Streetart in der Fürther Stadthalle

Kulturgaragentage: Wenn die Tiefgarage zur Galerie wird

Armin Leberzammer

E-Mail zur Autorenseite

19.4.2022, 10:00 Uhr
Kulturgaragentage: Wenn die Tiefgarage zur Galerie wird

© Foto: Armin Leberzammer

Mit jeder Ebene, die man weiter in die Tiefgarage der Stadthalle hinabgeht, steigt einem der unverkennbare Geruch nach Lack und Farbe eindringlicher in die Nase. Ganz unten angekommen, wird klar, warum: Unter dem Titel "Kulturgaragentage" haben Jugendliche und junge Erwachsene 20 Parkbuchten im sechsten Untergeschoss dem tristen Betongrau entrissen und mit zum Teil schillernden Graffiti verziert.

Tiefer im Fürther Untergrund dürfte wohl bislang kaum eine Vernissage stattgefunden haben. Und natürlich ist auch der Hausherr gekommen. "Wir wollten hier mit einem coolen Style die Tiefgarage vollsprühen und das ist den Künstlern toll gelungen", sagt Stadthallengeschäftsführer Miguel Ortega. Die Idee dazu hatte er selbst, inspiriert durch das Streetart-Projekt "Kunst am Bauzaun", das im vergangenen Oktober zwischen Stadttheater und Flair zu bewundern war.

Gleichzeitig hofft Ortega, dass die legalen Malereien künftig dabei helfen, den Vandalismus in der Tiefgarage einzudämmen – dabei denkt er insbesondere an rassistische und andere beleidigende Schmierereien. "Eventuell erhöhen die bunten Bilder ja die Hemmschwelle, da wieder was darüberzuschreiben", so Ortega.

Zu den Sprayern zählten Anfänger genauso wie junge Profis. "Ich habe mich sehr über die Möglichkeit gefreut, hier etwas gestalten zu können", sagte etwa Streetartist "Glower". Außerdem sei so eine Tiefgarage doch ideal, um etwas mehr Leben hineinzubringen. Während erfahrenere Künstler wie er sich an zwei Abenden in der Karwoche mit Motiven ihrer Wahl verwirklichen durften, sammelten elf- bis 15-jährige Einsteiger dank eines dreitägigen Workshops des in der hiesigen Szene bekannten Streetart-Künstlers Carlos Lorente erste Erfahrungen rund ums Graffiti.

"Die Idee kam zu uns"

"Bevor wir am dritten Tag hier unten gesprayt haben, hat er uns erst einmal die Grundlagen und Techniken vermittelt", berichtet Teilnehmerin Lilly Groß. Besonderen Eindruck habe zudem der Besuch im Sportpark Ronhof mit einer Führung unter anderem zu den dortigen Wandkunstwerken hinterlassen.

Organisiert wurden die Kulturgaragentage vom Fanprojekt Fürth und vom Kinder- und Jugendhaus Catch Up. "Die Idee kam ja praktisch zu uns", freut sich Daniel Norman vom Catch Up über das Interesse des Stadthallenchefs. Und Ortega will gerne noch mehr Parkbuchten mit Kunst im öffentlichen Raum sehen: Die Beteiligten sind sich einig, im Herbst weitere Flächen zu gestalten. "Uns braucht er da nicht lange zu fragen", erklärt Christjan Böncker vom Fanprojekt mit großer Freude, "denn für sowas sind wir immer gleich zu haben."

Großes Graffiti an der Feuerwache geplant

Wer nicht mehr so lange warten möchte, aber bereits über Erfahrung mit der Spraydose verfügt, kann ab Mai übrigens bei einem weiteren Streetartprojekt mitwirken. Unter dem Motto "Fürth färben" geht es um die Schaffung eines 260 Quadratmeter großen Gesamtkunstwerks an einer der Fassaden der neuen Feuerwache. Die Auftaktveranstaltung findet am 6. Mai im Catch Up statt. Dann soll über das weitere Prozedere, Motive und Themen gesprochen werden. Das Graffiti selbst soll im Juli entstehen.

Keine Kommentare