
Gedenken mit Geläut
Wie vor 80 Jahren das Flammeninferno über die Cadolzburg kam
Für die meisten ist „Krieg“ lediglich ein Begriff aus dem Geschichtsbuch oder den Medien. Jüngere empfinden die Abwesenheit von Krieg heute als völlig normal. Dabei ist dies keinesfalls selbstverständlich. Die ältere Generation erlebte den Schrecken in der Marktgemeinde am eigenen Leib und musste in Schutzräume flüchten - in den Felsenkeller unter dem Marktplatz oder am Richtersgraben. Jetzt wurde eines besonderen Ereignisses gedacht.
Der 17. April 1945 ist ein Datum, das mit Blick auf den Krieg in der Geschichte der Marktgemeinde Cadolzburg eine besondere Stellung einnimmt. Denn damals, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde die Burg ein Raub der Flammen. Zum 80. Jahrestag fand in der Cadolzburg nun eine Themenführung unter dem Motto „Spuren der NS-Zeit“ unter der Leitung von Angela Unterburger statt.
Wer schoss zuerst? Widersprüchliche Aussagen zum Brand der Cadolzburg
Was sich genau zugetragen hat - niemals wird man das genau ergründen können, sagt sie. Ob die US-Armee, die aus Richtung Greimersdorf/Gonnersdorf mit Panzereinheiten und Fußtruppen vorrückte das Feuer eröffnete? Ihr Ziel war es, bis zu Hitlers Geburtstag am 20. April in Nürnberg zu sein, der Stadt der Reichsparteitage. Bis Gonnersdorf kam man aus der Neustädter Gegend recht zügig voran, war die Gegenwehr doch eher gering. Oder schossen doch die noch in der Burg ausharrenden SS-Soldaten zuerst? Steckten diese die Burg gar selbst in Brand?
Die hier seit 1934 untergebrachte Gebietsführerschule der Hitlerjugend war zu jener Zeit schon geräumt. Es gab aber noch Unterlagen und Akten. Möglich, dass die Flammen dadurch genährt, besonders rasch um sich griffen. Man weiß es nicht. Diverse Theorien über die möglichen Ursachen existieren, selbst bei der US-Armee gibt es drei Berichte, die sich widersprechen.
Als die Burg in den Abendstunden vor 80 Jahren in hellen Flammen stand, ging ein Aufschrei durch den Ort. Schnell suchte man Löschgerät zusammen, um das Feuer einzudämmen, das an mehreren Stellen gleichzeitig ausgebrochen war, und ein Übergreifen auf Wohnhäuser zu verhindern. Aber als dann Häuser ebenfalls Feuer fingen, war die Rettung des eigenen Eigentums wichtiger. 57 Gebäude wurden im Ort zerstört. Die Burg selbst brannte mehrere Tage, der Sandstein glühte noch nach einer Woche.

Die verheerenden Folgen: 1157 erstmals namentlich erwähnt, lag die Burg zum Ende des Weltkriegs völlig zerstört in Schutt und Asche. Bausubstanz und Kunstschätze aus dem Mittelalter - auf ewig verloren. Aus Nürnberg, der Burg und dem Museum, waren Exponate, Bücher und historische Gegenstände hierher ausgelagert worden. Als deren Direktor nach dem Krieg die Sachen abholen wollte, erhielt er von Cadolzburgs damaligem Bürgermeister zur Antwort, es genüge „ein Dreirad“. Es war nichts mehr da. Erst mit Beginn der 1980er Jahre wurde die Burg sukzessive wieder aufgebaut, heute ziert sie wieder die Silhouette des Ortes.
Um 17 Uhr ertönte am Tag des jüngsten Gedenkens die Burgglocke und erinnerte an die Stunden vor 80 Jahren. Eingeschaltet von Brigitte Zimmermann und Konrad Müller, ehemaligen Mitarbeitern in der Burg, läutete sie 15 Minuten und mahnte die im Burginnenhof Anwesenden.
In seiner Ansprache brachte es der Zweite Bürgermeister Georg Krauß auf den Punkt: „Gibt es keine Feinde, braucht es keine Grenzen.“ Das Glockengeläut erinnerte auch daran, dass Frieden und Demokratie nicht selbstverständlich sind.
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