Schließung macht Ärger

Fürther Hardhöhe: Das Postbank-Aus sorgt für Verdruss im Rathaus

27.6.2021, 10:00 Uhr
Fürther Hardhöhe: Das Postbank-Aus sorgt für Verdruss im Rathaus

© Foto: Tim Händel

Die Traditionsfiliale schließt zum 30. Juni. Das erregt auch die Gemüter im Rathaus, einschreiten aber kann die Stadt nicht.

"Als "höchst unbefriedigend" bezeichnete Wirtschaftsreferent Horst Müller die Entwicklung nun im Finanz- und Verwaltungsausschuss. Die Stadt könne in solchen Fällen allenfalls einschreiten, wenn der Konzern keinen neuen Standort im Radius von zwei Kilometern anbiete. Nur: "Den finden die schon immer." Wie gut das Ersatzangebot dann ist, sei eine andere Frage. Für die Kundschaft handle es sich aber immer um eine Verschlechterung.

Ein Postbank-Sprecher hat die Auflassung mit "betriebswirtschaftlichen Gründen" erklärt. Zwar nutzten viele Kunden das Angebot, doch verdiene das Unternehmen an Bargeldabhebungen oder Fragen zum Konto kaum etwas.

Lukrativere Baufinanzierungen, Wertpapiergeschäfte oder Ratenkredite indes würden auf der Hardhöhe kaum nachgefragt. Ein Trend, der sich offensichtlich auch andernorts beobachten lässt: Bis 2022 will die Postbank bundesweit 100 ihrer 800 Filialen dichtmachen.

Um Bankgeschäfte zu erledigen, sollen die Kundinnen und Kunden künftig in die Filiale am Fürther Hauptbahnhof oder nach Zirndorf ausweichen. Bei Partnerbanken in der Innenstadt, einer Tankstelle in Poppenreuth oder bei bestimmten Supermärkten, die Bargeldabhebungen an der Kasse anbieten, können sie mindestens an Bargeld kommen.

Nur wer Pakete abholen oder Briefmarken besorgen will, was bisher auch in der Postbankfiliale möglich war, wird künftig gleich in der Nähe fündig: Reine Postdienstleistungen bietet dann eine Bäckerei in der Ladenzeile an der Soldnerstraße an.

Im Ausschuss hatten die Linken wissen wollen, ob die Postbank die Stadt vorschriftsgemäß über die bevorstehende Schließung informiert habe. Müller, der das zunächst verneinte, korrigierte sich später. Doch, das sei geschehen. Nur ändere es nichts an den Fakten: "Die Postbank bringen wir nicht zurück." Ihm zufolge will die Stadt nun wenigstens den Immobilieneigentümer kontaktieren, einen Privatmann aus Oberbayern, um ihm mit Blick auf einen Nachmieter Hilfe anzubieten und eventuell Anfragen weiterzuleiten.


Postbank schließt: Die Fürther Hardhöhe fühlt sich abgehängt


Im Ausschuss war die Frage aufgekommen, ob man im Rathaus Möglichkeiten sieht, auf die Nachnutzung Einfluss zu nehmen. Doch da sieht Müller schwarz: Die Stadt habe "rechtlich keine Chance."

Andere Fragen aus dem Gremium betrafen die benachbarte Sparkassen-Filiale. Wird sie – nach dem eben erst angekündigten Aus für Sparkassen-Filialen in der Südstadt, im Eigenen Heim und im Landkreis – womöglich auch bald geschlossen? Oder ließe sich, im Gegenteil, gar eine Kooperation mit der Postbank anregen?

Auf FN-Nachfrage reagierte Sparkassenvorstandschef Hans Wölfel auf beide Fragen sehr entschieden. Nein, an der Hardhöhe, neben der Hauptgeschäftsstelle in der Maxstraße sowie den Filialen Stadion, Zirndorf und Langenzenn einem der fünf großen von 18 Standorten in Stadt und Landkreis, werde man nicht rütteln. Die Beschäftigten aus der Robert-Koch-Straße (Eigenes Heim) zögen auch nach dem 30. Juni auf die Hardhöhe um. Und nein, für Kooperationen mit dem Wettbewerber stehe man " nicht zur Verfügung". Das Aufstellen eines Kontoauszugsdruckers oder gar die Bedienung von Kunden des Wettbewerbers etwa komme nicht infrage. Doch sei es dank EDV-gestützter Kontowechselhilfe heutzutage kein Problem mehr, die Bank zu wechseln. Neue Kunden hieße Wölfel willkommen.

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