Fürth gibt das Sammeln ab

Preisverfall und Vandalismus: Der Altkleidermarkt wird zum Problem

13.10.2021, 06:00 Uhr
Preisverfall und Vandalismus: Der Altkleidermarkt wird zum Problem

© Foto: Wolfgang Händel

Immer mehr Billigmode, die oft schon nach kurzer Zeit nur noch zum Wegwerfen taugt und kaum mehr weiterverkauft werden kann; Restmüll, Flüssigkeiten oder anderer Abfall, der in den Containern landet und die Kleidung derart verunreinigt, dass sie entsorgt werden muss; eine wahre Flut von aussortierten Klamotten, die während der Pandemie Sammelbehälter überquellen ließ und oft teuer gelagert werden musste, weil die Grenzen geschlossen waren und eine Ausfuhr unmöglich wurde: Die Ursachen für den Preisverfall von Altkleidern, einst ein ziemlich lukratives Geschäft für Kommunen, sind vielfältig.

Auch in Fürth gibt es diese Problematik, deshalb wurde nun beschlossen, gegenzusteuern. Die gute Nachricht für die Bürger: Das System mit den 130 Container an 78 Standorten im Stadtgebiet bleibt erhalten. Wer hier seine aussortierten Hosen, Hemden, T-Shirts und Schuhe einwerfen möchte, kann das auch weiterhin tun. Für die Leerung der grün beschrifteten Behälter und im besten Fall auch für die Reinigung des Umfelds wird ab Juli 2022, wenn der Vertrag mit dem bisherigen Abnehmer ausläuft, aber nicht mehr die Stadt zuständig sein, sondern eine externe Firma. Das soll vor allem die Kosten eindämmen, die in zuletzt permanent gestiegen sind.

Mehrere Gründe dafür nennt Antonius Kaiser, Leiter des zuständigen Amts für Abfallwirtschaft. Zum einen sind da die Personalkosten. Als die Stadt 2015 die Leerung der Container in die Hände der städtischen Abfallwirtschaft legte, war einer von 55 Müllladern mit einem Fahrzeug dafür ausreichend. Doch weil Vandalismus und die Verschmutzung rund um die Sammelbehälter zunahmen, reichte das bald nicht mehr.

Seit 2017 sind nun zwei Mitarbeiter in zwei Fahrzeugen unterwegs, um in kürzeren Intervallen ansteuern zu können. Unterstützung kommt dabei vom Tiefbauamt. "Fast täglich sind Mitarbeiter unterwegs, um Müllansammlungen rund um die Container aufzulesen", sagt Kaiser. Denn: Liegt erst einmal etwas außerhalb, gesellt sich in der Regel schnell weiterer Unrat dazu.

Ein weiteres kostenintensives Problem ist, dass die Abnehmer der Textilien nicht mehr aus der näheren Umgebung kommen. Die Stadt muss inzwischen weite Wege zurücklegen, um die Sammlungen abzuliefern. Die externe Firma, die sich um Abholung, Säuberung und Transport der Altkleider kümmert, soll Abhilfe schaffen. Auch gemeinnützige Anbieter sollen sich bewerben können.

Einsparen möchte die Stadt auf diese Weise Mitarbeiter und Fahrzeuge. Die beiden bislang zuständigen Mülllader sollen allerdings nicht entlassen werden; wenn Kollegen ausscheiden, werden ihre Stellen lediglich nicht nachbesetzt. Neben Personal- und Fuhrparkkosten würden sich durch die Umstellung auch die Mietausgaben für Gebäude zur Lagerung erheblich reduzieren.

Geld in die Kasse spülen soll ein neuer Abnehmer für die rund 440 Tonnen Alttextilien, die in Fürth jährlich gesammelt werden. Eine Markterkundung, die die Vergabestelle des Baureferats bereits anonym durchgeführt hat, gebe Anlass zur Hoffnung, so Kaiser. Das Minus von 95.000 Euro im Jahr 2020 hofft man mit Hilfe einer halbwegs lukrativen Firma auf rund 20.000 Euro drücken zu können. Sollten sich die Preise für Altkleider auf dem Weltmarkt erholen, könnte das Ergebnis sogar noch besser ausfallen, so die Kalkulationen.

Kaiser indes ist es wichtig, dass die Sammelbehälter für die Fürther bestehen bleiben. "Das System wird gut angenommen und funktioniert auch." In anderen Kommunen sieht das ganz anders aus. Hamburg etwa hat bereits vergangenes Jahr sämtliche Altkleidercontainer abgebaut.

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