fürther Einwohnermeldeamt anmelden: Ein Termin kann unter der Telefonnummer (0911) 974 2326 oder per Mail an ewo@fuerth.de vereinbart werden.

Die Registrierung kann im Ankerzentrum in Zirndorf erfolgen oder bei der Ausländerbehörde der Stadt Fürth (Terminvereinbarung unter der Telefonnummer (0911) 974 23 21 oder per Mail an ausl@fuerth.de). Es besteht dann auf Wunsch die Möglichkeit, einen Aufenthaltstitel nach § 24 AufenthG zu beantragen. Dieser sei erforderlich, wenn zum Beispiel die Ausübung einer Erwerbstätigkeit gewünscht ist.

Im Gasthaus "Grüner Baum", Gustavstraße 34, werden noch bis Donnerstag (stets von 14 bis 20 Uhr) Hilfspakete für die Ukraine gesammelt. Kleidung (außer für Babys und Kleinkinder) wird nicht mehr angenommen. Was gebraucht wird, erfährt man in der Facebook-Gruppe "Wohin in Fürth?"

Der Artikel wurde um 16.15 Uhr aktualisiert.

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