In der Testphase

Fürth testet Pfandringe: So läuft der Versuch

8.6.2021, 06:00 Uhr
Fürth testet Pfandringe: So läuft der Versuch

© Foto: Tim Händel

In Fürth kann man es täglich beobachten: Menschen sammeln Pfandflaschen, um ihren Lebensunterhalt aufzubessern. Wenn sie dazu öffentliche Abfalleimer durchsuchen, ist das entwürdigend – und nicht ungefährlich: Sie kommen mit verdorbenen Essensresten, Hundekot-Beuteln und anderen infektiösen Gegenständen in Berührung oder können sich an Scherben verletzen.

Deshalb hatten die Grünen im Umweltausschuss das Anbringen von Pfandringen an öffentlichen Abfalleimern angeregt. Das Sammeln werde diskreter, würdevoller und weniger gesundheitsgefährdend. Ihr Vorschlag fand parteiübergreifend Zustimmung.

Im Dezember 2020 hat die Stadt Fürth einen Probelauf gestartet und an fünf Standorten die ersten Halterungen installiert: Zu finden sind sie vor dem Bahnhof, in der Fußgängerzone, an der Ecke Friedrichstraße/Rudolf-Breitscheid-Straße und in der Adenaueranlage (2).

Weniger Kosten

Neben dem sozialen Aspekt zielt die Initiative auf mehr Nachhaltigkeit, sagt Diana Perkins vom Amt für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz, die den Modellversuch zusammen mit dem Sozialreferat koordiniert. Die Wertstoffe bleiben im Recyclingkreislauf und werden nicht mehr verbrannt. Das bedeutet weniger Kosten, weniger CO2-Ausstoß, weniger Scherben und einen geringeren Reinigungsaufwand für die Stadt.

Und nehmen die Fürther die Pfandringe an? "Wir schauen uns die Situation regelmäßig an und bekommen vor Ort sowie in den sozialen Netzwerken viel positives Feedback. Passanten und Pfandsammler sind erstaunt, dass es so etwas überhaupt gibt", sagt Perkins, die selbst immer wieder gesehen hat, dass sich Flaschen in den Pfandringen befunden haben.

Doch sie gibt auch zu: Die Beurteilung, wie effektiv die Methode ist, sei nicht gerade leicht. "Wenn die Pfandringe leer sind, weiß man nicht, ob nichts hineingelegt wurde oder ob jemand das Leergut schon mitgenommen hat." Eine Reduzierung der Müllmenge könne man ohnehin nur erwarten, wenn das System großflächig angewendet würde. Man will den Versuch auf jeden Fall weiterlaufen lassen und nach der Testphase in Kooperation mit Grünflächenamt und Tiefbauamt, die für die Leerung der Abfalleimer zuständig sind, klären, ob weitere Pfandringe angeschafft werden.

Deren Urteil nach fünf Monaten: Vandalismus, etwa dass Flaschen zertrümmert werden, hat man nicht festgestellt, dass Coffee-to-go- oder Cola-Becher vom Schnellimbiss darin abgestellt werden, dagegen schon. Ob das mutwillig oder aus Unwissenheit geschieht, könne sie nicht sagen, betont die Leiterin des Bauhofs, Doris Langhardt.

Pappbecher statt Pfandflasche

Dass es auch zur Zweckentfremdung komme, sei leider nicht ganz zu vermeiden, sagt Perkins dazu. Um Unklarheiten zu beseitigen hat man jetzt an den Mülleimern nachträglich Aufkleber angebracht – mit dem Hinweis, dass die Pfandringe nicht für Pappbecher und Co. gedacht sind, sondern für recyclebare Behälter.

Fürth ist mit seinem Modellversuch in der Region nicht allein. Bamberg hat schon 2014 die ersten Halterungen angebracht. Roth hat das Projekt nach einem erfolgreichen Pilotversuch ausgeweitet.

Auch Nürnberg will künftig die Apparaturen testen. Für zunächst ein Jahr wurden an fünf Stellen in der Stadt (Plärrer, Bahnhofsvorplatz, Nelson-Mandela-Platz, Aufseßplatz und Kornmarkt) Pfandringe angebracht, und zwar nicht an Abfalleimern wie in Fürth, sondern an Verkehrsschildern und Laternenmasten. Als Grund wird angegeben, dass sie beim Leeren der Müllbehälter stören würden.

Auch wenn man der Idee vielerorts aufgeschlossen gegenübersteht, schwingt oft auch Skepsis mit. Beklagt wird die Optik und dass die Halterungen kein effektives Mittel zur Bekämpfung der sozialen Problematik seien, die dem Sammeln von Pfandbehältern zugrundeliegt. Diana Perkins sieht die Pfandringe aber auf jedem Fall als ein gutes Zusatzangebot, für das sie sowohl im Mitteilungsblatt der Stadt und auf Social Media weiter werben will.

Entwickelt wurde der Pfandring 2012 von dem Kölner Produktdesigner Paul Ketz. Er bekam dafür sogar den Bundespreis "Ecodesign". "Mit dem Pfandring wird die sonst weggeworfene Flasche zum Geschenk - für die, die es wirklich brauchen", hieß es damals in der Begründung der Jury. Ein alltägliches Problem werde durch einfaches additives Design überzeugend gelöst. Geradezu schwärmerisch heißt es, der Pfandring sei der "Trauring für Ökologie und Soziales".

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