Spiegel deckte wahre Identitäten auf

Nürnberger Veranstalter fassungslos: Nazi-Band "Weimar" wäre fast im Löwensaal aufgetreten

Philipp Tappe

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13.2.2023, 11:53 Uhr
"Diese Scheißband muss von Universal nicht durchleuchtet worden sein", sagt Peter Harasim.

© Colourbox.de "Diese Scheißband muss von Universal nicht durchleuchtet worden sein", sagt Peter Harasim.

Donnerstagmittag schockte ein Artikel des Magazins Spiegel die Musikbranche: Nach Recherchen der Redakteure stammen drei der vier Mitglieder der Band "Weimar" aus der Thüringer Neonaziszene. Auf Konzerten traten sie mit weißen Masken auf, auch ihre Namen waren offensichtlich falsch. Mutmaßlich, um ihre wahre Identität zu verschleiern. Die drei Mitglieder waren den Behörden bekannt - weil sie in Neonazi-Bands spielten, rechtsextreme Konzerte besuchten, CDs mit antisemitischem Inhalt veröffentlichten oder Mitglied einer rechtsextremen Gruppierung waren.

Ein Ex-Universal-Mitarbeiter und Manager der Südtiroler Deutschrock-Band "Frei.Wild“, der eine Nähe zum rechten politischen Spektrum nachgesagt wird, soll über seine eigene Firma die Band "Weimar" an die Universal Music Group vermittelt haben, die sie unter Vertrag nahm. Ihr Album "Auf Biegen & Brechen“ rangierte 2022 auf Platz fünf der deutschen Album-Charts. Auch dieses Jahr war eine Tour durch Deutschland geplant. Am 9. März sollte "Weimar" im Nürnberger Löwensaal auftreten.

Universal hat diese "Scheißband" wohl nicht durchleuchtet

"Diese Scheißband muss von Universal nicht durchleuchtet worden sein", sagt Peter Harasim, Geschäftsleiter vom Concertbüro Franken und Löwensaal-Veranstalter. Ein externer örtlicher Veranstalter habe den Saal gebucht, Namen möchte er nicht nennen. "Ich will niemanden denunzieren", so Harasim. Gerade da die Musiker mit Universal eine prominent Plattenfirma hatten und in ganz Deutschland spielten.

"Das Album ist textlich eben so gestaltet, dass man keinen klaren Antisemitismus und Faschismus erkennt", sagt Harasim. Auch Musikjournalisten hätten die Band hofiert. Niemandem ist die chiffrierte Neonazi-Sprache aufgefallen. "Weimar" hetzt unter anderem gegen die Presse, spricht von Wölfen und Ratten - eine typische Metapher, die Nazis benutzten, um sich als Wölfe über die Juden (Ratten) zu erheben.

Das Concertbüro Franken sagte - wie alle deutschen Veranstalter - die Konzerte von "Weimar" am vergangenen Donnerstag ab. Universal beendete die Zusammenarbeit, stoppte den Vertrieb der Platte und löschte alle Audios und Videos der Band. Harasim ist überzeugt: "Die werden nur noch braune Ecken für ihre Auftritte finden."

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