Hier darf man sich amüsieren: sogar über und mit Franz Kafka.
© Ullstein; Suhrkamp; C. H. Beck; mare; Montage: Sabine Schmid
Hier darf man sich amüsieren: sogar über und mit Franz Kafka.

Für Kurzentschlossene

Buchtipps für Weihnachten: Hier darf man lachen, sogar über Franz Kafka!

Ganz ohne Ironie geht es nicht. Der wunderbare Schauspieler Samuel Finzi, den man vor allem aus dem Theater, aber auch aus dem Fernsehen (etwa der "Allmen"-Reihe nach Martin Suter) kennt – und für seine lakonisch verschmitzte Art so schätzt –, er besticht auch als Autor: durch Humor.

Seine Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugend in Bulgarien mit dem Titel "Samuels Buch" sind sowohl Autobiografie als auch Schelmenroman, noch dazu ein sehr munteres Kapitel jüdischer Geschichte in Europa nach dem 2. Weltkrieg (Ullstein, 22,99 Euro). Aufgewachsen als Sohn zweier Musiker in Sofia lernte Finzi ebenso hautnah die Liebe zur Kunst kennen wie die immer wieder lächerlichen Umstände kommunistischer Politik. Herrlich pointiert – und ohne jede Eitelkeit.

Kafkas Leben und Werk

Loriots Kartoffelnasen, niedergedrückt, ja geradezu komprimiert durch eine Wiener Dauerdepression, die dann ja auch wieder komische Seiten hat: So konnte man die zauberhaften Figuren des Zeichners Nicolas Mahler ungefähr beschreiben. Bis jetzt. Mit seinen Karikaturen zum Werk Franz Kafkas aber hat er sich noch einmal selbst übertroffen – in seinem Minimalismus wie betont heiterem Miserabilismus.

So hat er nicht nur für das Taschenbuch "Kafka für Boshafte" – der Titel führt in die Irre, denn welcher Autor war weniger boshaft als Kafka? – ausgesucht scharfsinnige Zitate des Deutschpragers verziert, sondern, mit grobem, genialischem Strich, gleich noch eine Art Biografie verfasst: "Komplett Kafka". Endlich einer, der den Humor des "Verwandlungs"- Künstlers K. erfasst! (Suhrkamp, 18 Euro)

Bewältigung des familiären Fernsehalltags

Er ist richtig stolz drauf, und glücklich sowieso: "Eine Umfrage im größeren Verwandtenkreis hat ergeben, dass ich zwar hinter der Mauer aufgewachsen bin", schreibt Jochen Schmidt, "aber mehr Westfernsehen gesehen habe als viele Gleichaltrige aus dem Westen."

Davon zehrt er noch heute. Und hat ja zusätzlich noch Sachen erlebt wie die kleine Hexe "Saxana" aus tschechischer Produktion... Da muss man bei "Harry Potter" nicht wirklich staunen!

So lustig und listig wie der Ostberliner Schmidt, Jahrgang 1970, können nur wenige aus ihrem Leben und der ganzen deutschen Geschichte erzählen – die man auch "Zu Hause an den Bildschirmen" mitbekommt, wie diese hinreißenden Glossen eines von Kind an Glotzsüchtigen zeigen... Man muss nur durchhalten (C. H. Beck, 24 Euro).

Ein Leben "auf des Messers Schneide"

Sogar einem echten Kannibalen ist Elinor Mordaunt begegnet, 1923 auf den Fidschi-Inseln. Da war der aber auch schon hundert und hatte, aus Erfahrung, gar keinen Appetit mehr auf das Fleisch von Weißen. Zu zäh, so sein Urteil, und geschmacklos, wie die tollkühne Engländerin nicht ohne Süffisanz mitteilt...

Es ist überhaupt sehr unterhaltsam, was die vergessene, zu Lebzeiten erfolgreiche Schriftstellerin (1872-1942) von ihrer Weltreise zu berichten hatte. Per Frachtschiff fuhr sie als Reporterin allein von Marseille bis nach Sydney, wovon "Das Buch der Abenteuer" – übrigens das erste Werk von ihr, das jetzt ins Deutsche übersetzt wurde (mare, 34 Euro) – in vielen bunten, lebendigen, humorigen Szenen erzählt. Sie wollte ein Leben "auf des Messers Schneide" – und das bekam sie auch.

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