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"Verhindern, dass sich Geschichte wiederholt": Fürth erinnert an die NS-Opfer der Fürther Sinti

Hans-Joachim Winckler

Redaktion Fürth

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9.3.2024, 11:00 Uhr
"Nie wieder ist jetzt": Der stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma, Roberto Paskowski.

© Hans-Joachim Winckler "Nie wieder ist jetzt": Der stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma, Roberto Paskowski.

Am 8. März 1943 verhafteten die Nationalsozialisten mindestens acht Fürther Sinti, die in das Nürnberger Schubgefängnis verbracht und von dort wenige Tage später gemeinsam mit vielen anderen mittel- und oberfränkischen Sinti nach Auschwitz deportiert wurden. Bis auf eine Person, deren weiteres Schicksal bis heute unbekannt ist, wurden sie im Konzentrationslager ermordet.

Nur wenige kehrten zurück

In aller Frühe, so Roberto Paskowski, seien die Familien in ihren Wohnungen verhaftet oder direkt von ihren Arbeitsplätzen abgeholt worden. Bargeld, Wertsachen und persönliche Papiere wurden ihnen abgenommen. Im Gefangenenbuch des Nürnberger Schubgefängnisses sind allein sechs Angehörige der Familie Mettbach verzeichnet, die in der Würzburger Straße 105 wohnte - außerdem zwei weitere Fürther Sinti.

Eine Woche lang wurden sie im Gefängnis gefangen gehalten, und schließlich nach Auschwitz deportiert. Nur ein Einziger überlebte die KZ-Haft. Insgesamt, so Paskowski, seien von den Nationalsozialisten über 40 Fürther Bürgerinnen und Bürger erfasst und verfolgt worden: "Namentlich die Familien Weggel, Mettbach, Bäumler, Rosenberger, Turbanisch und Höllenreiner. Nur wenige kehrten nach dem Krieg nach Fürth zurück."

Menschenverachtende Einstellung

Es dürfe nie mehr zur Ausgrenzung, Verunglimpfung und Verfolgung von ganzen Bevölkerungsgruppen kommen, mahnte Paskowski, der auch daran erinnerte, dass Beamte des SS-Apparats, die den Völkermord organisiert hatten, oft in Amt und Würden blieben und so "die rassistische Sondererfassung unserer Minderheit ungehindert fortsetzen konnten".

Bürgermeister Markus Braun verwies in seiner Rede auf, dass auch heute wieder solch menschenverachtende Einstellungen Teil unserer Gesellschaft seien. "Die Zustimmungswerte zu rechtsradikalen Parteien machen uns große Sorgen." Umso mehr sei es eine moralische Pflicht, an die Menschen, die von dem NS-Regime verfolgt, gefoltert und getötet wurden, immer wieder zu erinnern. "Nur so können wir verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt."

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