Kommissar Bosch ermittelt

Der Schimanski von Nürnberg: Krimi-Autor Peter Jokiel

21.4.2021, 13:00 Uhr
Peter Jokiel sprang dem Tod nur knapp von der Schippe und entdeckte nach seiner Genesung die Liebe zum Schreiben.

© Peter Becher Peter Jokiel sprang dem Tod nur knapp von der Schippe und entdeckte nach seiner Genesung die Liebe zum Schreiben.

Aus heiterem Himmel gingen die Lichter aus. Ohne Vorwarnung oder Schmerzen. "Man fällt um und ist tot." Peter Jokiel spricht ganz offen über dieses einschneidende Erlebnis in seinem Leben vor neun Jahren. Der Mann, der am Telefon so lebenslustig klingt und Optimismus versprüht, ist dem Tod damals nur knapp von der Schippe gesprungen, weil seine Frau vom Lärm sofort aufgeschreckt war und Hilfe holte. Dass es kein einfacher Weg zurück ins Leben war, kann man nur erahnen, wenn der "waschechte Nämbercher" vom anschließenden Koma, der Reha und einer "langen Genesungsphase" spricht.

"So ein Ereignis verändert einen natürlich", sagt er sehr ernst. "Die Sicht auf die Welt und die Mitmenschen wandelt sich, man sieht sie aus einem anderen Blickwinkel." Und den wollte er aufschreiben. Warum er diesen Drang verspürt hat, kann der 55-Jährige rückblickend gar nicht sagen. "Ich hatte vorher in meinem Leben noch nie Ambitionen zum Schreiben gehabt", erzählt Jokiel. Er brachte also seine neue Sicht auf die Dinge zu Papier – "grottenschlecht", wie er lachend anmerkt – kam aber auf den Geschmack und entdeckte seine Leidenschaft fürs Schreiben.

"Tatorte" voller Fehler

Warum es das Krimi-Genre wurde, erklärt Peter Jokiel einleuchtend: "Weil ich mich immer über schlechte Krimis geärgert habe." Will heißen: "Nehmen wir so manch eine 'Tatort'-Folge", schlägt er vor, "da reiht sich ein fachlicher Fehler an den nächsten, Handlungen widersprechen den Dienstvorschriften oder sind unlogisch." Was er gar nicht mag: "Die vollkommene Überzeichnung vieler Kommissare, die müssen immer private Probleme haben, sind alkoholabhängig, anderweitig traumatisiert oder total vertrottelt – das ist doch völlig unrealistisch", findet er.

Jokiel weiß, wovon er spricht, denn er hat knallhart recherchiert. "Ich habe mich an die Pressestelle der Polizeiinspektion Nürnberg gewandt und dort bin ich sehr gut beraten worden", berichtet er. "Wenn ein Kommissar Probleme hat oder mental angeschlagen ist, wird ihm kein Fall übertragen", hat er in Erfahrung gebracht. Auch dass er privat mit einigen Polizisten befreundet ist, kam ihm für seine Bücher zugute.

Studiert und sportlich

2017 brachte er seinen ersten Krimi auf den Markt. Sein Anspruch: "Spannung, Witz, Leichtigkeit und Logik müssen ausgewogen sein." Seine Hauptfigur, Kommissar Bosch, habe ihn quasi "angeflogen", wie er sagt. "Mir war wichtig, dass er studiert hat, bevor er zur Polizei ging, denn das ist bei einem höheren Dienstgrad üblich." Dazu kommt noch eine Affinität zu Sport. Und schon war die Figur, die sich durch "Herz, Hirn und Härte" auszeichnet, geboren. Oder wie Jokiel ihn beschreibt: "Eine gesunde Mischung aus Schimanski und einem professionellen Ermittler, der sich an die Dienstvorschriften hält."

Und Jokiel ist ein fleißiger Schreiber: Nach dem zweiten Band im Jahr 2019 erschien nun schon der dritte Fall mit dem Titel "Mörderisches Dorfleben". "Der vierte Band", verrät Jokiel, "ist gedanklich schon in der Mache."

Fragen an die Skript-Autoren

Sein größter Wunsch wäre es übrigens, sich einmal mit einem Drehbuchautoren zu treffen, um zu erfahren, wie sich die ganzen Fehler in den Plot so vieler TV-Krimis einschleichen können. Dem Mann kann doch geholfen werden. Oder, liebe Drehbuchschreiber?


Seine Kultur-Tipps: Peter Jokiel empfiehlt alle Veranstaltungen der Wortkünstler Mittelfranken, die – wenn möglich – regelmäßig in den Räumen der wbg "Sigena" in der Johannisstraße 165 stattfinden. Ebenso ist das Glashaus in der Landesweiler Straße 60 ein "Geheimtipp für gute Unterhaltung". Und die Rote Galerie in der Koberger Straße 57 ist "ein kleiner, aber feiner Treffpunkt für die verschiedensten Künstler."

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