Musikschule feiert Jubiläum

Mit Schwung aus der Pandemie: Nürnberg hat wieder ein Jugendorchester

22.3.2022, 05:55 Uhr
Orchesterleiter Stefan Hippe hat sichtlich Spaß mit seinen Schülern.

© Michael Matejka, NNZ Orchesterleiter Stefan Hippe hat sichtlich Spaß mit seinen Schülern.

Aufbruchstimmung bei der Musikschule Nürnberg. Nicht, dass die Schule jemals stillgestanden hätte, doch nach zwei schwierigen Jahren zwischen Pandemie und Trübsal macht sich Hoffnung breit. Der Grund: eine erfolgreich absolvierte Konzertreihe zum 85-jährigen Jubiläum und die Neugründung eines Jugendorchesters.

"Lampenfieber habe ich vor dem ersten Konzert bei den Schülern nicht feststellen können, ich glaube das haben sie in den letzten zwei Jahren verlernt", eröffnet Orchesterleiter Stefan Hippe das Gespräch inklusive kleinem Rundgang in der Kulturwerkstatt auf AEG am Ende der Fürther Straße.

Institution kommt zurück

Das Nürnberger Jugendorchester, lange Zeit eines der größten Jugendorchester Mittelfrankens war 2012 eingestellt worden. Nun feiert es ein Comeback. Der erste Auftritt Anfang März, gleichzeitig der Auftakt des zweiwöchigen Konzertmarathons zum 85-jährigen Jubiläum der Schule, war ein voller Erfolg. Über 100 Leute kamen in den Großen Saal und lauschten den "Ferienbildern" von Ernst-Thilo Kalke.

Auf die Initiative von Gabrielle Rüll, seit 2020 Leiterin der Musikschule, wurde die Institution wieder zum Leben erweckt. "Für mich war es ein großer Wunsch, das Jugendorchester wieder aufzubauen. Einerseits als Aushängeschild der Musikschule, andererseits als Bindeglied zwischen den Altersgruppen", sagt Rüll.

Wer die Struktur der Nürnberger Musikschule kennt, weiß, dass der Großteil der Schüler im Alter zwischen vier und zehn Jahren ist.

Stefan Hippe ist Multiinstrumentalist, studierter Komponist und Dirigent.

Stefan Hippe ist Multiinstrumentalist, studierter Komponist und Dirigent. © Michael Matejka, NNZ

Die Altersgruppe des Orchesters ist nun etwas darüber angesiedelt, das jüngste Mitglied ist aktuell zehn Jahre alt, das Älteste 23. "Natürlich habe ich da ganz unterschiedliche Niveaus dabei", erzählt Hippe. "Aber genau das macht den Reiz aus". Und auch für ihn ist es eine neue Erfahrung, wenn der studierte Komponist, Dirigent und Akkordeon-Spezialist plötzlich Instruktionen für das Euphonium geben muss. Da komme es schon mal vor, dass die Mitglieder über den Dirigenten schmunzeln, wenn der sich selbst erst in das Blechblasinstrument hineinarbeiten muss.

Gemeinschaftsgefühl stärken

Hippe nimmt es mit Humor und freut sich über die Arbeit mit den jungen Menschen. "Es macht sehr viel Freude, wieder in junge Gesichter sehen zu können", erklärt der Dirigent.

Auf die Frage angesprochen, ob sie nach so einer langen Pause ein Nachwuchsproblem sehen, winken Hippe und Rüll ab. Natürlich müsse man nun erstmal wieder von innen heraus wachsen, die besten Schüler seien aktuell in den länger existierenden Orchestern der Region untergebracht. Die Musikschule sei mit ihrem breiten Ansatz und ihrer Vernetzung in der Schullandschaft der Stadt jedoch bestens aufgestellt, so die Verantwortlichen.

"Wir haben hervorragende Voraussetzungen und ich sehe einige talentierte Kinder", so Hippe. Jedoch sei die Talentförderung gar nicht der singuläre Fokus. Es geht vor allem auch um die integrative und gemeinschaftliche Wirkung des Orchesters. "Wir merken, wie sehr die zwei Jahre Pandemie die Kinder auch in ihrer sozialen Fähigkeiten beeinträchtigt haben", sagen Rüll und Hippe unisono. Die Heranwachsenden müssten erst wieder lernen, dass man in der Pause auch mal mit dem Nachbarn reden kann, anstatt ins Handy zu gucken.

Zusammenarbeit mit Opernhaus

Ein Probenwochenende im November soll weiter zum Gemeinschaftsgefühl beitragen und Hippe sieht auch schon Erfolge abseits des Musikalischen. Eine Geigenschülerin - vor einem Jahr aus der Ukraine nach Deutschland gekommen - macht während des Auftaktkonzertes bereits Ansagen auf Deutsch.

Dass die Staatsphilharmonie fast zur selben Zeit die "Junge Staatsphilharmonie" gründete ist übrigens reiner Zufall - die Kommunikation und Kooperation zwischen beiden Häusern ist exzellent, am 16. Juli steht der alljährliche große Auftritt der Musikschule im Nürnberger Opernhaus an. Das Motto: "Miteinander". Wie sollte es auch anders sein.


Das Jugendorchester steht jederzeit für Neugierige offen und begrüßt stets gerne neue Mitglieder. Wer Lust hat, informiert sich auf der Webseite der Musikschule oder kommt während der Schnupperwochen vom 23. Mai an vorbei. Hier können unverbindlich und kostenfrei jegliche Instrumente und Spielformen ausprobiert werden.

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