Stunde der Wintervögel

Vogelzählung: Sperling holt den Spitzenplatz - gut geht es ihm aber nicht

Gwendolyn Kuhn

Lokalredaktion Fürth

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26.1.2022, 13:00 Uhr
Vogelzählung: Sperling holt den Spitzenplatz - gut geht es ihm aber nicht

© Foto: Zdenek Tunka/LBV

Vergangenes Jahr, als die Pandemie das öffentliche Leben quasi lahmgelegt hatte, machten so viele Beobachter wie nie bei der Aktion "Stunde der Wintervögel" mit, die der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) seit 2011 jedes Jahr bundesweit veranstalten. Aber auch ohne Lockdown haben viele Interesse, die Natur vor ihrer Haustür zu erleben: Mit 34.300 Menschen in Bayern gab es die zweithöchste Beteiligung an der Zählstunde (2021: 40.400). In Fürth legten sich 193 Bürgerinnen und Bürger auf die Lauer, im Landkreis waren es 317.

Vier Tage lang waren die Bayern rund um den Dreikönigstag dazu aufgerufen, eine Stunde lang Tiere im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu beobachten und ihre Anzahl an LBV und Nabu zu übermitteln.

Die Rangliste der häufigsten Gartenvögel veränderte sich heuer abermals kaum. Wie schon seit vier Jahren, landet der Haussperling bayernweit auf Platz eins, gefolgt von Kohlmeise und Feldsperling. Amsel, Blaumeise und Buchfink belegen die Positionen vier bis sechs.

Diese Ergebnisse zeigen sich, mit wenigen Abwandlungen, ebenso in Fürth und im Landkreis. In der Stadt belegen die ersten sechs Ränge Haussperling, Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise, Amsel und Elster. Im Landkreis tauschen lediglich Blaumeise und Feldsperling die Plätze.

Zwar ist der kleine braune Vogel im Ranking stets vorn mit dabei, gut geht es ihm aber nicht, weiß LBV-Sprecherin Sonja Dölfel. Die Bestände von Haus- und Feldsperling sinken europaweit, sagt sie. Das liege auch daran, dass die Tiere sehr gesellig sind und sich in größeren Verbänden aufhalten. "Deshalb brauchen sie auf relativ kleiner Fläche viele Brutplätze, Versteckmöglichkeiten und Nahrung." Besonders letztere wird auf den intensiv bewirtschafteten Feldern immer weniger.

Weniger Vögel im Garten

Zu kämpfen haben damit auch andere Artgenossen, ebenso wie mit dichter Besiedelung. Das wird deutlich, wenn man einen Blick auf die Zahlen der pro Garten beobachteten Vögel nach Regierungsbezirken wirft. Die häufigsten gefiederten Besucher gab es in Niederbayern (40), gefolgt von der Oberpfalz (36). Am unteren Ende rangieren die stark bebauten Regierungsbezirke Mittelfranken mit 32 und Oberbayern mit 29 durchschnittlich gezählten Vögeln pro Garten. Bayernweit waren es 33 Tiere und damit zehn weniger als noch vor zehn Jahren.

Um ihnen einen angemessenen Lebensraum zu bieten, braucht es laut Dölfel im Garten eigentlich nicht viel. Ein paar "wilde Ecken", in denen Pflanzen ungestört wuchern können, heimische Sträucher, die Nahrung in Form von Beeren bieten und einen reich gedeckten Tisch für Insekten, die eine wichtige Futterquelle sind.

Eine Auffälligkeit in der aktuellen Zähl-Statistik könnte einer Erklärung dafür sein, dass das Nahrungsangebot zu gering ist: Aus jedem zweiten bayerischen Garten wurden diesmal nämlich Buntspechte gemeldet. Im Landkreis landete diese Art auf Platz zehn, in Fürth auf Rang elf. Das könnte verschiedene Gründe haben. Einer davon: Der Bruterfolg war so groß, dass das Futter in seinem Lebensraum Wald nicht mehr ausreicht. Außerdem könnten Vögel aus dem Norden zu uns gezogen sein, wo es milder ist.

Seltene Schleiereule gesehen

Besonders gefreut hat sich Dölfel darüber, dass im Landkreis eine Schleiereule gesichtet wurde. Denn ihr Bestand ist rückläufig, vor allem, weil Nistplätze fehlen. Die nachtaktiven Tiere brüten gern in Scheunen oder Kirchtürmen, wo sie ihre Lieblingsspeise finden: Mäuse.

Immer öfter aber werden diese Gebäude zu- und die Eulen ausgesperrt. Im Landkreis Fürth wurden vermehrt Nistkästen als Alternative aufgehängt. Ein Angebot, das sich auf lange Sicht auszahlen könnte.

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