Nach Stress schaut hier nichts aus, das Gänsequintett lässt den Spaziergänger unbedrängt passieren. Blickfang ist jedoch die Kirche mit ihrer eigenwilligen Architektur.
© Stadtarchiv Fürth/A 4530
Nach Stress schaut hier nichts aus, das Gänsequintett lässt den Spaziergänger unbedrängt passieren. Blickfang ist jedoch die Kirche mit ihrer eigenwilligen Architektur.

Archivperlen

Rätsel-Auflösung: Die hölzerne Notkirche und ein goldener Schuss

Das Foto vom vorigen Samstag zeigt die Martinskapelle in der Hochstraße.

Wer das Bild noch einmal anschauen mag, hat jetzt hier die Gelegenheit – und sieht ein schlank geratenes Gotteshaus, davor einen flanierenden älteren Herrn mit Hut und Mantel, ein Gänseensemble watschelt durch idyllisches Grün.

Aber kann das tatsächlich St. Martin sein? "Die Kirche, in der ich zur Hochzeit meiner Patentante 1953 das Ringkissen getragen habe, war zu dieser Zeit ganz neu", schreibt Herbert Schmidt. In den FN zu sehen war die Vorgängerkirche. Weil die Bevölkerungszahl im Stadtwesten rasant stieg, plante Stadtpfarrer Paul Fronmüller in der Zeit des Ersten Weltkriegs einen Kirchenbau.

Der wäre monumental ausgefallen, hätten die Kriegsfolgen nicht gähnend leere Kassen bedeutet. Woraufhin der Kirchenverein vom Flughafen in Atzenhof eine Baracke kaufte und daraus eine hölzerne Notkirche errichtete – eben jene, die auf unserem Foto abgebildet ist.

"In dieser kleinen Kirche haben meine Eltern 1940 geheiratet", schreibt Leserin Wiegand. Das elterliche Glück währte hoffentlich länger als das der Kirche. Kurz vor Kriegsende, am 21. Februar 1945, wurde sie durch Brandbomben zerstört.

Eine neue Kirche wurde gebaut und 1950 eingeweiht. Die Weihe der Notkirche war im Sommer 1927. Das Foto dürfte also Ende der zwanziger Jahre entstanden sein, das passt auch zum Kleidungsstil des Herrn; genauer weiß es aber auch das Stadtarchiv-Team nicht.

Im Hintergrund links zu sehen ist übrigens die Gaststätte "Wilhelmshöhe", sie gibt es immer noch.

Nachdreher: In der vorvergangenen Woche zeigten wir ein schlichtes weißes Haus im Grünen, davor viele Tische und Stühle. Die Rätselgemeinde blieb ratlos, auch das Stadtarchiv weiß nur, dass es sich um ein Vereinsheim handelt. Nun hat sich Paul Mayr aus Obermichelbach gemeldet, er ist überzeugt: "Das Foto zeigt das Gasthaus Wilhelm Tell am Achterplätzchen in Zirndorf. Es ist das Vereinsheim der Bogenschützen." Der Bau wurde später erweitert, das alte Foto zeigt den Ursprungsbau.

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