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Von El Hotzo bis Andrea Petković: Große Namen im Nürnberger Literaturhaus

Wolf-Ulrich Ebersberger

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31.3.2024, 15:00 Uhr
Vom Tennis-Profi zur erfolgreichen Autorin: Andrea Petkovic kommt nach Nürnberg ins Literaturhaus.

© Marijan Murat, NNZ Vom Tennis-Profi zur erfolgreichen Autorin: Andrea Petkovic kommt nach Nürnberg ins Literaturhaus.

Weiß Gott: An hochkarätig besetzten Lesungen ist momentan kein Mangel in Nürnberg. Wie ließe sich etwa besser an Franz Kafka und sein immer noch rätselhaftes Werk andocken als mit der sanft lispelnden Umsicht eines Rüdiger Safranski? Am 10. April, 20 Uhr, stellt der seine neue, naturgemäß philosophisch geprägte Annäherung an den Prager Autor im Literaturhaus vor.

Was malte Oma?

Bereits eine Woche später, am 17. April, kommt dann der quirlige Vielschreiber Heinrich Steinfest mit seinem "Sprung ins Leere" – kein Krimi, sondern ein großer neuer Roman über Kunst und Leben, der wieder einige Ebenen zusammenführt. Eine junge Museums-Kunsthistorikerin in Wien wird da mit dem malerischen Erbe ihrer Großmutter konfrontiert, die folgende Spurensuche führt bis nach Japan...

Und auch den ungebrochen populären Thommie Bayer kündigt der einladende Literatur-Club an: "Einer fehlt" heißt es am 10. Juni. Karten wie immer unter (0911)89 37 02 75 oder tickets@literaturclub-nuernberg.de.

Heinrich Steinfest war auch schon beim Poetenfest Erlangen zu Gast.

Heinrich Steinfest war auch schon beim Poetenfest Erlangen zu Gast. © Harald Hofmann, NNZ

Beim parallel agierenden Literaturhaus-Verein steht nun bereits das Sommerprogramm. Ein breites Themenspektrum tut sich wieder auf, das auch viele zeitgeschichtliche Bezüge hat: Angefangen mit der deutschen Journalistin Ronya Othmann, die zum Beispiel den Völkermord an den Jesiden in Syrien durch die IS-Terroristen beschreibt (19. April, 19 Uhr).

Othmann, selbst jesidisch-kurdischer Abstammung, macht ihren dicken dokumentarischen Roman "Vierundsiebzig" (Rowohlt) zum Monument eines Massakers, das 2014 stattfand und das sie literarisch mit allen Mitteln einzukreisen versucht. Geht das überhaupt, auch ethisch?

El Hotzo im Erlanger Schlosspark.

El Hotzo im Erlanger Schlosspark. © Stefan Hippel

Etwas ganz Besonderes wird sicher das Gastspiel der "ARD-Buchlounge" mit Live-Übertragung aus Nürnberg. Bei Moderatorin Mona Ameziane sind im Literaturhaus dann Sebastian Hotz, besser bekannt als "El Hotzo", und die junge Publizistin Sophia Fritz zugegen (18. Juli). Die Lesung wird später als Podcast verfügbar sein.

Im Café der Moderne

Spannende Schlaglichter auf die Literaturgeschichte werden natürlich ebenso geworfen. Dirk Liesemer etwa spürt am 30. April der Bohème in den Kaffeehäusern Anfang des 20. Jahrhunderts nach: Nicht nur in Berlin, auch in München und Wien gab es ja ein "Café Größenwahn" (Piper), wo sich die Schriftsteller trafen und bis zum ersten Weltkrieg mit viel Kaffee, Klatsch und kolossalem Anspruch an der Moderne laborierten. Amüsant ist das allemal zu lesen.

Auch Jan Koneffke schaut in seinem neuen Roman auf die Literaturszene vor rund 100 Jahren: auf Joseph Roth nämlich und seinen bitteren Weg von Wien ins Pariser Exil. Der Bogen von "Im Schatten zweier Sommer" (Galiani) spannt sich von einer zarten Liebesgeschichte mit einer jüdischen Schuhmachertochter bis zum Untergang des Autors im Alkohol (16. Mai).

Thomas Medicus, Autor aus Gunzenhausen, bewegt sich ebenfalls in dieser tragischen Zeit: Sein Thema am 17. Juni ist Klaus Manns Biografie, die er zum Jubiläum neu und umfangreich erzählt. Vor 75 Jahren nahm sich der schwule, drogensüchtige Sproß Thomas Manns an der Cote d'Azur das Leben.

Anne Weber, Trägerin des Deutschen Buchpreises, hat in den Banlieues von Paris für ihren neuen Roman "Bannmeilen" recherchiert (5. Juni) und Martina Bogdahn, in Weißenburg geboren, ruft in "Mühlensommer" die Zeit ihrer Kindheit auf einem Einödhof in Mittelfranken zurück (24. Juli).

Wunderbar erzählt: Dirk Liesemers Buch über die literatischen Cafés der Jahrhundertwende.

Wunderbar erzählt: Dirk Liesemers Buch über die literatischen Cafés der Jahrhundertwende. © Hoffmann & Campe; Kari Shea/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Als Krimi-Star aus München ist Friedrich Ani mit seinem neuen Kriminalroman "Lichtjahre im Dunkel" zu Gast, hat mit "Stift" aber auch einen weiteren Gedichtband im Gepäck (beide Suhrkamp).

Das Tennis-As erzählt

Und auch das wird sich lohnen: Wenn die Sportlerin Andrea Petkovic aus Darmstadt ihren Weg von der Tenniskarriere zur weithin gelobten Autorin beschreibt: "Zeit, sich aus dem Staub zu machen" heißt ihr zweites, autobiografisches Buch. Ihre Lesung ist am 30. September.

Aufgrund der allgemeinen Teuerung werden die Tickets übrigens auf 14 Euro angehoben. Die Buchung geht weiter nur online unter www.literaturhaus-nuernberg.de.

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