Hochwasserschutz und Kriegsbunker

Schliemann-Neubau in Fürth: Zwei Hürden weniger

18.10.2021, 21:00 Uhr
Schliemann-Neubau in Fürth: Zwei Hürden weniger

© Foto: Wolfgang Händel

Weder der Hochwasserschutz noch der im vergangenen Jahr wiederentdeckte Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg sollen das Projekt bremsen. Obwohl das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege den Bunker unlängst als Denkmal eingestuft hat, wird die Stadt eine Abbruchgenehmigung beantragen, kündigte Baureferentin Christine Lippert in der jüngsten Sitzung an. Der Baubeginn für den Gymnasium-Neubau dürfe nicht weiter verzögert werden.

Die Stadt nimmt dabei in Kauf, dass das ausführliche Gutachten, in dem das Landesamt seine Entscheidung begründet, noch nicht vorliegt. "Wir haben nicht die Zeit, weiter darauf zu warten", betonte Lippert. Aufgrund der Bedeutung und der Dringlichkeit des Vorhabens müsse man trotz der Einstufung als Denkmal am Abbruch des Bunkers festhalten. Die Kommune sieht keine Möglichkeit, ihn in das neue Gebäude zu integrieren.

Aus den Reihen der Ausschussmitglieder regte sich kein Widerstand gegen den Abriss. Kamran Salimi (Grüne) forderte vor der Entfernung lediglich eine exakte Dokumentation des Schutzbunkers ein, während sein Parteikollege Felix Geismann sich eine frühzeitigere Information der Stadträte und eine bessere Abstimmung gewünscht hätte.

Laut Baureferat ist der Abbruch für das dritte Quartal 2022 vorgesehen und wegen des "extrem großen öffentlichen Interesses" am Schulneubau gerechtfertigt. Eine Einbindung in den Komplex sei wirtschaftlich, zeitlich und inhaltlich nicht vertretbar. Lasse man das Betonrelikt an Ort und Stelle, rechnet das Baureferat mit Mehrkosten von mindestens fünf Millionen Euro sowie Zeitverzug von einem Jahr – durch entfallende Fördergelder, steigende Baukosten und notwendige Umplanungen.

Was den zweiten umstrittenen Aspekt, den Hochwasserschutz angeht, sieht Michael Müller vom Ingenieurbüro für Wasserwirtschaft aus Kalchreuth keine großen Gefahren für das Wolfsgruberareal, wo der Neubau entstehen soll.

Weder durch Starkregen, der Wassermassen aus Richtung Innenstadt herabspülen könnte, noch durch die unmittelbare Nähe zur Pegnitz ergäben sich Anhaltspunkte dafür, dass ein Schulhaus dort untragbar sei. Das jedenfalls geht aus den Erkenntnissen hervor, die Müller aus seinem von der Stadt beauftragten Gutachten für den Ausschuss zusammenfasste. Positiv zu bewerten sei zudem, dass sich nirgends im Talraum ein Flaschenhals auftue, an dem sich Wasser oder Geröll aufstauen könnten.

"Wir haben bereits die höchsten Sicherheitsstandards in unsere Planungen einfließen lassen", stellte Lippert klar. Nicht nur auf immense Hochwasserfluten, wie sie laut Prognosen alle 100 Jahre auftreten, sei man eingestellt, sondern sogar auf extreme Lagen, wie sie alle 1000 Jahre erwartet werden. Lediglich an der Henri-Dunant-Straße empfahl Wasserbauingenieur Müller kleine bauliche Veränderungen, damit Wasser nach Starkregen nicht in Richtung Gymnasium abfließen kann.

Mit rund 300.000 Euro beziffert das Baureferat die für den Hochwasserschutz notwendigen Maßnahmen – in den Augen von OB Thomas Jung "eine im Verhältnis zur Gesamtbausumme vertretbare Ausgabe".

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