
Praller Klang und viel Gold in der Stimme
Hier gibt's Neues auf die Ohren: Unsere Klassik-Hör-Tipps im November
Wie stark, ja erschütternd bis ins Mark der junge Bariton Samuel Hasselhorn die "Schöne Müllerin" von Schubert mit Gefühlen aufladen kann, das hat man jetzt – pünktlich zur CD – auch beim laut bejubelten Liederabend im Nürnberger Opernhaus erfahren: ein fleischgewordener Kampf von Sehnsucht und Schmerz. Viel leichter, als Einladung gedacht, ist da das schöne neue Album des französischen "Trio Dichter", das auf alten Instrumenten "An Invitation" bei Clara und Robert Schumann anstimmt: Hasselhorn steuert vier Lieder bei. (harmonia mundi)

Eine atemberaubende Karriere legte in nur wenigen Jahren der Countertenor Jakub Jozef Orlinski hin – mit einem Aussehen, das ein bisschen arg ausgeschlachtet wird, siehe auch die neue CD "Beyond" in Silber und Gold! Man lasse sich davon nicht abhalten, denn der junge Pole hat das Edelmetall erst recht in der Stimme – und glänzt damit in italienischen Barockarien, die sowohl von einem Monteverdi wie kaum bekannten Meistern stammen. Il Pomo d'Oro begleitet das runde Programm anregend prall. (Erato)

Auch das Werk von Pietro Antonio Locatelli (1695-1764) aus Bergamo ist eher den Spezialisten bekannt, auf jeden Fall überschaubar. Da hilft ungemein, wenn sich nun Isabelle Faust mit dem Giardino Armonico anschickt, den Geiger und Komponisten, der damals als Starsolist durch Europa (auch Bayern) reiste, als "Il virtuoso, il poeta" anzupreisen. In der Tat hat der Corelli-Schüler ein feines Gespür für lyrisch-leise Stimmungen, die sich dann in großem Stil steigern. Man entdeckt ihn hier wirklich neu! (harmonia mundi)

Zu Vivaldi kehren wir immer gerne zurück – und mag vieles ähnlich klingen, so überraschen einen doch stets auch Details und Dinge, die man so noch nicht gehört hat. Der Geiger Fabio Biondi und sein Ensemble Europa Galante wissen schließlich genau, worauf es bei den Violinkonzerten "Per Anna Maria" ankommt, mit denen sie nun die ehrgeizige Vivaldi-Ausgabe ergänzen. Es sind sechs Werke, die der Komponist und Lehrer für eine begabte Schülerin seines Ospedale della Pietà schrieb, die dann selbst als Interpretin berühmt wurde. Barock at its best. (naïve)

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