
Von Händel bis Bossa Nova
Wenn unterm Tannenbaum der "Messias" kommt: Unsere Klassik-Tipps für Weihnachten
Ein "Messias" reicht nicht im Leben – es müssen uns schon ein paar, nun ja, erlösen. Und da kommt, rechtzeitig zu Weihnachten, eine neue Aufnahme des Händelwerks, die sich so innig ins Herz des Hörers schmiegt wie wenige andere – das fängt schon mit der Ouvertüre an. Der US-Amerikaner John Nelson, 82, und das English Concert beseelten das Oratorium in der Coventry Cathedral (DVD liegt bei) mit allerhöchster Sensibilität. Fantastisch auch der fein gestaffelte Chorklang sowie Solisten wie Lucy Crowe, Michael Spyres und der ätherische Counter Alex Potter. (Erato)

Stücke von Georg Friedrich Händel sind auch der schöne Hinhörer auf "Wondrous Machine", dem neuen Album der österreichischen Harfenistin Margret Koell. Zwei Orgelkonzerte des Meisters – eines hier erstmals in der originalen Fassung für Harfe, Laute und Lyrichord – dienen Koell als Vorlage, um ihre barocken Instrumente wie die "Welsh Triple Harp" in all ihrer Pracht vorzuführen. Wie leicht und heiter das stimmt! Ergänzend gibt es einige schottische Melodien von James Oswald... (Accent)

Der südamerikanische Gitarrenvirtuose Agustin Barrios (1885 -1944) war bekannt für seinen sanften Ton – den er erzielte, indem er die Stahlsaiten mit Stoff und Papier dämpfte. Nun erinnert Thibaut Garcia, der junge Franzose, an den Musiker aus Paraguay und belegt mit Fingerspitzengefühl, wie dieser sowohl an die Folklore seiner Heimat als auch an die europäische Klassik anknüpfte. Weshalb auf "El Bohemio" zum Beispiel auch Schumanns "Träumerei" auftaucht – eine zauberhafte Wahlverwandtschaft. (Warner)

Lateinamerika hat es, wie man weiß, auch der Jazzsängerin Stacey Kent angetan. Da ist es keine Überraschung, dass die Amerikanerin auf dem neuen "Summer Me, Winter Me" ebenfalls wieder einen Bossa Nova wie "Corcovado" hervorholt. Wie immer kunstvoll mädchenhaft, mit einnehmender Lässigkeit und dem kurzhaarig-kecken Touch einer Jean Seberg. Kent hat ihren Stil, dem die Arrangements geradezu klassisch zuarbeiten. Geigen also für Jacques Brels "Ne me quitte pas". Das sie auf der CD aber auch noch in der englischen Version singt – und dann ganz anders... (Naive)

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