Podcast "Mit.Menschen"

"Planetary Intimacies": Der Nürnberger malt abtauende Gletscher und vereint Kunst und Klima

Thomas Correll

Leben

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22.3.2024, 04:55 Uhr
So beeindrucken die Werke von Planetary Intimacies besonders: ausgestellt in der Natur, durch die sie inspiriert sind.

© Planetary Intimacies So beeindrucken die Werke von Planetary Intimacies besonders: ausgestellt in der Natur, durch die sie inspiriert sind.

Er reist mit seinem Rucksack durch Island und beobachtet Gletscher, obwohl er eigentlich die dortigen Wüsten malen wollte. Er lässt sich Jahre Zeit, um den richtigen Ansatz zu finden. Die Faszination für die Gletscher lässt ihn nicht los. Schließlich legt er seine Leinwände auf Gletscherspalten und beginnt, deren Umrisse quasi abzupausen. Dazu färbt die Vulkanasche auf den Stoff ab. Es entsteht ein Abdruck von etwas unheimlich Flüchtigem: "Nach einer Stunde hat sich die Spalte schon wieder verändert - weil die Sonne die Ränder abtaut."

Eine Gletscherspalte, festgehalten auf Leinwand.

Eine Gletscherspalte, festgehalten auf Leinwand. © Planetary Intimacies

Planetary Intimacies ist der selbst gewählte Projektname des Künstlers, eines 35-jährigen Nürnbergers, der großen Aufwand betreibt für seine Werke - aber jeglichen Personenkult ablehnt. Seine Gletscherbilder finden nicht bei allen Betrachtern Beifall. Mit dem Schiff nach Island fahren, dort seinen Kleinbus in entlegene Gegenden steuern - und dann Kunst machen, die auf den Klimawandel, die Erderwärmung, den CO2-Ausstoß hinweist? Planetary Intimacies geht mit diesem Vorwurf gelassen um. Ohne die Irritation, den Widerspruch, der ihm selbst bewusst ist, würde ihn seine Kunst nicht weiterbringen. Er will Fragen aufwerfen, keine Antworten geben.

Auch hier: Kunst vor rauer Landschaft.

Auch hier: Kunst vor rauer Landschaft. © Planetary Intimacies

Er erzählt eine andere Geschichte: Bei einem Festival bewirbt er sich mit einem Kunstwerk, zeigen will er eine umgebaute Kühltruhe, mit der er echte Eisschollen nachbaut - nachfriert könnte man sagen -, deren Form er in Island im 3D-Detail auf seinem Handy gespeichert hat. Darauf muss man erstmal kommen. Sein Beitrag wird aber abgelehnt. Die Truhe laufe schließlich mit Strom. "Zu dem Festival kommen insgesamt über 100.000 Besuchende, die alle essen, Bier trinken, mit dem Auto anreisen - aber der Strom meiner Kühltruhe ist schlecht für die Umwelt!" Die Reaktion sei, schmunzelt er, eigentlich für sich schon wieder Kunst.

Der 35-jährige Künstler reist für seine Werke, etwa nach Island, und scheut keinen Zeitaufwand.

Der 35-jährige Künstler reist für seine Werke, etwa nach Island, und scheut keinen Zeitaufwand. © Planetary Intimacies

In der neuen Folge unseres Podcasts "Mit.Menschen" reden wir mit Planetary Intimacies über die Irritationen des Künstlerlebens, über einen Schicksalsschlag, der ihn erst zur Kunst gebracht hat, und über ein Projekt, mit dem er derzeit im Kunstmuseum Erlangen zu sehen ist.

Das ganze Gespräch ist auf www.nn.de/podcasts zu hören.

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