In der Adenaueranlage

Mahnwache heute in Fürth: Ein breites Bündnis setzt ein Zeichen gegen den Krieg

Wolfgang Händel

Leiter Lokalredaktion Fürth

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24.2.2023, 12:20 Uhr
Kurz nach Beginn des Kriegs, Anfang März 2022, hat es in Fürth schon einmal eine Mahnwache auf breiter Basis gegeben. 

© Tim Händel Kurz nach Beginn des Kriegs, Anfang März 2022, hat es in Fürth schon einmal eine Mahnwache auf breiter Basis gegeben. 

Gemeinsam wollen die Fürther Parteien SPD, CSU, Grüne und FDP mit ihren politischen Jugendorganisationen Jusos, Junge Union, Grüne Jugend und Junge Liberale, das evangelische und das katholische Dekanat sowie die Fürther Gewerkschaft Verdi und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) diesen Freitag um 17 Uhr in der Adenaueranlage ein Zeichen setzen.

„Wir glauben, dass es angesichts dieses bedrückenden Jahrestags auch in Fürth das Bedürfnis gibt, zusammenzukommen und gemeinsam unsere Sorge über den andauernden Krieg, unsere Solidarität mit den Ukrainerinnen und Ukrainern und unseren Wunsch nach Frieden zum Ausdruck zu bringen“, heißt es in einer Erklärung.

Nach einer Begrüßung durch Fürths Bürgermeister Markus Braun und einleitenden Worten des evangelischen Dekans Jörg Sichelstiel ist unter anderem eine gemeinsame Erklärung der Parteien vorgesehen. Als Zeichen der Anteilnahme können Besucher Kerzen mitbringen, die vor Ort angezündet werden. „Eine kleinere Menge Lichter“ stehe vor Ort bereit, so die Organisatoren. Auch eine musikalische Umrahmung werde es geben.

Eine vergleichbare Aktion auf breiter politischer und gesellschaftlicher Basis hatte es kurz nach Beginn des Krieges in Fürth schon einmal gegeben: Anfang März 2022 versammelten sich auf der kleinen Freiheit rund 350 Menschen, um den russischen Überfall, der Leid und Zerstörung brachte, zu verurteilen und die Solidarität mit der Ukraine zu bekunden. Von einem „Angriff auf die freiheitliche Demokratie“ war die Rede.

Ebenfalls zu einer Mahnwache lädt am Samstag um 12 Uhr das Fürther Bündnis „Für Frieden und soziale Gerechtigkeit“ in die Fußgängerzone ein. Gefordert wird dabei, dass der Krieg in der Ukraine sofort gestoppt wird. Es brauche keine Waffenlieferungen, sondern Konfliktlösung und Verhandlungen über einen Waffenstillstand.

Viele Bürgerinnen und Bürger halfen mit Wohnraum

Den bevorstehenden Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine hat Oberbürgermeister Thomas Jung zum Anlass genommen, sich für das Fürther Engagement für die vom Krieg betroffenen Menschen zu bedanken. Dass man schnell reagieren und Geflüchtete aus der Ukraine aufnehmen konnte, sei „in dem Umfang und der Kürze der Zeit“ nur möglich gewesen, weil so viele Bürgerinnen und Bürger Geflüchtete privat untergebracht haben.

Viel Unterstützung habe es auch durch Geld- und Sachspenden von Unternehmen und Privatpersonen, Verbänden und Vereinen gegeben, die Hilfstransporte organisierten. Der 24. Februar 2022 markiere, so Jung, einen Bruch: Der Angriffskrieg Russlands habe „nicht nur Bestürzung hervorgerufen, sondern langjährige, als selbstverständlich hingenommene Gewissheiten widerlegt“.

Das Leid der Menschen, die Zerstörung und Gewalt, die Kriegsverbrechen, die „perfide Propagandamaschinerie Russlands“, die Gefahr für den Frieden in Europa und der Welt sowie das Bewusstsein der Abhängigkeiten im Bereich der Energieversorgung – all das habe uns unmittelbar vor Augen geführt, wie instabil in den 1990er Jahren neu geordnete Kontinent sei.

„Europa und die Weltgemeinschaft müssen Lösungen für einen nachhaltigen Frieden finden“, fordert der Fürther OB. Letztlich müssten sich „Demokratien gegen Diktaturen, Freiheit gegen Unterdrückung durchsetzen“.

Zudem sei es „höchste Zeit, die Themen Globalisierung und Klimawandel weltweit neu zu denken“. Abhängigkeiten in der Energieversorgung, der Versorgung mit Nahrungsmitteln, in der Pharmazie, der Forschung und bei der Förderung wichtiger Rohstoffe müssten aufgebrochen, mehr „dezentrale Strukturen“ aufgebaut werden.

Einige bauen sich ein neues Leben auf

Derzeit leben nach Angaben der Stadt rund 1750 Menschen aus der Ukraine in Fürth, knapp 500 in den bereitgestellten Unterkünften. Viele der Kinder gehen in Kitas und Schulen, „einige Erwachsene haben Arbeit gefunden und bauen sich ein neues Leben auf“, so Jung. Wie viele wieder in ihre Heimat zurückkehren werden, sei nicht einschätzbar.

Der Angriff auf die Ukraine sei „auch ein Angriff auf unsere Freiheit“, sagt der hiesige Bundestagsabgeordnete Tobias Winkler aus Roßtal anlässlich des Jahrestags. Es sei wichtig, dass Russland nicht gewinne, heißt es in einer Mitteilung. Deshalb unterstütze man das Land „auch durch die Lieferung von Waffen“, so Winkler.

"Wenn die Ukraine aufhört zu kämpfen, ist das Land verloren. Diplomatie hätte dann erstmal keine Chance mehr und wir müssten uns große Sorgen um die Sicherheit von Moldau, Georgien, der baltischen Staaten oder Polen machen", ist der Abgeordnete überzeugt.

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