Durchleuchtet

Fraunhofer-Institut: Ganzer Helikopter landet im riesigen Fürther Röntgengerät

Julia Ruhnau

Fürther Nachrichten

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26.3.2023, 15:00 Uhr
Um professionell durchleuchtet zu werden, landete am Wochenende ein Hubschrauber am Fraunhofer-Institut in Fürth.

© Foto: Hans-Joachim Winckler Um professionell durchleuchtet zu werden, landete am Wochenende ein Hubschrauber am Fraunhofer-Institut in Fürth.

Nach der Premiere im Dezember ging die Operation schon zum zweiten Mal über die Bühne: Im Fraunhofer Entwicklungszentrum für Röntgentechnik (EZRT) an der Flugplatzstraße wurde ein kompletter Hubschrauber im Computer-Tomographen (CT) geröntgt.

Saurier und Oldtimer

Die CT-Anlage ist die weltweit größte ihrer Art, sie kommt daher auch mit Schwergewichten wie dem Helikopter problemlos zurecht. Die Testhalle umfasst etwa 400 Quadratmeter – genug Platz für große Objekte aller Art, die hier auf Herz und Nieren geprüft werden sollen. Der Schädel eines T-Rex-Sauriers wurde hier schon gescannt, dreidimensional durchleuchteten die Experten Oldtimer und für das Deutsche Museum einen Raketenjäger aus dem Zweiten Weltkrieg.

Der aktuelle Scan diente dazu, zu zeigen, was mit den Anlagen möglich ist, heißt es in einer Mitteilung des EZRT. Neben dem Vorgang an sich waren auch Landung und der Start des Helikopters ein Erlebnis – denn das Fluggerät kam zur Röntgenanlage geflogen. Dafür war im Vorfeld sogar eine Sondergenehmigung notwendig. Der Hubschrauber setzte am Vormittag zur Landung in Atzenhof an und verließ das Gelände am Nachmittag wieder. Im Rahmen der Aktion gab es die seltene Gelegenheit, das Innere der XXL-CT-Anlage zu besichtigen und sich die Funktionsweise von Experten erklären zu lassen.

Um am Ende ein Röntgenbild zu erhalten, wurde der Helikopter in mehreren Segmenten gescannt. Der Prozess nimmt stolze sechs bis acht Stunden in Anspruch. Die Einzelaufnahmen wurden im Anschluss per Stitching zu einem riesigen Gesamtbild zusammengefügt. Das erzeugte Röntgenabbild ist in diesem Ausmaß und in dieser Auflösung laut Fraunhofer-Institut weltweit eines der größten seiner Art.

Initiiert wurde die Aktion von der Roentgenfabrik, einer Kooperation zwischen dem Fraunhofer Entwicklungszentrum für Röntgentechnik (EZRT) und der LZE GmbH. Auf einer gemeinsamen Online-Plattform können Unternehmen auf innovative Röntgentechnologien des Fraunhofer IIS zugreifen.

Ob zur Schadens-, Funktions- oder Prozessanalyse – Röntgendienstleistungen können für viele Anwendungsbereiche von Interesse sein. Das Fraunhofer-Institut könne Kundenanforderungen identifizieren und deren technische Machbarkeit evaluieren, heißt es. Während die LZE als Vertragspartner gegenüber den Kunden auftritt, sind die Röntgen- und CT-Experten des EZRT für die Durchführung zuständig.

In der CT-Anlage werden übrigens nicht nur Fahrzeuge oder Fluggeräte durchleuchtet. Zum Einsatz kam die Technik bisher unter anderem bei Musikinstrumenten wie einem historischen Flügel, einer Mumie aus Peru sowie Chiffriermaschinen des Militärs – unter anderem der berühmte deutsche Enigma.

Weiterführende Information unter roentgenfabrik.de und www.lze-innovation.de

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