Politisch engagierte Schauspielerinnen

Nürnberger Filmfestival Türkei Deutschland ehrt Filmstar Iris Berben und Hale Soygazi

19.12.2023, 15:00 Uhr
Iris Berben engagiert sich in Nürnberg. Beim Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis an die kasachische China-Cables-Whistleblowerin Sayragul Sauytbay hielt sie die Laudatio.

© Eduard Weigert Iris Berben engagiert sich in Nürnberg. Beim Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis an die kasachische China-Cables-Whistleblowerin Sayragul Sauytbay hielt sie die Laudatio.

Die türkische Schauspielerin Hale Soygazi bekommt ebenfalls den Ehrenpreis des 28. Filmfestivals Türkei Deutschland.

Die türkische Schauspielerin Hale Soygazi bekommt ebenfalls den Ehrenpreis des 28. Filmfestivals Türkei Deutschland. © © FFTD, NN

Die Schauspielerinnen Iris Berben und Hale Soygazi werden mit dem Ehrenpreis des 28. Filmfestivals Türkei Deutschland für ihre Verdienste um die Interkulturalität des Kinos auf internationalem Niveau ausgezeichnet.

Mit dem Film "791 km" ist Iris Berben aktuell im Kino zu sehen. Links neben ihr Schauspielerin Nilam Farooq.

Mit dem Film "791 km" ist Iris Berben aktuell im Kino zu sehen. Links neben ihr Schauspielerin Nilam Farooq. © Foto: dpa

Wie die Veranstalter mitteilen, eröffnet das Festival am Freitag, 8. März, mit einem Gala-Abend in der Nürnberger Tafelhalle. An der Eröffnung werden neben den Ehrenpreisträgerinnen Iris Berben und Hale Soygazi auch Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König, Kultur-Bürgermeisterin Julia Lehner sowie türkische und deutsche Künstlerinnen und Künstler teilnehmen. Die weiteren Festivalgäste und das Programm der Eröffnung werden im Februar bekanntgegeben.

Die Festivalleiterin Ayten Akyildiz ist über die beiden Ehrenpreisträgerinnen sehr glücklich: "Ich freue mich außerordentlich, mit Hale Soygazi und Iris Berben zwei Künstlerinnen auf unserem Festival in Nürnberg als Ehrenpreisträgerinnen zu begrüßen, die mit ihrem künstlerischen Schaffen für die Aufhebung von Grenzen in verschiedenen Gesellschaftsstrukturen geworben und bestehende Vorurteile immer wieder infrage gestellt haben. Ihr gesellschaftliches, politisches und soziales Engagement macht beide Preisträgerinnen zu inspirierenden Vorbildern." Iris Berben und Hale Soygazi werden den Ehrenpreis am Eröffnungsabend des Festivals persönlich entgegennehmen.

Als eine der bekanntesten und erfolgreichsten Schauspielerinnen der deutschen Film- und Fernsehbranche ist Iris Berbens Karriere so einzigartig wie außergewöhnlich. Stets überzeugte sie in sehr unterschiedlichen Genres und Formaten. Für ihre herausragende Schauspielkunst wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der "Adolf-Grimme-Preis", die "Goldene Kamera", der "Bambi" und die "Romy".

Iris Berben ist in ihren Rollen sehr wandlungsfähig: Hier als Sophie Theissen in einer Szene des Mystery-Thrillers "Paradise".

Iris Berben ist in ihren Rollen sehr wandlungsfähig: Hier als Sophie Theissen in einer Szene des Mystery-Thrillers "Paradise". © Foto: dpa

Berbens Einsatz gegen den Antisemitismus hat sicherlich auch damit zu tun, dass sie nach dem Sechstagekrieg 1967 zum ersten Mal nach Israel reiste, schreiben die Festival-Veranstalter. Bei der bundesweiten Initiative "Gesicht zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland" engagiert sie sich seit Jahren gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Sie ist Mitglied in der Jury des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises.

Hale Soygazis Laufbahn als Schauspielerin stellt im türkischen Kino eine Ausnahme dar. Durch die Auswahl ihrer Rollen und durch eine kompromisslose Interpretation ihrer Figuren sorgte sie mit dafür, dass das massentaugliche Starsystem, aber auch die Männerdominanz nicht nur in der Filmbranche immer mehr in Frage gestellt wurden.

1978 spielte sie in Yavuz Özkans gesellschaftskritischem Film "Maden" (Das Bergwerk) die Hauptrolle, für die sie auf dem bedeutendsten Filmfestival des Landes in Antalya als Beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde. Danach lehnte sie alle kommerziellen Angebote kategorisch ab, engagierte sich nach dem Militärputsch 1980 politisch, setzte sich auch für die Rechte ihrer Kolleginnen und Kollegen in der Filmbranche ein. Ihr Comeback feierte sie 1984 mit der Hauptrolle in Atif Yılmaz’ Film "Bir Yudum Sevgi" (Ein bisschen Liebe), für die sie in Antalya erneut als Beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde.

Danach spielte Soygazi die Hauptrollen in "Bekle Dedim Gölgeye" (Warte, sagte ich dem Schatten) und "Kadinin Adi Yok" (Die Frau hat keinen Namen) von Atif Yilmaz. In der türkischen Kinohistorie gelten diese Filme, die die Geschlechterrollen radikal in Frage stellten und die Welle der sogenannten "Frauenfilme" einleiteten, als Meilensteine.

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