"Pünktlich wie die Mauerer": Wie Redensarten aus dem Handwerk unsere Sprache prägen

Bamberg - Egal, ob wir jemandem auf den Leim gehen oder jedes Wort auf die Goldwaage legen: Immer ist das Handwerk dabei im Spiel. Bis heute prägt es unsere Alltagssprache viel stärker, als uns bewusst ist.

Wäre es nicht astrein, wenn wir viel öfter Nägel mit Köpfen machen, uns - auch wenn wir unter Strom stehen - von unserer Schokoladenseite zeigen und die Dinge um uns herum wieder ins Lot bringen könnten? In diesem einen Satz steckt viel mehr als eine Frage: Er enthält gleich fünf Redewendungen, die aus dem Handwerk stammen.

Das Cover des neuen Buches © Duden

Schneider und Schreiner, Metzger und Bäcker, Drucker oder Schmiede haben über Jahrhunderte nicht nur unsere Kultur geprägt, sondern auch unsere Sprache. Und zwar sehr viel mehr, als wir das Gemeinhin wahrnehmen. Eine ganze Reihe von Handwerkern - realen wie fiktiven - wurden sogar berühmt. "Das tapfere Schneiderlein" im gleichnamigen Märchen zum Beispiel, Johnny Depp als verrückter "Hutmacher" in "Alice im Wunderland" oder der Nürnberger Meistersinger und Schuhmacher Hans Sachs.

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Wenn es einen Meisterbrief für die Erforschung unserer Alltagssprache gäbe, dann hätte ihn Rolf-Bernhard Essig schon lange. Der Bamberger Sprichwort-Experte hat jetzt für sein neues, im Duden-Verlag erschienenes Buch die 300 beliebtesten sprichwörtlichen Redensarten zusammengetragen, die aus dem Handwerk kommen. Die Goldschmiede ("die Feuerprobe bestehen") leisten dabei ebenso ihren Beitrag wie die KfZler ("auf den Prüfstand kommen"), die Köche ("jemanden in die Pfanne hauen"), die Tischler ("Holzauge, sei wachsam!") oder die Brauer ("etwas wie sauer Bier anpreisen"). Nach diesen und anderen Tätigkeitsbereichen ist das ebenso launige wie informative Buch aufgebaut: Sprachgeschichte nah am Leben und in leicht verdaulichen Häppchen kenntnisreich serviert.

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Allgemeine Handwerksredensarten wie "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" oder "ein wahres Meisterstück abliefern" ordnet man auch als Laie recht problemlos dem Handwerk zu. Bei anderen wie "jemanden hänseln", "auf der Leitung stehen" oder "hanebüchener Unsinn" bringen erst die sprach- und kulturgeschichtlichen Erläuterungen Essigs den Aha-Effekt.

Rolf-Bernhard Essig: Pünktlich wie die Mauerer. Handwerksredensarten und ihre wunderbaren Geschichten, Dudenverlag, Berlin, 189 Seiten, 12 Euro.

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