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Nürnberger Museum für Kommunikation: Gegen Hass und Hetze im Netz

Annabelle Hornung

24.6.2024, 10:29 Uhr
Um Hassrede im Netz geht es im Museum für Kommunikation in Nürnberg. ©Jan Buchczik/MSPT

© / Um Hassrede im Netz geht es im Museum für Kommunikation in Nürnberg. ©Jan Buchczik/MSPT

Social-Media-Kanäle sind mittlerweile viel genutzte Dialogplattformen für Politikerinnen, Journalisten oder Organisationen, um eine hohe Reichweite für ihre Themen und Anliegen zu erreichen. So viel zu den Vorteilen – aber es gibt auch negative Seiten. Wer beispielsweise die Kommentarspalte unter einigen Posts des Nürnberger Oberbürgermeisters Marcus König liest, findet dort neben kritischen Äußerungen auch diffamierende, hasserfüllte Aussagen, die „unter die Gürtellinie“ zielen.

Er selbst versuche, auch mit solchen Reaktionen konstruktiv umzugehen, setze aber eine rote Linie bei justiziablen Aussagen, erzählt König im Interview. Der OB ist eine von vielen Persönlichkeiten aus der Metropolregion, die das Kuratorinnenteam für die Videostation zum Thema „Hate Speech“ in der Ausstellung "Potz!Blitz!" interviewt hat.

Kommt in der Ausstellung zu Wort: Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König.

Kommt in der Ausstellung zu Wort: Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König. © Robin Walter

Es kommen neben ihm auch betroffene Journalisten oder Mitglieder des CSD (Christopher Street Day) e.V.-Vorstands und weitere Akteurinnen der Zivilgesellschaft zu Wort. Sieht man sich die Interviews an, wird recht schnell deutlich: Wer in der Öffentlichkeit steht und sich positioniert, bekommt neben Lob und Kritik auch viel Aggression ab. Daher ist es wichtig, Strategien zu entwickeln, um mit Beleidigungen, Diffamierungen oder Drohungen gegen sich oder die eigene Familie umzugehen, denn digitale Gewalt ist ebenso Gewalt wie ein Fausthieb oder eine derbe Beschimpfung von Angesicht zu Angesicht.

Die Besucher können sich kleine Schimpf- und Spottwörter auf Knopfdruck ausdrucken.

Die Besucher können sich kleine Schimpf- und Spottwörter auf Knopfdruck ausdrucken. © Daniel Löb/dpa

Deswegen werden in der Ausstellung auch Hilfsangebote vorgestellt: Hier oder auf dem Expotizer (https://potzblitz.museumsstiftung.de) des Museums kann man sich über bundesweit tätige, aber auch über regionale Initiativen informieren, die sich mit dem Thema auseinandersetzen – sei es digital oder analog. In Bayern sind dies Institutionen wie: „B.U.D. Beratung. Unterstützung. Dokumentation“ (unabhängige Anlaufstelle bei rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt mit Sitz in Nürnberg), „Strong!“ (Hate Speech Meldestelle mit Unterstützungsangeboten bei Diskriminierung und Gewalt für LGBTIQ* sowie Angehörige und Fachkräfte in Bayern) oder „Gewalt los werden“ (Hilfe- und Beratungsangebote für Gewaltschutz und Gewaltprävention).

In der Ausstellung gibt es viel zu hören.

In der Ausstellung gibt es viel zu hören. © Museum für Kommunikation

In den Schulklassenangeboten der Bildung und Vermittlung zu "Potz!Blitz!" wird Hate Speech ebenfalls thematisiert, denn auch Schülerinnen und Schüler sind oft davon betroffen, sei es im Klassenchat oder bei der eigenen Social-Media-Nutzung. In drei unterschiedlichen Führungen mit Praxisphase können sie sich mit den positiven Funktionen von Kraftausdrücken auseinandersetzen, aber eben auch mit deren aktuellen Schattenseiten, wie Hassrede und (digitale) Sprach-Gewalt.

Für die Klassen 3-6 heißt es "Potz!Blitz! Fluchen. Schimpfen. Motzen", für die Klassen 7-10 "Fluchen. Schimpfen. Dissen" und für die Stufen ab Klasse 8 "Fluchen. Schimpfen. Haten". Ziel der Kuratorinnen ist es, Menschen, egal welchen Alters, dafür zu sensibilisieren, dass das Netz keine rechtsfreie Zone ist. Debatten sollen und können zwar hart geführt werden, für Hass und Hetze ist hier aber kein Platz.

www.mfk-nuernberg.de

Dieser Text ist in der Museumszeitung erschienen, einer Kooperation zwischen dem Verlag Nürnberger Presse und den Museen.

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