Bilanz des LBV

Schwieriges Jahr für Bayerns Weißstörche: Dauerregen beeinträchtigt Bruterfolg

30.9.2024, 15:00 Uhr
Störche gibt es auch in Fürth inzwischen in großer Zahl. Sie gehören längst zum Stadtbild und gehen bevorzugt in den Flussauen auf Nahrungssuche.

© Wolfgang Händel Störche gibt es auch in Fürth inzwischen in großer Zahl. Sie gehören längst zum Stadtbild und gehen bevorzugt in den Flussauen auf Nahrungssuche.

Roter Schnabel, lange Beine und weißes Gefieder: Mit seinem markanten Aussehen sitzen die Weißstörche noch auf Bayerns Dächern oder machen sich schon auf den Weg in den Süden. Zum Ende des Sommers zieht der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) Bilanz: Wie ist es dem eleganten Schreitvogel, der längst auch in Fürth auf vielen Dächern daheim ist und zum Stadtbild gehört, in diesem Jahr ergangen?

Auch wenn die Bestandszahlen mit rund 1200 Brutpaaren stabil sind, hatte der Weißstorch laut LBV 2024 kein leichtes Jahr. "Der starke Dauerregen in ganz Südbayern hat dazu geführt, dass weniger Jungtiere überlebt haben. Bei einigen jungen Störchen bildete sich durch Nahrungsmangel auch kein normales Gefieder aus", so Oda Wieding, LBV-Weißstorchexpertin.

Viele Jungvögel sind an Nahrungsmangel und Unterkühlung gestorben

Auch wenn die aktuelle Brutsaison noch nicht vollständig abgeschlossen ist, liegen dem LBV schon erste Daten zur Anzahl der 2024 flügge gewordenen Jungstörche vor. "Die heftigen und langanhaltenden Regenschauer im Mai und Juni haben sowohl in Schwaben als auch in Ober- und Niederbayern und Teilen von Mittelfranken dazu geführt, dass viele Jungstörche nicht groß geworden sind.

Die Jungvögel seien an Nahrungsmangel und Unterkühlung gestorben. So wurden zum Beispiel südlich des Ammersees von 60 bis 70 Prozent der Nester Komplettverluste gemeldet, im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sind an 90 Prozent. Trotz dieser Verluste durch Starkregen sorgen stabile Bruterfolge in Nordbayern dafür, dass die Bilanz nicht so schlecht ausfällt wie zum Beispiel im Jahr 2013 während des damaligen Jahrhunderthochwassers.

Der starke Regen brachte allerdings ein weiteres Problem mit sich: Mit nassem und schwerem Gefieder fliegen die Altvögel bei Dauerregen kaum los, um für sich und ihre Jungtiere nach Nahrung zu suchen. Bei älteren Jungvögeln traten deshalb vereinzelt Mangelernährungen und Entwicklungsstörungen auf; zum Beispiel konnten Schwungfedern nicht ordentlich ausgebildet werden. Dadurch entsteht ein sogenanntes Hungergefieder.

"Solche Jungvögel tun sich schwer mit dem Fliegen, landen meist erstmal auf dem Boden in Nestnähe und benötigen Ruhe und Platz zum weiteren Training der Flugmuskulatur auf ortsnahen Wiesen", erklärt die LBV-Expertin. Dabei haben die Störche selbst Strategien, um sich zu helfen: Beim nächsten Gefiederwechsel wachsen den Vögeln neue Federn nach.

Der LBV erhält regelmäßig Rückfragen, warum Horstbetreuerinnen und -betreuer bei solchen Ereignissen nicht eingreifen. "So traurig diese Verluste auch sind, ist das der Lauf der Natur. Im Vogel- und Naturschutz geht es darum, die Erhaltung der Art zu sichern, aber nicht einzugreifen, wenn einzelne Tiere an natürlichen Ursachen sterben", sagt Oda Wieding. Zudem dürfen Wildtiere nicht ohne Weiteres aus dem Horst oder Nest genommen werden. Das ist laut Bundesnaturschutzgesetz verboten und im Zweifelsfall sogar strafbar.

Seit der Jahrtausendwende nimmt der Bestand der Weißstörche in Bayern kontinuierlich zu, der LBV 2024 konnte erneut mehr brütende Weißstorchenpaare als im Vorjahr erfassen. Dieses Jahr gab es allein im Landkreis Ansbach 30 Brutpaare, die sich neu angesiedelt und ein Nest gebaut haben. Vermutlich seien den Fachleuten einige Nester auch noch nicht bekannt. Auch in Nord- und Ostbayern steige der Bestand langsam an. Brutpaare siedeln ein zweites Mal an bekannter Stelle und es bilden sich Kolonien mit mehreren Brutpaaren in einem Ort, wie zum Beispiel in Bayreuth und Regenstauf.

Die Weißstorchkarte des LBV zeigt eine Übersicht der aktuell besetzten Nester unter www.lbv.de/storch. "Dort kann jede und jeder nachschauen, ob das jeweilige Nest und die aktuellen Informationen zur Brut oder dem Nachwuchs schon vermerkt wurden. Ansonsten können Daten gern gemeldet werden", so die LBV-Biologin.

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