
Mit Wohnmobil und Zelt
Trendurlaub: Auf dem Campingplatz in Zirndorf bleibt kein Stellplatz lange frei
Bei einigen Gästen muss Anja Walther schmunzeln - oder staunen. Kürzlich zum Beispiel kam ein Pärchen aus Italien angereist. Mit dabei: ihr Schäferhund. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Wäre da nicht das Transportmittel der drei: ein Smart. Auf dem Dach des Zweisitzers war das Gepäck verstaut, inklusive des Zelts. "Da hab ich gleich mal gefragt, ob ich ein Bild machen darf", sagt Walther. Denn sowas sieht auch sie nicht alle Tage.
Wobei Walther, die den Campingplatz "Zur Mühle" in Zirndorf gemeinsam mit ihrem Mann Andreas und dessen Eltern Monika und Peter Walther betreibt, momentan viel zu sehen bekommt. Denn jetzt, zur Ferienzeit, ist der Platz komplett ausgebaucht - über mehrere Wochen. Dass das Interesse am Campen nach der Pandemie sprunghaft angestiegen ist, merkt man auch auf dem beschaulichen Platz an der Bibert. Wenn nach der Mittagsruhe um 15 Uhr die nächsten Gäste anreisen, bilden sich manchmal lange Schlangen, sagt Andreas Walther. 60 Stellplätze für Touristen gibt es auf dem rund 2,5 Hektar großen Gelände, 180 für Dauercamper. Frei bleibt selten eine Parzelle, sagt Walther. Zumindest nicht zwischen Ostern und den Herbstferien.
Angefangen hat Walthers Großvater einst mit ein paar Plätzen für Dauergäste Anfang der 80er Jahre. Inzwischen sind diese heiß begehrt bei Menschen, die beengt in der Stadt wohnen und dort keinen Garten haben. "Sie kommen im Sommer oft übers Wochenende, genießen das Grün und das Grillen", sagt Walther. Manche Anfrage habe es schon gegeben, ob man nicht dauerhaft herziehen könne. Das sei aber nicht möglich, so Walther.
Der Playmobil-Funpark brachte einen Schub
In den 90er Jahren gesellten sich dann immer mehr Touristen dazu. Einen großen Schub brachte der nahe gelegene Playmobil-Funpark mit sich. Seit er im Jahr 2000 eröffnet hat, reisen Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet an - und auch aus dem Ausland. Da komme dem Platz die Lage zugute, sagt Walther. Gäste etwa aus Holland oder Dänemark machten oft Halt bei ihm, nutzen diesen für einen Besuch im Funpark und fahren dann weiter in Richtung Italien oder Kroatien. Zwei Tage sei die durchschnittliche Verweildauer seiner Gäste. Immer öfter aber kämen Anfragen nach Verlängerung, sagt Anja Walther. "Viele bemerken erst hier, dass es noch viel zu entdecken gibt."
Kiara Neureiter (24) und Daniel Scheucher (23) wussten das schon vor ihrer Anreise, weshalb sie die Parzelle für ihren Wohnwagen eine Woche lang gebucht haben. Ihr Freund stammt aus Österreich, ihm wollte sie nun einmal ihre Heimat zeigen, erzählt Kiara Neureiter. Die beiden erkundeten unter anderem Nürnberg, Erlangen und Schloss Thurn. Wenn sie einmal nicht unterwegs waren, genossen sie die Ruhe auf dem Platz, den sie zum ersten Mal besuchten.
Das tun auch immer öfter Menschen aus der näheren Umgebung, sagt Anja Walther. Kürzlich etwa kam ein Vater mit seinem Kind und einem Zelt aus Nürnberg angeradelt. "Sie wollten einfach ein kleines Abenteuer erleben." Überhaupt brächten immer mehr Menschen einfach ein Zelt mit. Auch den Zug nutzten manche Gäste inzwischen zur An- und Abreise. Daneben gibt es aber auch Besucher, die in noblen Wohnmobilen eintreffen - und dann einen gewissen hohen Standard auf dem Platz vermissen. Die Betreiber bleiben da aber gelassen: "Wir sind eben nur ein Familienbetrieb mit drei Sternen." Dafür sei der Platz auch günstiger als anderswo.
Noch kein "Glamping" in Zirndorf
Dem neuen Trend "Glamping", frei übersetzt etwa "glamouröses Camping, kann man in Zirndorf noch nicht frönen. Unterkünfte wie etwa luxuriös ausgestattete feste Häuschen oder die Möglichkeit, in einem Fass zu schlafen, kann man hier nicht erleben. Dafür haben Vater und Sohn die alte Mühle auf dem Gelände umgebaut. Seit vergangener Saison sind darin drei Ferienwohnungen untergebracht.
Dass etliche Menschen nach der Pandemie das Campen für sich entdeckt haben, lässt sich auf dem Zirndorfer Platz beobachten. Viele kämen mit gemieteten Fahrzeugen, erzählt Anja Walther. Einige haben auch noch mit den ungewohnten Abmessungen ihres Vehikels zu kämpfen. "Dann wird schon mal die Stromsäule umgefahren." Viele hätten auch nicht auf dem Schirm, dass die große Freiheit wegen der gestiegenen Nachfrage etwas eingeschränkt sei. Sprich: Wer denkt, dass ein Anruf auf dem Campingplatz einen Tag vor Anreise noch ausreicht, irrt sich. "Man muss schon einige Zeit im Voraus buchen", sagt Walther. Vor allem in Ferienzeiten sei sonst oft die Enttäuschung groß.
Im Fürther Landkreis gibt es bei einer Absage in Zirndorf noch ein paar weitere Möglichkeiten für Camper. Zwei kleine Campingplätze mit ein paar wenigen Stellplätzen gibt es am Eichensee in Langenzenn und in Wilhermsdorf; letzterer ist FKK-Campern vorenthalten.
Wer nur einen Strom- und Wasseranschluss sucht, um kurz zu verweilen, wird in Cadolzburg, Seukendorf, Wilhermdsorf und beim Playmobil-Funpark in Zirndorf fündig. Drei Stellplätze für eine Nacht gibt es auf dem Pleikershof bei Cadolzburg.
In Fürth hingegen gibt es noch keine Strom- und Wasserversorgung für Wohnmobile oder Wohnwagen. Seit langer Zeit schon steht eine solche Abstellmöglichkeit ganz oben auf der Wunschliste der Tourist-Info. Bislang jedoch konnte noch kein geeigneter Platz dafür gefunden werden.